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Stefan Bradl: Wieder Lizenz-Ungereimtheiten beim DMSB

Von Günther Wiesinger
Stefan Bradl

Stefan Bradl

Stefan Bradl hat für Brünn und Misano eine A-Lizenz des DMSB bezahlt und soll dem Verband noch € 1000.- für die FIM-Lizenz hinblättern. «Komisch. Beim Sachsenring-GP hat mich gar keiner nach einer Lizenz gefragt.»

Honda-MotoGP-Werkspilot Stefan Bradl benötigte für die beiden MotoGP-Wildcard-Rennen in Brünn (5. August) und Misano (9. September) eine internationale A-Lizenz und musste deshalb wieder einmal die Dienste des deutschen Verbands in Anspruch nehmen.

«Diese Lizenz brauche ich, um die beiden Wildcard-Rennen fahren zu dürfen», stellte Bradl fest. «Ich habe das alles beantragt und habe die Lizenz auch bezahlt. Das waren wieder die 500 Euro. Inzwischen habe ich meine beiden FIM-Lizenzen für die beiden One-Events bekommen. Danach bekam ich vom DMSB eine neue Nachricht: Ich müsse pro Event, an dem ich teilnehme, noch einmal 500 Euro an den DMSB überweisen, weil die FIM diesen Betrag dem DMSB angeblich in Rechnung stellt.»

Bradl hat diesen Betrag bisher nicht überwiesen, trotz einer Erinnerung am vergangenen Montag. Er will zuerst die Rechnung der FIM an den DMSB sehen, mit der Teamvereinigung IRTA über die Rechtmäßigkeit dieser Forderung Rücksprache nehmen und sich auch mit FIM-Präsident Vito Ippolito über dieses Gebaren unterhalten.

«Ich bin längst im Besitz der FIM-Lizenz, die kann mir also keiner mehr wegnehmen», sagt Bradl. «Komischerweise bin ich auf dem Sachsenring den WM-Lauf gefahren, und dort hat kein Mensch irgendeine Lizenz sehen wollen, weder von der IRTA noch der Dorna oder von der FIM. Null. Deshalb habe ich auf die Mahnung des DMSB vorläufig nicht reagiert. Ich will eine Rechnung sehen und ausserdem möchte ich wissen, was mit diesen 500 Euro passiert. Und was passiert, wenn ich nicht bezahle? Darf ich dann nicht starten? Ich habe ja alle Lizenzen...»

Schon 2017 gab es mit dem DMSB Ärger

Schon vor eineinhalb Jahren hat sich Stefan Bradl wie manche andere deutsche WM-Kollegen über den DMSB gewundert.

Und immer wieder melden sich bei SPEEDWEEK.com deutsche Lizenznehmer, die vom DMSB kurioserweise aufgefordert werden, die Lizenzgebühren in ein Kuvert zu stecken oder persönlich in Frankfurt in Bargeld vorbeizubringen.

Ein Schelm, wer Böses dabei denkt.

Elektronische Banküberweisungen sind beim DMSB offenbar auch im Jahr 2018 nicht unbedingt erwünscht.

Wir haben von unterschiedlichen Rennfahrern gehört, dass sie sich von den beim DMSB für die Lizenzen zuständigen Mitarbeitern nicht gerade freundlich behandelt fühlten. Von Überheblichkeit, mangelnder Hilfsbereitschaft und eitler Herablassung war vielfach die Rede.

Unangenehme Erfahrungen machte 2017 neben Stefan Bradl auch Sandro Cortese. Das sind genau jene beiden Piloten, die immerhin als einzige deutsche Rennfahrer in den letzten 20 Jahren einen GP-Weltmeistertitel gewonnen und dem DMSB dadurch viel Ruhm und Anerkennung eingebracht haben.

Stefan Bradl hat in der MotoGP-WM in den fünf Jahren von 2012 bis 2016 nie einen Euro für eine Lizenz bezahlt. Die Lizenz wurde von der FIM ausgestellt und über das Team ausgehändigt.

2017 hätte der Red Bull-Honda-Pilot wegen des merkwürdigen DMSB-Gebarens beinahe nicht am Superbike-WM-Auftakt in Australien (25./26. Februar) teilnehmen können. «Ich musste betteln, dass sie mir noch eine Lizenz rechtzeitig bis zum Saisonstart ausstellen», erklärte der Moto2-Weltmeister von 2011.

Da der DMSB selbst bei einem Ex-Weltmeister wie Bradl die Lizenz nur gegen Vorauskasse ausstellt, musste der Bayer extra einen Abgesandten nach Frankfurt schicken, der dort den Betrag in «cash» ablieferte. Im Jahr 2017, wohlgemerkt. Dabei hat Bargeld heute längst einen unsauberen Beigeschmack. Und wozu wird auf den Antragsformularen eine Deutsche-Bank-Kontonummer angeführt, wenn man im Zeitalter des «electronic bankings» bar zahlen muss?

Die Kosten für Bradl beliefen sich 2017 insgesamt auf ca. € 1.700.–, die an den DMSB gingen. Man braucht eine A-Lizenz national, dann eine Inter-Straßen-Lizenz und dazu noch jeweils eine SBK- oder GP-Lizenz. «Ich hatte Glück, dass ich 2017 die Superbike-WM gefahren bin. Denn für Grand Prix-Fahrer ist es nochmal 155 Euro teurer», stellte Bradl fest.

Auch Sandro Cortese war stinksauer, als der DMSB 2017 auf einmal mit diesen Kosten aufgetaucht ist. Denn auch in den GP-Klassen Moto3 und Moto2 gab es für die deutschen Fahrer in den letzten Jahren bis 2017 null Aufwand und null Kosten, alles hat dank der FIM reibungslos funktioniert.

Aber dann stieß der DMSB 2017 auf eine neue Einnahmequelle, rechtzeitig passend zum Jubiläumsjahr, das eventuell ein paar stilvolle Orgien für die Funktionäre mit sich brachte und zu zusätzlichen Kosten führte. Also wurde ausposaunt, es sei nicht rechtmäßig gewesen, dass die FIM die GP-Lizenzen einfach kostenlos ausgestellt habe.

Cortese: «Zehn Jahre nichts bezahlt»

«Ich fahre seit mehr als zehn Jahren Grand Prix und habe vor der Saison 2017 noch nie einen Cent für die Lizenz bezahlt», wunderte sich Sandro Cortese, Moto3-Weltmeister 2012 auf KTM. «2017 musste ich plötzlich für GP-Lizenz und nationale Lizenz zusammen fast 2000 Euro bezahlen. 1500 kostet die Internationale Lizenz, die nationale kostet mehr als 400 Euro.»

Cortese weiter: «Ich habe angefragt, ob es für die WM-Fahrer eine Unterstützung durch den DMSB gibt. Aber da wird nichts gemacht. Ich habe gesagt, die paar deutschen WM-Fahrer sollte man eigentlich unterstützen. Wir haben vom Verband noch nie irgendetwas gekriegt. Ich finde das... Also gut.»

Man muss dem DMSB zugute halten: Er will von den WM-Piloten nur das Beste – ihr Geld.

Übrigens: Sogar eine Lizenz für eine One-Event-GP-Wildcard kostet für einen deutschen Fahrer nicht weniger als 465 Euro.

Auf welche Paragraphen sich der DMSB bei seiner neu erfundenen Abzocke stützt, weiß von den prominenten Lizenznehmern niemand.

«Und es ändert sich auch nichts bei diesem Verein», seufzte Stefan Bradl.

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