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Valentino Rossi: Warum hat Yamaha keine Titelchancen?

Von Günther Wiesinger
Valentino Rossi

Valentino Rossi

Vor einem Jahr hat sich Yamaha-MotoGP-Projektleiter Tsuya für das schlechte Material entschuldigt. Aber Yamaha steht zum vierten Mal in Serie gegen Honda auf verlorem Posten. Die Suche nach der Ursachen.

Das Yamaha-Werksteam mit Maverick Viñales und Valentino Rossi liegt in der MotoGP-Sommerpause in der WM-Tabelle nur auf den Rängen 5 und 6. Maverick hat in Assen Ende Juni endlich wieder für einen GP-Sieg gesorgt, es war sein erster seit Australien im Oktober 2018. Bei Rossi sind seit dem letzten GP-Sieg zwei Jahre verstrichen.

Der Engländer Lin Jarvis, Managing Director von Yamaha Motor Racing, hat seit 2015 Lorenzo) keinen WM-Titel mehr gewonnen. Verwunderlich ist auch, dass das Werksteam seit 2017 regelmäßig durch die Kundenteam-Fahrer wie Zarco, Folger, Quartararo und Morbidelli vorgeführt wird. Rossi führt das auf die Tatsache zurück, dass Yamaha bei der Weiterentwicklung der M1 in den letzten zwei Jahren keine Fortschritte erzielt hat.

Aber 2019 fahren alle vier Yamaha-Piloten Modelle aus diesem Jahr, wenn auch in unterschiedlichen Versionen. Trotzdem ist das neue Kundenteam von Petronas oft schneller.

Yamaha beteiligt sich seit 1961 als Hersteller an der FIM Motorrad-Weltmeisterschaft. Aber das heutige Werksteam existiert in dieser Konstellation in der «premier class» erst seit 1999. Damals entstand mit Yamaha Factory Racing eine eigene Rennfirma nach dem Muster von HRC; bei Ducati Corse, KTM Factory Racing und Aprilia Racing wird es ähnlich gehandhabt.

Das europäische MotoGP-Hauptquartier von Yamaha befindet sich seit vielen Jahren in Gerno di Lesmo bei Monza. Zwar wurde das Yamaha-500-Team Mitte der 1970er-Jahre (Fahrer: Agostini, Saarinen, Kanaya usw.) aus Japan betrieben. Doch dann lagerte Yamaha die WM-Teilnahme aus. Bis zum Ende der Saison 1998 wurde das Werksteam von Yamaha in der 500-ccm-Weltmeisterschaft von ehemaligen Champions wie Giacomo Agostini, Kenny Roberts und Wayne Rainey betrieben.

Vor knapp einem Jahr hat sich Yamaha-Projektleiter Kouji Tsuya nach Platz 14 von Rossi beim Spielberg-GP am Freitag demütig für die technische Misere in der MotoGP-WM vor den Medien entschuldigt.

Der Japaner wirkte zerknirscht und niedergeschlagen, denn er hatte sich in den Tagen davor von seinen Starpiloten einiges anhören müssen. Mit Maverick Viñales und seinem Crew-Chief Ramon Forcada kam es schon in Brünn 2018 fast zum Eklat. Beim Österreich-GP erklärte Tsuya voller Demut und mit weinerlicher Stimme: «Wir entschuldigen uns bei unseren Werkspiloten für die schlechte Performance unserer Maschine. Wir schuften bei Yamaha so unermüdlich wie immer, um die Probleme zu lösen. Wir werden in der kommenden Woche in Misano testen und nach dem Silverstone-GP in Aragón testen. Wir tun alles, um unser Bike konkurrenzfähig zu machen und Lösungen zu finden.»

Trotzdem liegt Viñales jetzt bereits 100 Punkte hinter Leader Márquez, Rossi sogar 105.

Niemand kann abschätzen, was bei Yamaha in den letzten Jahren schiefgelaufen ist und warum die M1 auf manchen Pisten fast siegfähig ist (Rossi führte 2018 in Sepang und Valencia und verlor 2019 in Texas nur knapp gegen Alex Rins) und auf anderen Strecken die Werksfahrer manchmal nicht einmal ins Q2 bringt.
2017 schimpfte Rossi, das Chassis verschleisse die Reifen zu stark, es wurden pausenlos neue Chassis gebaut.

Im Januar 2018 klagte Rossi, es liege wohl an der Elektronik statt am Chassis, durch die aggressive Leistungsentfaltung hielten die Reifen in den Rennen nicht bis zum Schluss durch. Und jetzt wird lamentiert, es fehle an Motorleistung.

Beim Sepang-Test im Februar 2019 hatten die Yamaha-Stars die Wahl zwischen zwei Motorspezifikationen, Viñales plädierte für die eine, Rossi für die andere. Ähnlich geht es auch bei den Updates für das Chassis zu.

Rossi verkündete kürzlich, er wisse nicht, welche Motorversion schließlich für 2019 homologiert worden sei. Aber das war wohl nur die halbe Wahrheit. Es war ihm anzusehen, dass er mit der Wahl nicht wirklich einverstanden war.

«Die endgültige Motor-Spezifikation war ein Kompromiss zwischen den unterschiedlichen Bedürfnissen der Werksfahrer im Winter. Man muss sich ja vor dem Saisonstart für eine Spezifikation entscheiden», erklärte Lin Jarvis im Gespräch mit SPEEDWEEK.com. «Die Fahrer haben unterschiedliche Sichtweisen auf gewisse Dinge. Der Motor, den wir am Ende für die Saison gebaut haben, war weder A noch B. Es war eine Kombination von A und B. Vielleicht entspricht diese Version nicht exakt den Wünschen beider Fahrer. Aber man muss eine Wahl treffen. Yamaha hat sich für die sanftere Motorversion entschieden, denn zu diesem Zeitpunkt hatten wir Mühe mit der Beschleunigung, dem Grip, Wheelspin und der Reifenlebensdauer. Inzwischen haben wir einige dieser Probleme gelöst, aber dafür bezahlen wir den Preis für den Mangel an Motorleistung.»

MotoGP
 Ergebnis, Sachsenring:

1. Marc Márquez. 2. Viñales. 3. Crutchlow. 4. Petrucci. 5. Dovizioso. 6. Miller. 7. Mir. 8. Rossi. 9. Morbidelli. 10. Bradl. 11. Rabat. 12. Pol Espargaró. 13. Iannone. 14. Nakagami. 15. Abraham. 16. Syahrin. 17. Bagnaia. 18. Oliveira.

WM-Stand nach 9 von 19 Rennen:

1. Márquez 185. 2. Dovizioso 127. 3. Petrucci 121. 4. Rins 101. 5. Viñales 85. 6. Rossi 80. 7. Miller 70. 8. Quartararo 67. 9. Crutchlow 67. 10. Pol Espargaró 56. 11. Morbidelli 52. 12. Nakagami 50. 13. Mir 39. 14. Aleix Espargaró 31. 15. Iannone 21. 16. Lorenzo 19. 17. Zarco 16. 18. Rabat 14. 19. Rabat 14. 20. Bradl 12.

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