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Petronas Yamaha: «Messlatte 2020 noch höher legen»

Von Nora Lantschner
Ein erfolgreiches Team: Razlan Razali und Johan Stigefelt

Ein erfolgreiches Team: Razlan Razali und Johan Stigefelt

2019 bestritt Petronas Yamaha SRT die erste MotoGP-Saison – und sicherte sich mit Fabio Quartararo und Franco Morbidelli den Titel des besten Independent-Teams. Razlan Razali und Johan Stigefelt im Interview.

Als erster Rennstall aus Malaysia gab die Petronas-SRT-Truppe von Razlan Razali, die schon in der Moto3- und Moto2-WM vertreten war, 2019 auch das Debüt in der Königsklasse. Mit Fabio Quartararo setzte das Yamaha-Kundenteam auf das richtige Pferd, denn der Aufsteiger des Jahres fuhr in seiner Rookie-Saison sechs Pole-Positions und sieben Podestplätez heraus. Franco Morbidelli stand zwar im Schatten seine jungen Teamkollegen, aber der Moto2-Weltmeister von 2017 trug mit elf Top-10-Ergebnissen seinen Teil dazu bei, dass Petronas Yamaha sich auf Anhieb zum besten Independent-Team in der MotoGP-WM kürte.

In der Moto3-Klasse bescherte John McPhee dem Team aus Malayisa außerdem den ersten GP-Sieg. 2020 bekommt der Schotte den Malaysier Khairul Idham Pawi zur Seite gestellt, der in die kleinste Klasse der Motorrad-WM zurückkehrt. Seine Moto2-Saison 2019 endete aufgrund einer komplizierten Handverletzung schon in Jerez. In der Moto2-Klasse wird Petronas Sprinta 2020 auf zwei Fahrer aufstocken: Jake Dixon und Xavi Vierge wurden verpflichtet.

Im Interview sprechen Team Principal Razali und Team Director Johan Stigefelt über die Erfolge und Herausforderungen der ersten MotoGP-Saison und blicken auf die zukünftigen Aufgaben voraus.

Wenn euch jemand in Valencia vor einem Jahr gesagt hätte, dass das Team im ersten MotoGP-Jahr diese großartigen Ergebnisse einfahren würde, was hättet ihr dazu gesagt? Wie zufrieden seid ihr?

Razlan: Ich hätte das nie geglaubt, wenn uns jemand die großartigen Ergebnisse, die wir in unserem ersten Jahr erreicht haben, vorausgesagt hätte. Wir habes es nicht erwartet. Wir sind in die Saison gegangen und haben uns darauf verlassen, dass Franco liefern wird, ausgehend vom Ziel, das wir für ihn zum Beginn der Saison gesetzt haben: Das war ein Top-6-Platz in der Weltmeisterschaft – und für Fabio der «Rookie of the Year»-Titel.

Wir hatten überhaupt nicht erwartet, dass wir das schaffen würden, was wir als Team erreicht haben, und dass unsere Fahrer so gut performen würden, vor allem Fabio. Wir sind extrem zufrieden mit dem Jahr, es war eine wundervolle Märchensaison.

Zum ersten Mal war das Team 2019 in allen drei Klassen vertreten. Was war dein Highlight, Johan?

Johan: Das Highlight der Saison war für mich, als wir in Katar mit allen drei Teams angekommen sind, nach einer harten Saison 2018, in der wir das Team zusammengestellt haben. Wir haben so hart gearbeitet, damit alles bereit war – und das erste Rennen in Losail war ein stolzer Moment, einer der Meilensteine des gesamten Projekts.

Natürlich war die Saison in der MotoGP großartig, das Erreichte lag weit über unseren kühnsten Erwartungen. Wenn man so will, war das ganze Jahr für uns ein großes Highlight.

Warum war das Team dazu in der Lage, das GP-Fahrerlager so zu überraschen?

Razlan: Wir haben mit dem MotoGP-Team einen starken Auftritt hingelegt, nicht nur mit der Performance unserer Fahrer. Wir kamen zum ersten Rennen in Europa und haben mit unserer Präsenz an der Strecke Eindruck hinterlassen. Die Leute haben sofort gesagt, wie freundlich das Team war. Wir haben uns 2019 sehr gut präsentiert, nicht nur in der MotoGP, auch in der Moto2 und Moto3.

Wir sehen nicht wie Rookies aus – es wirkte, als wären wir schon lang dort gewesen. Natürlich waren wir das mit dem Moto3-Team auch, aber die MotoGP ist eine ganz andere Angelegenheit. Wir haben es geschafft, frische Luft in das Fahrerlager zu bringen.

Was ist der Schlüssel dazu, alle drei Teams zu einer Gruppe zu vereinen?

Johan: Für mich – als Team Director in allen drei Klassen – war es so wichtig, alle als Team zusammenzuhalten. Jedem ihm Team zuzuhören und mit jedem zu reden ist der Schlüssel. Ich versuche neben dem Boss auch ein Freund zu sein, der ihnen zuhört. Am Ende des Tages ist es ein harter Job, wir verbringen viel Zeit weit weg von unseren Familien und müssen sicherstellen, dass wir in der Box eine angenehme Atmosphäre haben und sich alle gut aufgehoben fühlen.

Wie unterschiedlich oder ähnlich sind sich die drei Teams?

Johan: Die Grundlagen, um ein Team zu führen, sind in allen Kategorien gleich. In der MotoGP ist der Druck von den Medien, den Sponsoren und Fans aber größer. Ich war ein bisschen überrascht und schockiert, wie viel Aufmerksamkeit wir auf uns gezogen haben, aber das ist eine Folge des Erfolgs und davon, dass wir mit Petronas so einen großen Namen als Partner haben. Jeder weiß in der Motorsport-Szene, wer sie sind. Ich bin stolz darauf, dass wir den Namen tragen.

Welche sind eure Lieblingsmomente des Jahres 2019?

Razlan: Es gibt zwei Momente, über die ich viel nachgedacht habe. Der erste war der erste Sieg von John beim Frankreich-GP, als das Team zum ersten Mal eine Sieg auskosten konnte. Danach war es das erste Podium von Fabio in Barcelona, was auch ein großartiger Moment war. Natürlich hatten wir am Ende sechs Pole-Positions, aber es in unserer Rookie-Saison zum ersten Mal auf das Podest zu schaffen, war einfach nur fantastisch.

Johan: Ich habe zwei Lieblingsmomente, angefangen mit Johns erstem Sieg für das Team. Es war eine große Erleichterung für uns, weil wir fünf Jahre lang in der Moto3-Klasse gearbeitet haben und ich Druck gemacht hatte, einen Top-Fahrer zu bekommen. Als wir John verpflichtet haben, wusste ich, dass er ein guter Fahrer sein würde – und nach nur fünf Rennen fuhr er auf Pole-Position und zum Sieg.

Der zweite große Moment war die Pole von Fabio und der zweite Startplatz von Franco in Jerez. Wir kamen dort mit einer neuen Hospitality, neuen Aufliegern und einem ganz neuen Set-up in Europa an und haben Eindruck hinterlassen, bevor wir überhaupt auf die Strecke gegangen sind. Die Pole war dann ziemlich surreal.

Das erste MotoGP-Jahr ist auch das erste mit Yamaha. Wie läuft die Zusammenarbeit?

Razlan: Es ist eine steile Lernkurve, aber wir haben von Yamaha unglaublichen Support bekommen – auf kommerzieller und technischer Ebene. Yamaha ist sehr glücklich mit dem, was wir leisten, und wir sind sehr glücklich mit der Unterstützung, die wir erfahren haben. Es fühlt sich so an, als wären wir nicht nur ein Kunde sondern ein Partner. Wir tragen gemeinsam dazu bei und entwickeln die Motorräder für 2020.

Wie wichtig war diese Saison für den Grand Prix und insgesamt den Motorsport in Malaysia? Was ist der nächste Schritt?

Razlan: Für den Malaysia-GP war es fantastisch, das Team zu haben. Die Leute kamen in Scharen, um nicht nur das Event sondern unser Team zu unterstützen. Mehr als 100.000 Besucher am Sonntag war großartig – und dass so viele von ihnen unser Team-Merchandise getragen haben, macht mich sehr stolz. Auch wenn die Ergebnisse nicht das waren, worauf wir gehofft hatten, war es immer noch großartig, von der Pole zu starten.

Vielleicht können wir im nächsten Jahr besser sein, aber wir haben den Kids in Malaysia etwas gegeben, worauf sie hinarbeiten können. Sie sehen nun, dass der Traum, ein MotoGP-Fahrer zu werden, wahr werden kann, wenn man hart arbeitet.

Für 2020 setzt das Team auf vier bekannte Gesichter, dazu kommen zwei neue Fahrer in der Moto2-Klasse. Außerdem werdet ihr in der MotoGP-Klasse zwei A-spec-Bikes von Yamaha einsetzen. Was dürfen wir erwarten?

Johan: Weil wir 2019 so gut gestartet sein, werden wir für 2020 Druck haben. Die erste Saison waren die Flitterwochen, aber nun müssen wir an die Ergebnisse anknüpfen und unserem Image gerecht werden. Wir müssen gleichzeitig dafür sorgen, dass das Team so zufrieden und glücklich bleibt. Die Herausforderung wird größer sein, aber wir werden darauf vorbereitet sein. Wir haben die Messlatte hoch gelegt, aber das Ziel wird sein, sie noch höher zu legen. Jeder im Team will besser sein – und keiner ist happy, bis unsere Performance nicht unseren Erwartungen entspricht.

2019 war ein hartes Jahr in der Moto2, es ist schön, einen erfahrenen Fahrer wir Xavi Vierge und einen erfrischenden und hungrigen Mann wie Jake Dixon zu haben. Jake kann überraschen und Xavi braucht nur den Feinschliff, um an der Spitze zu sein.

In der Moto3 haben wir die Messlatte mit John hoch gelegt und wir wissen, woran wir arbeiten müssen, um an jedem Wochenende an der Spitze zu sein. Pawi kehrt in die Moto3 zurück, was auch eine Herausforderung sein wird – aber er kennt die Klasse und das Bike und war dort in der Vergangenheit erfolgreich. Ich freue mich darauf, ihn und John zusammenarbeiten zu sehen.

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