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Publikumsliebling Nicky Hayden bleibt unvergessen

Von Günther Wiesinger
Am 22. Mai 2017 ist Nicky Hayden an den Folgen eines Rennradunfalls gestorben. Erinnerungen an einen der beliebtesten Motorradrennfahrer der letzten 20 Jahre.

Am Nachmittag des 22. Mai 2017 stellten die Ärzte in der Bufalini-Klinik in Cesena/Italien im Einverständnis mit der Familie und den vier Geschwistern die lebenserhaltenden Maschinen ab; Nicky Hayden verlor im Alter von 35 Jahren sein Leben. Der MotoGP- und Superbike-Star war bei einem Rennradunfall lebensgefährlich verletzt worden.

Der verhängnisvolle Unfall ereignete sich wenige 100 Meter vom «Misano World Circuit Marco Simoncelli» entfernt, als Nicky Hayden mit seinem Specialized-Rennrad unterwegs war. An der Kreuzung von der Via Raffaelli zur Via Tavoleto kollidierte er mit einem Autofahrer in einem schwarzen Peugeot 206 Coupé.

SPEEDWEEK.com besuchte die Nicky-Hayden-Gedenkstätte in der Nähe der GP-Strecke im vergangenen September, wo immer noch fast jeden Tag die Fans des Ex-Weltmeisters frische Blumen vorbeibringen und kurz innehalten. 

Und der tödliche Unfall hat immerhin dazu geführt, dass diese Gefahrenstelle jetzt durch einen Radweg entschärft wurde, der von der Via Raffaelli, aus der Nicky kam, gefahrenlos ohne Berührung mit dem Querverkehr in die Via Tavoleto mündet.

Durch die Wucht des Aufpralls wurde der 35-jährige Amerikaner aus Owensboro in Kentucky gegen die Windschutzscheibe und dann auf die Fahrbahn geschleudert und lebensgefährlich verletzt. Hayden wurde zuerst ins Krankenhaus nach Rimini gebracht und dann mit dem Helikopter in die neurologische Spezialklinik «Ospedale Maurizio Bufalini» in Cesena geflogen, wo die Ärzte um sein Leben kämpften.

Es wurden eine Gehirnblutung in Folge eines Schädel-Hirn-Traumas sowie diverse Brüche im Bereich von Brust und Becken diagnostiziert. Diese Brüche konnten aber wegen des hoffnungslosen Gesundheitszustands nie behandelt werden.

Auch die Kopfverletzungen waren so schwerwiegend, dass die Ärzte von Anfang an von einem «sehr kritischen Zustand» sprachen. Hayden konnte deshalb nicht am Kopf operiert werden, im EEG waren nur schwache Gehirnströme messbar. Wenige Tage nach dem Unfall wurden die lebenserhaltenden Maschinen abgeschaltet.

Nicky Hayden wurde 2002 Superbike-Champion in den USA und debütierte im Jahr darauf in Suzuka/Japan in der MotoGP-WM.

Durch seine offene Art, sein spitzbübisches Lächeln, seine immer positive Einstellung und seinem nie enden wollenden Kampfgeist wurde der Amerikaner schnell zu einem der beliebtesten Rennfahrer der MotoGP-Ära.

Für Nicky war das Glas immer zu drei Viertel voll. Er verstand es, Menschen zu begeistern und zu motivieren. Eine Lichtgestalt, ohne Frage.

Als der allseits beliebte Honda-Star 2006 im großen Showdown in Valencia Valentino Rossi besiegte, denn der Italiener stürzte im Rennen und Hayden wurde Dritter und somit MotoGP-Weltmeister wurde, machte sich «Kentucky Kid» unsterblich.

Hayden fuhr von 2003 bis Ende 2008 für das Repsol-Honda-Werksteam und verbrachte dann ab 2009 fünf Jahre im Ducati-Corse-Werksteam.

2014 und 2015 unterschrieb er für das Honda-Open-Class-Team von Jorge Martinez. Zwischen 2003 und 2015 eroberte die Nummer 69 in 218 Rennen 28 Podestplätze, darunter drei Siege: einen in Assen und zwei in Laguna Seca. Er startete in der MotoGP-WM fünfmal von Pole-Position und fuhr siebenmal die schnellste Rennrunde. 1698 WM-Punkte hat Nicky auf seinem MotoGP-Konto.

2016 wechselte Hayden mit Honda Motor Europe in die Superbike-WM. In seinem ersten Jahr wurde er WM-Fünfter, er gewann das Regenrennen in Sepang, bis heute der letzte Honda-Sieg in der Superbike-WM, und eroberte drei weitere Podestplätze.

In der Saison 2017 fuhr Hayden bei Red Bull Honda an der Seite von Stefan Bradl das erfolglose Vorgängermodell der heutigen Fireblade, insgesamt startete der Motorradfreak in 38 Superbike-WM-Läufen und sammelte 288 WM-Punkte.

Nicky wollte als erster Fahrer US-Meister, MotoGP- und Superbike-Champion werden. Doch ein verhängnisvoller Verkehrsunfall riss den populären Champion aus dem Leben.

Fünf Jahre später denken wir an die Tragödie von Misano und an so manches gemeinsame Erlebnis. So traf ich Nicky jedes Jahr im Januar bei der Ducati-Teamvorstellung im Skiort Madonna die Campiglio. In seiner ersten Ducati-Saison 2009 wagte sich der Amerikaner dort erstmals auf Skier, der Anfänger-Unterricht der Skilehrer wurde ihm bald zu langweilig.

Am Nachmittag des ersten Skitages fuhr niemand mehr dem dreifachen MotoGP-Sieger davon. Er nutzte seine Furchtlosigkeit, sein Gleichgewichtsgefühl und seine Kraft, um mit allen anderen Begleitern, die schon Jahrzehnte auf Ski standen, mitzufahren.

Nicky verzichtete weitgehend auf das Kurvenfahren, seine Domäne waren die High-Speed-Geradeausfahrten. Das Motto: «Je mehr Kurven, desto größer die Sturzgefahr.» 

Nicky, du hast die Szene über so viele Jahre mit deiner einzigartigen Persönlichkeit bereichert.

Wir haben dich nicht vergessen. 


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