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Carmelo Ezpeleta über Mateschitz: «Großer Verlust»

Von Günther Wiesinger
Heute wird auf dem MotoGP-Startplatz eine Gedenkminute mit Applaus für Red Bull-Chef Didi Mateschitz abgehalten. Dorna-CEO Carmelo Ezpeleta trauert um einen guten Freund.

Carmelo Ezpeleta, seit 30 Jahren CEO von GP-Promoter Dorna Sports S.L., nahm die Nachricht vom Ableben des Red Bull-Chefs Didi Mateschitz Sonntagfrüh beim Motorrad-GP in Malaysia erschüttert und tief betroffen zur Kenntnis. Denn der österreichische Energy-Drink-Unternehmer hatte den Motorradsport über Jahrzehnte hinweg nachdrücklich unterstützt, schon 1997 übernahm er den Yamaha-500-ccm-Rennstall mit Piloten wie Corser, Cadalora, Crafar, Laconi und Garry McCoy, der einige Halbliter-GP-Siege eroberte.

Später gab es zwischen Dorna und Red Bull langfristige Partnerschaften als Naming Rights-Sponsor bei den Grand Prix in Laguna Seca, Indy, Texas und Jerez. Und als einmal beim Laguna-Seca-GP kein namhaftes Red Bull-Team am Start war, kaufte Mateschitz die Werbeflächen des Suzuki-Werksteams mit Kenny Roberts und John Hopkins als One-Event-Sponsor für 300.000 US-Dollar. 

2007 wurde der Red Bull Rookies-Cup aus der Taufe gehoben, der seither mehr als 150 GP-Fahrer hervorgebracht hat und Weltmeister von Zarco, Brad Binder, Martin, Raúl Fernández bis zu Joan Mir. Ab 2016 kam es noch zu einem Vertrag für die Rückkehr des GP von Österreich auf dem Red Bull Ring, dazu sponsorte der Getränkekonzern als verlässlicher Partner in den letzten 30 Jahren Hunderte Motorradrennfahrer in allen Disziplinen von Grand Prix über Superbike bis zur Dakar-Rallye und zum Motocross und Bahnsport.

Auch unzählige Teams in allen Motorsportsparten wurden irgendwann von Red Bull finanziert, von Repsol-Honda über LCR-Honda bis zu KTM und Tech3 sowie Aki Ajo Motorsport.

Auch Personal Sponsorships gehörten zum Alltag – wie heute in der MotoGP bei Binder, Oliveira, Miller, Zarco, Martin, Di Giannantonio, Nakagami, Gardner und Raúl und Augusto Fernández und viele andere mehr.

Carmelo Ezpeleta hatte eine Ahnung von der schweren Krankheit von Didi Mateschitz, denn schon vor der Saison 2021 wurde ein Meeting zwischen ihm, Mateschitz und Formel-1-Chef Stefano Domenicali in Salzburg abgesagt. Nachher erschien der Steirer nicht mehr zu den MotoGP-Events in Spielberg 2021 und 2022. «Ich habe Didi seit dem zweiten MotoGP-WM-Lauf 2020 in Spielberg nicht mehr gesehen», erinnerte sich der Spanier heute früh im Dorna-Büro auf dem Sepang Circuit beim Gespräch mit SPEEDWEEK.com. «Als Steirer war er sehr froh, weil wir den zweiten Event damals in der Corona-Zeit als Steiermark-GP bezeichnet haben.»

Zu diesem Zeitpunkt nach 9 Uhr hatte das Dorna-Management bereits eine Entscheidung getroffen. «Wir werden am MotoGP-Grid heute um 14.43 Uhr eine Gedenkminute für Herrn Mateschitz abhalten. Aber nicht eine Schweigeminute, sondern wir werden eine Minute lang applaudieren. Denn wir sind sicher, das wäre in Didis Sinne», schilderte Ezpeleta. «Ich habe auch mit Formel-1-CEO Stefano Domenicali beim Grand Prix in Austin gesprochen. Sie werden am Sonntag dasselbe machen. Und wir werden diese Minute auch beim Superbike-WM-Lauf in Argentinien durchführen.»

Carmelo Ezpeleta hat den Österreicher Didi Mateschitz 2002 beim Estoril-GP kennengelernt. Es entwickelte sich bald eine enorme gegenseitige Wertschätzung. Mateschitz betonte immer wieder: «In der MotoGP bekommst du den besten Gegenwert für dein Geld.»

«Der Tod von Dietrich Mateschitz ist nicht nur ein großer Verlust für uns und für mich, sondern für die ganze Welt», setzte Ezpeleta gerührt fort. Er war um 5 Uhr früh in Kuala Lumpur über den Tod des langjährigen Geschäftspartners und Freundes informiert worden.

«Red Bull war viel mehr als ein Partner von Dorna. Didi Mateschitz hat den Motorsport verändert – und auch die ganze Welt. Das System, wie er die Dinge gemanagt hat, war einzigartig. Der Motorsport hat nur ein Bruchteil seines Erfolgs ausgemacht. Doch wie er als Getränkehersteller Automobil-Konzerne wie Ferrari und Mercedes besiegt hat, das verdient unseren größten Respekt. Was er angepackt hat, ist zum Erfolg geworden. Im Fußball mit Red Bull Salzburg, RB Leipzig, in der Formel 1, überall. Alles!»

Mateschitz begnügte sich in der Anfangsphase mit der üblichen Rolle als Sponsor. Doch er sah bald ein, dass bei diesem Konzept viel Geld in den Taschen der Teambesitzer versandete oder einfach ungeschickt investiert wurde.

Also wurde er Fußballclub-Besitzer und Formel-1-Rennstallbesitzer, gestaltete und bestimmte – und stellte die Welt auf den Kopf.

«Didi Mateschitz hat mir gleich beim ersten Treffen in Portugal 2002 versichert, wir würden eine gute Show machen, er sei froh hier sein zu dürfen», erzählte Carmelo. «Danach haben wir uns immer wieder bei den Grand Prix getroffen. Das Agreement für den Österreich-Motorrad-GP 2016 haben wir beim Valencia-GP am Samstag vereinbart. Er wollte diesen Deal mit mir persönlich abschließen, nicht über eine Agentur. Er war auf Verschwiegenheit bedacht. Wir haben keine Vertragsdauer vereinbart, denn Didi legte einfach fest: ‘Im Prinzip gilt dieser Vertrag für immer’. Das war typisch für ihn. Er hat sich nie in den Vordergrund gerückt und auch in der Formel 1 die Protagonisten Dr. Marko und Christian Horner an der Spitze agieren lassen. Ich bin dankbar, diese Persönlichkeit mit den Jahren so gut kennengelernt zu haben. Er hat meine Familie und mich jedes Jahr zum Ski-Weltcup-Rennen nach Kitzbühel eingeladen und einmal zum Fußball-EM-Match von Spanien in Salzburg. Am nächsten Tag hat er mir bei einem Helikopterflug die Schönheiten von Österreich gezeigt. Der Pilot war ein Weltmeister im Akrobatikflug… Es war teilweise abenteuerlich.»

«Red Bull hat auch den Breitensport gefördert, sogar der Asian Talent Cup, den wir hier in Sepang mit zwei Rennen austragen, ist Bestandteil des ‘Road To MotoGP’-Konzepts mit dem Red Bull Rookies Cup. Ich könnte mich drei Stunden lang über die Vorzüge von Dietrich Mateschitz unterhalten. Viele Leute sahen ihn nur als reichen Milliardär. Aber seine Bodenständigkeit war liebenswert, er war immer ansprechbar. Ein beispielhafter Mensch.»

Auch viele Teammanager und Teambesitzer von Lucio Cecchinello über Gresini-Direktor Carlo Merlini bis zu Aki Ajo, Hervé Poncharal und Francesco Guidotti drückten ihre Anteilnahmne und Trauer aus.

Aprilia-Renndirektor Massimo Rivola, der in der Formel 1 für die Scuderia Torro Rosso (jetzt AlphaTauri) von Red Bull tätig war: «Dietrich Mateschitz war eine der wenigen Personen, die die Welt verändert haben.»

Das Marketing-Konzept von Red Bull soll nach dem Tod von Didi Mateschitz unverändert weitergeführt werden. «Alles ist geregelt», betonte der Unternehmer immer wieder, wenn er auf die Zeit nach ihm angesprochen wurde.   

Das Red Bull KTM MotoGP-Team wird sich heute in Sepang mit dem Slogan «Danke Didi» vom Verstorbenen verabschieben, das soll auf den Boxentafeln stehen und vielleicht auch auf den Bikes. 

«Wir werden Didi immer in Erinnerung behalten. Das ist das Beste, was wir tun können», seufzte ein tief bedrückter Carmelo Ezpeleta.


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