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LCR-Teamchef Cecchinello: «Support von Honda wichtig»

Von Günther Wiesinger
Lucio Cecchinello

Lucio Cecchinello

LCR-Honda-Teambesitzer Lucio Cecchinello weiss, dass ein Kundenteam wie LCR schwierigen Zeiten entgegengeht. Deshalb will er eine enge Zusammenarbeit mit HRC.

LCR-Honda-Teambesitzer Lucio Cecchinello räumte im Gespräch mit SPEEDWEEK.com ein, dass er die Dringlichkeit und die Dynamik des MotoGP-Transfermarkts im Juli unterschätzt hat.

Als die Werksteams von Repsol-Honda, Movistar-Yamaha und Ducati Corse ihre Jetons für 2015 gesetzt hatten, setzte in der zweiten Juli-Hälfte blitzartig ein heftiges Tauziehen um die verbliebenen attraktiven MotoGP-Plätze ein.

Honda und LCR wurden offenbar von der Tatsache überrumpelt, dass die Neueinsteiger Suzuki (Aleix Espargaró und Maverick Vinales) sowie Aprilia (Marco Melandri und Alvaro Bautista) drei MotoGP-Topfahrer vom Markt holten.

Dadurch stieg die Nachfrage nach den restlichen Top-5-Kandidaten bei etlichen Spitzenteams. In dieser Phase entschied sich Stefan Bradl für den Transfer zu Forward-Yamaha.

Lucio, Honda hat offenbar die Situation auf dem Fahrermarkt falsch eingeschätzt. Es wurden bei LCR etliche Kandidaten für die Bradl-Nachfolge ins Spiel gebracht. Erst als bis 21. Juli alle abgesagt hatten, von Maverick Viñales über Aleix Espargaró bis zu Cal Crutchlow, bekam Bradl ein Angebot.

(Er seufzt tief). Ich glaube, das ist die Realität. Die Tatsache, dass neue Werke einsteigen, wird die Zukunft und die Projekte der unabhängigen Teams beeinflussen. Denn diese Kundenteams haben weniger Macht bei der Fahrerverpflichtung als die Werksteams.
Gute Fahrer werden es vorziehen, bei einem Werk zu unterschreiben. Weil sie dort Werksunterstützung haben können und dazu ein gutes Salär. Teams wie LCR können nur überleben, wenn wir einen Partner wie HRC haben, der uns unterstützt.
Deshalb ist es meine Absicht, weiter eng mit HRC zusammenzuarbeiten.

Werden für die Kundenteams zumindest 2016 die Leasing-Kosten sinken, wenn alle Teams die Einheits-ECU verwenden müssen?

Ich glaube nicht, dass die Kosten sinken werden. Ich weiss, dass die Dorna diese Absicht hat, zusammen mit den Herstellern. Sie wollen bei den Vorschriften Lösungen zur Kostensenkung finden. Aber es ist sehr schwierig.

Du hast gesagt, du bist traurig, weil sich Stefan Bradl zum Wechsel zu Forward-Yamaha entschieden hat. Aber von HRC hat seit Mai niemand mit ihm gesprochen, auch vor der Sommerpause auf dem Sachsenring nicht. Vor einem Jahr war das anders. Jorge Martinez und Forward-Chef Cuzari meinten, Stefan würde bei LCR bleiben. Du auch?

Ich weiss, dass sich Honda normal – ich sage normal – nicht um Open-Class-Teams kümmert, es sei denn, es gibt politische Gründe.

Naja, als du Stefan Bradl für 2012 geholt hast, war HRC immer involviert. Und bei Martinez sind Hayden und Aoyama für 2014 auch nur mit dem Segen von HRC engagiert worden.

Das ist korrekt.

HRC-Vizepräsident Nakamoto sagte kürzlich, er kümmere sich nicht um die Nationalität und die Persönlichkeit der Fahrer. Aber Aoyama kam als Quoten-Japaner zu Aspar. Und Miller hätte bei HRC jetzt auch schlechtere Karten, wenn er Spanier und nicht Australier wäre?

(Er schweigt.)

2015 steigen Suzuki und Aprilia werksseitig ein. Wenn 2017 auch noch KTM in die MotoGP kommt und dann sechs Werke mitmischen, wird das Dasein für die Satellitenteams wie LCR immer schwieriger. Jetzt gibt es noch Chancen auf Podestplätze oder zumindest Top-5. In zwei, drei Jahren könnte das schwieriger werden, weil sich die Werke auch alle Topfahrer angeln?

Ich glaube, es wird für uns sehr wichtig sein, den Factory-Status beizubehalten. Ich hoffe, dass Teams wie LCR den Factory-Status auch künftig in sehr, sehr enger Zusammenarbeit mit einem Werk wie HRC ausüben können. Wenn wir unser technisches Profil – so wie jetzt – sehr hoch halten, dann mache ich mir keine ernsthaften Sorgen über das Anwachsen der Konkurrenzfähigkeit andere Werke. Denn Honda wird auch weiterhin einen kleinen technischen Vorteil behalten. Das war immer so.
Aber natürlich wird der Fahrer eine wichtige Rolle spielen, der auf unserem Motorrad sitzt.
Für mich ist es sehr wichtig, einen oder gar zwei Fahrer zu haben, an denen HRC ein Interesse hat. Dann existiert nämlich die Möglichkeit, dass HRC die Fahrergage übernimmt. In Zukunft wird es mir nicht möglich sein, die Fahrer aus meinem Budget zu bezahlen. Denn die Werke werden immer höhere Gagen anbieten als ein Kundenteam.

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