KTM: Im Werk gingen die Lichter aus

Paolo Ciabatti (Ducati): Wird Stefan Bradl ein Thema?

Von Günther Wiesinger
«Vielleicht setzen wir 2016 auch bei Pramac zwei echte Werksmaschinen ein», sagt Ducati-Sportdirektor Paolo Ciabatti. «Dann brauchen wir dort einen Spitzenfahrer.» Das könnte natürlich auch ein Deutscher sein.

Als sich bei LCR-Honda Ende Juni die Ankunft von Jack Miller abzeichnete und Teambesitzer Lucio Cecchinello noch daran zweifelte, ob er einen zweiten Teamplatz für Stefan Bradl finanzieren könne, hielt der deutsche MotoGP-Pilot nach anderen MotoGP-Teams Ausschau, die ein konkurrenzfähiges Paket zu bieten hatten.

Das war auch im Interesse von Lucio Cecchinello, der noch beim Barcelona-GP Mitte Juni gesagt hatte: «Was auch immer passiert, für mich ist wichtig, dass Stefan auch 2015 auf einem konkurrenzfähigen Motorrad sitzt.»

Bradl bot dann in Assen seine Dienste bei Ducati an, bei Pramac-Ducati, im Juli gab es auch Kontakte zu Aprilia-Renndirektor Romano Albesiano. Das beste Technik-Paket winkte jedoch von Anfang an bei Forward-Yamaha. Und bei LCR war lange nicht klar, ob sich ein zweiter Fahrer finanzieren lässt.

Bei Forward wurden sofort 2015-Werksmotoren und Fahrwerke von 2014 in Aussicht gestellt, dazu die Vorteile der Open-Class. Und die Yamaha-Rennchefs Masahiko Nakajima und Kouichi Tsuji zeigten von Anfang an starkes Interesse an dem Deutschen.

Ducati Corse und Pramac-Ducati konnten Bradl jedoch im Juni kein Angebot machen, denn das Werksteam schien mit Andrea Dovizioso und Cal Crutchlow besetzt, eine dritte Werks-Ducati war Andrea Iannone bei Pramac bereits zugesichert worden, auch der Kolumbianer Yonny Hernandez galt als Fixstarter.

Dazu wusste Ducati im Juni noch nicht, ob die Pramac-Schützlinge 2015 das neueste Material bekommen würden oder nicht.

Eine GP15 stand bei Pramac nie zur Diskussion. Jetzt bekommt Hernandez für 2015 eine diesjährige GP14.2, wie sie seit Aragón von Dovizioso und Iannone gefahren wurde, Petrucci muss sich mit einer GP14 abfinden.

Ob das Pramac-Team später technische Upgrades bekommt, bleibt abzuwarten. Ciabatti: «Das können wir den Fahrern bei Pramac jetzt noch nicht zusichern. Wir wollen auch bei Pramac mit einem Paket starten, für das wir genügend Ersatzteile haben. Auch aus Kostengründen. Von der GP14.2 haben wir nur drei Maschinen gebaut, zwei für Dovi, eines für Iannone.»

Angebot für Stefan Bradl kam zu spät

Manche deutsche Ducati-Fans haben sich vielleicht gewundert, warum Yonny Hernandez bei Ducati willkommener war als Bradl, zumal es mit Audi einen deutschen Eigentümer gibt.

Aber der Südamerikaner ist erstens für die Dorna wichtig, zumal es 2016 noch einen zweiten WM-Lauf in Südamerika geben wird (in Chile oder Brasilien), ausserdem für die TV-Rechte, dazu bringt er Sponsorgeld mit – und zeigt ansprechende Leistungen.

Und wie gesagt: Ducati rechnete im Juni mit einem «Full House», das die Fahrer für 2015 betraf.

Erst als sich Cal Crutchlow am 31. Juli aus seinem Zwei-Jahres-Vertrag ausstieg und sich Richtung LCR-Honda absetzte, weil Bradl dort abgesagt hatte, fehlte bei Ducati plötzlich ein Spitzenfahrer. So traf Anfang August bei Stefan Bradl die erste konkrete Anfrage von Ducati und Pramac ein. Zu spät. «Da hat Stefan einen Fehler gemacht», ärgerte sich Pramac-Teambesitzer Paolo Campinoti später. Kein Wunder: Er musste dann mit Danilo Petrucci vorliebnehmen.

Aber Bradl hat nur einen Ein-Jahres-Vertrag bei Forward und möchte natürlich eines Tages in einem MotoGP-Werksteam fahren. Könnte er bei Ducati irgendwann ein Thema werden?

Bei dieser Frage schmunzelt Ducati-Sportdirektor Paolo Ciabatti ein bisschen verlegen. «Das liegt in erster Linie am Fahrer selbst», betont er. «Wir haben im Sommer mit Stefan über die Möglichkeit einer Zusammenarbeit gesprochen, vielleicht zu spät. Wie man später gesehen hat, ist unser Motorrad nicht so schlecht, wie manche Leute glauben. Klar, wir haben immer noch unsere Probleme. Aber selbst Héctor Barbera ist bei seinem dritten Rennen auf der GP14 in Australien Fünfter geworden, und das mit einem Open-Motorrad. Natürlich, ohne die Stürze wäre er wohl auf Platz 9 gelandet. Bei uns ist also ein gewisses Potenzial vorhanden. Es könnte gut sein, dass wir eines Tages eine Möglichkeit der Zusammenarbeit mit Stefan Bradl finden. Man muss auch abwarten, wie die Vorschriften für 2016 aussehen werden, welche Motorräder die werksunterstützten Teams wie Pramac dann erhalten können.»

«Es besteht die Möglichkeit, dass Pramac 2016 dieselben Maschinen erhält wie das Werksteam, also GP16-Motorräder», blickt Ciabatti in die Zukunft. «Dann hätten wir die Möglichkeit, bei Pramac wieder einen Spitzenfahrer zu engagieren und einzusetzen – wie 2014 mit Andrea Iannone.»

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