Andrea Dovizioso: Gutes Gefühl mit der neuen Ducati

Von Günther Wiesinger
Andrea Dovizioso lobt das gute erste Gefühl mit der 2016-Ducati und die Fortschritte bei Michelin. «Aber ich muss am Dienstag mehr pushen», hat er sich vorgenommen.

Der 13. Platz am ersten Testtag in Sepang war nicht dazu angetan, Ducati-Werksfahrer Andrea Dovizioso in Entzücken zu versetzen. Denn immerhin büsste er zwei komplette Sekunden auf die Bestzeit von Jorge Lorenzo auf der Yamaha ein.

Übrigens: Ducati nennt das 2016-Motorrad jetzt Desmo GP, die Nummer wie GP15 und GP14. und GP 14.2 fallen künftig weg.

«Ich bin happy, weil ich mit der ganz neuen Desmo GP auf Anhieb ein gutes Gefühl hatte», schilderte er. «Ich hatte sofort ein gutes Gefühl für die Front, also beim Reinfahren, wenn du beim Einlenken noch am Gas bist, wirkt die Maschine präziser. Ich war überrascht, dass ich dieses Gefühl gleich in der ersten Runde gespürt habe. Wir haben hinten auch weniger Bewegung in der 'traction area', obwohl die Michelin mehr Bewegung erzeugen, aber das hat auch mit den weniger ausgeklügelten Elektroniksystemen zu tun. Es sieht so aus, als sei bei der 2016-Maschine alles besser. Aber ich muss noch warten, bis ich eine endgültige Einschätzung abgeben kann, denn ich habe heute nur zwei Exits damit gemacht. Ich habe nur gebrauchte Reifen drauf gehabt, und als ich am Schluss frische Reifen holen wollte, begann es zu regnen... Wir müssen noch eine bessere Zeit fahren, bis wir mehr Verständnis für dieses Motorrad haben.»

Der WM-Siebte aus Italien ist gespannt, welche Rundenzeiten er am Dienstag und Mittwoch noch fahren kann.

«Bei den Michelin sieht es so aus, als würde wir auch noch Zeit brauchen. Bisher ist es schwer zu verstehen, wo das Limit bei diesen Reifen ist. Und wenn du über das Limit gehst, ist es schwierig, den Rutscher abzufangen und einen Sturz zu vermeiden. Man muss also anders ans Limit herangehen und das Risiko abschätzen lernen. Es sieht aber so aus, als hätte Michelin das Niveau der Reifen verändert, obwohl sich an der Charakteristik nicht viel geändert hat. Aber die Reifen sind besser geworden, besonders der Vorderreifen, deshalb hat es heute nur einen Crash gegeben. Michelin leistet gute Arbeit. Aber wir nützen das Potenzial der Reifen noch nicht aus. Ich glaube, ich bin in vielen Kurven auf einer schnellen Runde noch nicht am Limit. Es gibt nur Raum für Verbesserungen; ich muss mich als Fahrer umstellen und das Bike muss besser an die Reifen angepasst werden. Wir dürfen die heutigen Ergebnisse nicht überbewerten. Das erste Rennen in Katar wird eher die Realität ans Tageslicht bringen.»

Hat Ducati bei der Einheits-ECU einen Vorteil, weil die Italiener seit vielen Jahren mit Magneti Marelli zusammenarbeiten? Dovizioso: «Schwer zu sagen. Von aussen ist das schwierig zu analysieren. Ich weiss ja nicht, wie gut diese ECU zur Yamaha, Suzuki Honda passt.»

Casey Stoner wird sich am Dienstag ins Teilnehmerfeld mischen, aber er muss sich mit einer GP15 abfinden, einem Testbike von Pirro, denn weder Iannone noch Dovizioso wollen eine 2016-Maschine aus der Hand geben – sie haben jeweils nur ein Exemplar.

«Nein, ich gebe kein Motorrad aus der Hand. Warum? No. Casey wird am Dienstag keine 2015-Ducati fahren», tat Dovizioso unmissverständlich kund.

Es ist ungewöhnlich für «Dovi», denn Stoner zählte jahrelang zu seinen grossen Rivalen, jetzt soll er die Ducati-Stars unterstützen und helfen, wieder ein Sieger-Motorrad zu bauen. «Ich bin froh, das Casey hier ist. Ich war 2011 sein Teamkollege bei Repsol-Honda, ich weiss, welch riesiges Talent er hat. Er gewann bei Honda im ersten Jahr den WM-Titel. Mir muss keiner erzählen, wie schnell er sein kann. Wir müssen jetzt verstehen, wie sehr er uns helfen kann. Beim Test am Samstag war Casey bereits sehr schnell, aber das ist nichts Neues und hat niemanden überrascht. Casey ist der einzige, der wirklich schnell sein kann, auch wenn er acht Monate oder länger auf keiner MotoGP-Maschine gesessen ist.»

«Das Feedback von Casey zur GP15 stimmt teilweise mit meinen Eindrücken überein, teilweise nicht. Aber das ist normal, denn er kann beim Motorrad und bei den Reifen keine grossen Vergleiche anstellen, weil er seit drei Jahren kein MotoGP-Rennen bestritten hat. Deshalb denke ich, sein Feedback vom Dienstag wird viel wichtiger sein. Dann werden wir sehen, ob er uns helfen kann.»

«Dovi» freut sich, weil am ersten Tag in Sepang neben Iannone auch Petrucci, Redding und Barbera mit den privaten Ducati schnell waren. «Wenn mehrere von unseren Maschinen und Fahrern vorne sind, heisst das, dass wir eine gute Basis haben», freut sich der jetzt vollbärtige Andrea. «Das überrascht uns nicht. Aber wie gesagt: Bis zum Katar-GP werden sich die Stärkeverhältnisse deutlich verschieben. Wir haben noch acht Testtage vor uns, alle haben viel Raum für Verbesserungen. Es wird darauf ankommen, der die restliche Zeit am besten nützt. Lorenzo ist ein eigenes Kapitel. Er ist heute schon eine wirklich gute Rundenzeit gefahren. Er befindet sich in einer ausgezeichneten Situation.»

Dovizioso will sich jetzt hauptsächlich auf die 2016-Ducati konzentrieren. «Im Moment sieht das neue Bike sehr guten Eindruck. Wenn nichts Merkwürdiges passiert, werden wir in erster Linie damit weiterarbeiten. ich hoffe nur, dass wir am Mittwoch stärker pushen können.»

Die Sepang-Zeiten am Montag (1. Februar):

1. Jorge Lorenzo, Yamaha, 2:00,684 min
2. Valentino Rossi, Yamaha, 2:01,717
3. Dani Pedrosa, Honda, 2:01,780
4. Danilo Petrucci, Ducati, 2:01,811
5. Andrea Iannone, Ducati, 2:01,912
6. Héctor Barberá, Ducati, 2:02,002
7. Marc Márquez, Honda, 2:02,278
8. Scott Redding, Ducati, 2:02,338
9. Aleix Espargaró, Suzuki, 2:02,539
10. Cal Crutchlow, Honda, 2:02,586
11. Maverick Viñales, Suzuki, 2:02,645
12. Pol Espargaró, Yamaha, 2:02,646
13. Andrea Dovizioso, Ducati, 2:02,650
14. Yonny Hernandez, Ducati, 2:02,916
15. Bradley Smith, Yamaha, 2:03,026
16. Michele Pirro, Ducati, 2:03,203
17. Loris Baz, Ducati, 2:03,204
18. Tito Rabat, Honda, 2:03,463
19. Eugene Laverty, Ducati, 2:03,565
20. Stefan Bradl, Aprilia, 2:03,978
21. Alvaró Bautista, Aprilia, 2:04,075

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