Keine Angst in Japan

Kolumne von Dominique Aegerter
SPEEDWEEK-Kolumnist Dominique Aegerter

SPEEDWEEK-Kolumnist Dominique Aegerter

Der Motegi-GP war für mich speziell, aber nicht wegen der Strahlengefahr. Sondern wegen des Besuchs am Grab von Shoya Tomizawa und ein bisschen wegen meines Geburtstags.

Viele andere Fahrer und Mechaniker aus dem Paddock nutzten die Gelegenheit, um zwischen den Überseerennen in Japan und Australien irgendwo in Asien Urlaub zu machen. Ich bin hingegen nach dem Rennen in Motegi in die Schweiz zurückgeflogen. Eigentlich wollte ich zuerst auch ein paar Tage Urlaub machen, gemeinsam mit den Mechanikern.

Doch es stellte sich dann heraus, dass die Teammitglieder nicht genug Geld übrig hatten, um etwas zu unternehmen. Darum habe ich mich entschieden, auch nach Europa zurückzukehren. Alleine irgendwo Urlaub machen wollte ich nicht, es hätte mehr Spass gemacht, wenn wir mit dem Team hätten gehen können.

Das ist aber kein Problem für mich, ich kehre immer gerne in die Schweiz zurück. Ich bin das ganze Jahr über so oft unterwegs. Wenn ich in der Schweiz bin, ist es auch ein bisschen wie Urlaub! Die langen Interkontinentalflüge sind für mich auch kein Problem, ich kann im Flugzeug gut schlafen. Einen Jetlag hatte ich in Japan nicht, und auch jetzt zurück in der Schweiz fühle ich mich gut.

Mit dem Rennen in Japan liegt der wohl umstrittenste Grand Prix des Jahres nun hinter mir. Als es feststand, dass wir in Motegi fahren, hatte es mir schon zu denken gegeben. Die Eltern waren besorgt, und ich wurde auch von vielen Journalisten auf die problematische Nähe zum AKW Fukushima angesprochen. Ich habe dann aber in Aragón mit Tomoyoshi Koyama geredet, der bei uns im Technomag-Team meinen verletzten Kollegen Kenan Sofuoglu ersetzt hat. Koyama hat mir erklärt, dass es in Motegi kein Problem gibt, es sei alles normal. Das gab mir Vertrauen, und ich reiste ohne Angst nach Japan.

Als wir dort angekommen sind, fanden wir alles so wie immer vor. Wir sahen auch keine kaputten Häuser vom Erdbeben, nichts. Wir haben mit dem Team und der Familie von Shoya Tomizawa das Grab meines ehemaligen Teamkollegen besucht und sind anschliessend gemeinsam essen gegangen. Niemand hatte Bedenken wegen des Essens, einige assen Pizza, einige Sushi und andere japanische Spezialitäten.

An der Strecke sah ich auch keinen Unterschied zu früheren Jahren. Am meisten Vertrauen gab mir aber ein Treffen mit italienischen Spezialisten. Ich traf sie, als ich auf der Strecke joggen war. Ducati hatte extra aus Italien diese Leute eingeflogen, die überall auf der Strecke, im Streckenrestaurant und im Paddock die Strahlenbelastung untersuchten. Ich erfuhr von ihnen, dass die Werte völlig im normalen Bereich lagen.

Das Wochenende war noch aus einem anderen Grund speziell. Am Freitag wurde ich 21 Jahre alt. Den Geburtstag gross feiern war natürlich etwas schwierig, ich steckte mitten im Training und musste mich auf die Arbeit konzentrieren. Gegen Abend gab es dann doch noch eine Torte mit Kerzen darauf. Ins Bett ging ich um halb 11, wegen einer Geburtstagsfeier die halbe Nacht um die Ohren schlagen liegt natürlich nicht drin!

Am Sonntag wurde ich Achter, zum siebten Mal in Folge bin ich nun in die Punkte gefahren. Bei den noch ausstehenden drei Rennen will ich die Serie auf zehn ausbauen. Ich möchte wie immer in die Top-Ten fahren und an der Spitze dranbleiben. Phillip Island, Sepang und Valencia liegen mir, ich bin zuversichtlich. Es kommt ein bisschen auf die Gegner darauf an, aber ein WM-Schlussrang in den Top-Ten wäre natürlich grossartig.
 

SPEEDWEEK-Kolumnist Dominique Aegerter (21) fährt seine zweite Saison in der Moto2-Klasse. Der Schweizer geht mit einer Suter MMXI für das Team Technomag-CIP an den Start und hat zuletzt beim Japan-GP den achten Rang erreicht.
 

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