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Es muss gespart werden

Kolumne von Günther Wiesinger
Jules Cluzel: Wo sind die Sponsoren?

Jules Cluzel: Wo sind die Sponsoren?

Die Finanzkrise hinterlässt auch im GP-Sport ihre Spuren. Verpönte Schlagworte wie Effizienz und Kostenbewusstsein kommen wieder in Mode.

Saisonauftakt in Katar, und natürlich beschäftigt uns die Frage: Wir stark sind die Auswirkungen der Wirtschaftskrise?
Gut, in der MotoGP-Klasse fehlt die Kawasaki von Hopkins, dafür steht eine fünfte Ducati von Gibernau am Start. Auch die Klassen 125 und 250 ccm sind voll.

Aber dafür sind auf manchen Rennmotorrädern die Werbeflächen leer. Nobody Jules Cluzel eroberte in der 250er-Klasse den überraschenden zweiten Platz. Doch auf seiner Matteoni-Aprilia ist kein nennenswerter Sponsor zu sehen.

Andere Teams haben sich billig verkauft. Tech3-Yamaha hat ein Jahresbudget von 8 Millionen Euro, Monster ist mit 1,5 Millionen als Hauptsponsor eingestiegen. Rizla bezahlt beim Suzuki-Werksteam noch weniger, schätzen die Experten. Das Hayate Racing Team fährt sponsorfrei. Als einziges MotoGP-Team leistet es sich nicht einmal eine Pressedame; auf Pressemittelungen wird aus Geldmangel verzichtet.

Die Immobilienkrise hat einige Firmen hart getroffen. Das Team Polaris World (Smith, Pasini) konnte nach dem Indy-GP 2008 nicht einmal die Mechanikergehälter bezahlen; bei Aprilia blieb das spanische Unternehmen einen Grossteil der Materialkosten schuldig.
Seither beliefert Aprilia die Kundenteams nur gegen Vorauskasse. Selbst das erfolgreiche WRB Jack-&Jones-Team mit Corsi und Terol hat Geldsorgen. Ein Grossteil der Werbeflächen wartet auf Geldgeber. Der Estoril-Test wurde gestrichen,weil Aprilia keine Teile geliefert hatte. Warum wohl? Der Geldmangel macht sich bei den Resultaten bemerkbar: 7. Terol, 14. Corsi. Im Vorjahr war Corsi in der WM Zweiter, Terol Fünfter.

Auch das Aprilia-250-Team der deutschen Hochstaplerin Diana Zschoch (mit Steve Bonsey und Aitor Rodriguez) kam nie zustande., weil bei Aprilia keine Zahlungen eintrafen.
Der letztjährige Katar-250-Sieger Mattia Pasini fährt jetzt im Team von Imre Toth, ein ungarischer Immobilienhändler, ebenfalls ein Opfer der Krise und der schmerzhaften Forint-Abwertung. Pasinis Truppe ist so knapp bei Kasse, dass sie erst am 25. März das Winter-Testprogramm aufnahm. Pasini schmiss seine sponsorlose RSA 250 im Rennen gleich in der ersten Kurve weg.

Alex Debon, 2008 zweifacher 250-ccm-Sieger, fand beim wohltätigen BQR-Blusens-Teambesitzer Raul Romero erst im März Unterschlupf. Debon brachte den «Aeroport Castello» nahe Valencia als Sponsor mit.
Bei KTM wurde das Marketing- und Rennbudget um 50 Prozent von 28 auf 14 Millionen Euro reduziert. Trotzdem fightete der kleine Spanier Marc Marquez am Sonntag mit der 125er um einen Podestplatz. Die Reisespesen für die Teamkoordinatorin Dorothea Etschmann sparte sich KTM. Sie musste daheim bleiben.

Ja, und den Ungarn-GP wurde wegen der Krise ebenfalls gestrichen. Das spanische Immobilien-Unternehmen Sedesa brachte die Bankgarantie für den Bau des neuen Balatonrings nicht rechtzeitig auf.
Die Teams suchen jetzt wieder preiswerte Quartiere, Businessclass-Flüge sind bei den MotoGP-Teams nicht mehr für jeden Mechaniker und Reifenmann selbstverständlich.

Gespart wird auch bei den Reifen. 2008 durften Rossi, Stoner und Co. pro Wochenende noch 40 Reifen verheizen, jetzt 20. Intermediates werden gar nicht mehr erzeugt. Wenn es im Training leicht regnet, wird man halt an der Box bleiben.

Die Rizla-Suzuki-Truppe liess den Koch zuhause und verpflegte sich preiswert im Fahrerlager-Restaurant.

Zuvor haben viele Teambesitzer zu Zeiten der Hochkonjunktur Begriffe wie Effizienz und Kostenbewusstsein gar nicht mehr in ihrem Sprachschatz geführt. Jetzt werden kleinere Leihautos gebucht, viele Mechaniker nächtigen wieder in Doppelzimmern. Da das erste Freitag-Training dem Rotstift zum Opfer gefallen ist, reisen die Teams später an und nach Möglichkeit früher ab.

In Katar verhinderte der Regen am Sonntag einen Teil des Sparprogramms. «Uns hat der zusätzliche Tag rund 20 000 Euro gekostet», schätzte Tech3-Yamaha-Teambesitzer Hervé Poncharal. Der feine vierte Platz von Colin Edwards liess ihn diese Investition leichter verschmerzen.

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