Vor dem WM-Start in Katar: Wer ist 2017 Titelfavorit?

Kolumne von Thoralf Abgarjan
Am Samstag (25.2.) beginnt in Katar die Motocross-Weltmeisterschaft 2017, die über 19 Runden ausgetragen wird. In beiden WM-Klassen werden interessante Neuzugänge die Starterfelder beleben.

An diesem Samstag, dem 25. Februar, beginnt in Katar die Motocross-WM, die in diesem Jahr über insgesamt 19 Läufe ausgetragen und am 17. September in Villars sous Ecot (Frankreich) enden wird.

Nach dem Auftakt im Wüstenstaat gastiert die WM 2017 eine Woche später, am 5. März, in Indonesien. Anschließend wechseln die Piloten den Kontinent und starten am 19. März in Argentinien und zwei Wochen später - am 2. April - in Mexiko, bevor am 16. April die Europarunde der WM in den Bergen von Trentino beginnt.

Auch wenn die Karten am Wochenende komplett neu gemischt werden: Die WM-Vorbereitungsrennen in Italien, England und Frankreich haben einen ersten Eindruck über die Kräfteverhältnisse hinterlassen.

Zwar traten nicht alle WM-Aspiranten gemeinsam gegeneinander an, aber dennoch wird KTM-Werksfahrer Antonio Cairoli mit gestärktem Selbstbewusstsein in die neue Saison starten. Der achtfache Weltmeister hat bisher sämtliche Gegner, die es zu schlagen gab, mit überzeugenden Leistungen hinter sich gelassen.

Der einzige Fahrer, der dem Italiener Paroli bieten konnte, war Jeremy van Horebeek. Der Yamaha-Werksfahrer will in diesem Jahr endlich aus dem Schatten von Romain Febvre heraustreten. Febvre seinerseits stürzte beim ersten Lauf zur italienischen Meisterschaft. Zwar verletzte er sich dabei nicht schwer, aber seinem Selbstvertrauen hat das natürlich auch nicht gedient.

Weltmeister Tim Gajser (Honda) war ebenfalls immer vorn mit dabei, aber den Speed von Cairoli und van Horebeek konnte er über die Distanz nicht mitgehen. Hat er nur taktiert? Am kommenden Wochenende werden wir es wissen.

Wo Kawasaki-Werksfahrer Clement Desalle wirklich steht, kann derzeit nur spekuliert werden. Aber es ist nichts Neues, dass der Belgier, wenn er fit ist, auch ganz vorne mitfahren kann. Und er ist fit. Das zeigte er mit seinem Sieg in Lacapelle mit Nachdruck.

Interessant werden die MXGP-Neuzugänge sein: Jeffrey Herlings will gewinnen - daran gibt es keinen Zweifel. Wenn der Holländer in Katar mit seinem vor einer Woche in Ottobiano gebrochenen Mittelhandknochen antritt, geschieht das nicht ohne Risiko. Sein unbegrenzter Ehrgeiz und Siegeswille könnte allerdings für ihn auch zum ernsthaften Problem werden, wenn er weiterhin mental nicht bereit ist, auch ein anderes Ergebnis als Platz 1 zu akzeptieren. Dann nämlich läuft er Gefahr, über das Limit zu gehen. In der Premiumklasse MXGP weht nun ein noch rauerer Wind. Der dreifache MX2-Champion muss also in kürzester Zeit reifen und auch das Taktieren lernen, gegebenenfalls auch das Zurückzustecken, wenn es darum geht, Punkte statt Siege mitzunehmen. Wenn ihm diese Entwicklung gelingt, ist er ganz sicher auch in der MXGP über die Distanz vorn dabei. Im Sand, so viel kann man heute schon prognostizieren, wird er auch in der MXGP kaum zu schlagen sein.

Husqvarna-Werkspilot und MXGP-Rookie Max Anstie hat in den Vorsaisonrennen gezeigt, dass er mit der Husqvarna FC450 bestens zurechtkommt und konnte sich teilweise sogar gegen seinen Teamkollegen Max Nagl durchsetzen. Ansties Problem war immer die extreme Inkonsistenz. Im Husqvarna-Werksteam lernt er täglich dazu, wie er selbst sagt. Wir dürfen gespannt sein.

Max Nagl zeigte sich bisher gut in Form und konzentrierte sich bei den Vorsaisonrennen auf die Test- und Aufbauarbeit. In Teutschenthal wird am 21. Mai der Kessel überkochen, wenn er um den Heimsieg kämpft. Auch Nagls neuer Teamkollege Gautier Paulin hat die Vorbereitungsrennen eher als Prüfstand für sein neues Arbeitsgerät genutzt. Sein Potenzial lässt sich derzeit schwer einschätzen. Doch die Honda-Jahre will der Franzose so schnell wie möglich abhaken. Wenn bei ihm alles passt, ist er auch vorn dabei.

Nach 2 Jahren US-Exkurs kehrt Arnaud Tonus in die WM zurück. Auch er ist ein unbeschriebenes Blatt in der MXGP-Klasse. Die Yamaha passt gut zu seinem Stil. Er will sich aber selbst nicht unter Druck setzen. Das klingt zwar nicht nach Frontalangriff auf Gajser und Co, aber ein weiterer Farbtupfer wird der Eidgenosse auf jeden Fall sein, spätestens wenn die WM am 13. August in Frauenfeld gastiert.

Im Suzuki-Lager fiel bei den Vorsaisonrennen Arminas Jasikonis auf. Wenn alle Top-Piloten gemeinsam am Startgatter stehen, wird sich für ihn die Situation natürlich ändern. Aber es bleibt spannend, die Entwicklung des hochgewachsenen Teenagers zu verfolgen.

In der MX2-Klasse bricht das Post-Herlings-Zeitalter an. Alle Augen richten sich auf den schweizerischen Vizeweltmeister Jeremy Seewer (Suzuki). Klar dürfte aber sein, dass Pauls Jonass auch ein Wörtchen mitreden will. Und die jungen Wilden sowieso: Mit dem Spanier Jorge Prado (KTM), dem Australier Hunter Lawrence (Suzuki) und dem Amerikaner Darian Sanayei (Kawasaki) rückt bereits die nächste Generation nach, wobei der Name 'Hunter' (Jäger) präzise beschreibt, worum es hier gehen wird: Sie werden versuchen, den eingesessenen MX2-Piloten kräftig einzuheizen. Henry Jacobi rückt in diesem Jahr auf Husqvarna aus, wie auch Brian Hsu, der ab der Europarunde in die WM eingreifen wird.

Die bevorstehende Saison verspricht also jede Menge Spannung. Bei SPEEDWEEK.com erhalten Sie wieder zeitnah alle wichtigen Ergebnisse, Informationen, Hintergründe und Analysen.

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