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Jeffrey Herlings (KTM) zermürbt Cairoli in Matterley

Von Thoralf Abgarjan
In der letzten Runde des Tages platzierte WM-Leader Jeffrey Herlings (KTM) den entscheidenden Angriff, der ihm in England den Tagessieg einbrachte und seinen Verfolger, Antonio Cairoli (KTM), in den Wahnsinn trieb.

Zweiter Lauf des Grand Prix of Great Britain in Matterley Basin: Titelverteidiger Antonio Cairoli (KTM) ging auch im zweiten Lauf bis ans äußerste Limit, um seinen Herausforderer Jeffrey Herlings auf Distanz zu halten. Doch am Ende wurde all sein Einsatz nicht belohnt.

Cairoli: Brillante Starts, bitteres Ende
Der Sizilianer führte vom Start weg und fuhr von Anfang bis Ende hart am Limit. Doch auch diesmal setzte Jeffrey Herlings zum entscheidenden Endspurt an. Der Holländer brannte eine schnellste Runde nach der anderen in den Boden von Winchester. Er vollbrachte sogar das Kunststück, in der letzten Runde des Tages die schnellste Rundenzeit des gesamten Wochenendes hinzulegen. Allein das sagt viel über den Fitnesszustand des Holländers aus.

Kampf der Generationen geht weiter
Trotzdem war auch heute der bereits 32-jährige Antonio Cairoli der einzige Pilot im gesamten Fahrerfeld, der die pace des 23-jährigen Herlings mitgehen konnte. Die beiden KTM-Werksfahrer setzten sich in Matterley Basin mit fast 39 Sekunden vom Rest des Feldes ab! Herlings und Cairoli fahren weiterhin in ihrer eigenen Liga.

Showdown in der letzten Runde
Bis zur letzten Runde hielt Cairoli den Angriffen von Herlings stand. «Das Überholmanöver im ersten Rennen war nicht sauber», reklamierte der neunfache Weltmeister nach dem Rennen. «Jeder hat gesehen, was passiert ist. Ich muss das gar nicht weiter kommentieren. Aber das ist Racing. Ich bin froh, dass ich mich bei dieser Aktion nicht verletzt habe.» Herlings führt nun die WM mit 53 Punkten Vorsprung an, das ist mehr als die maximale Punkteausbeute eines ganzen Grand-Prix-Wochenendes!

Kampf der Titanen spitzt sich zu
Ich kann mich an keine Situation erinnern, dass Cairoli jemals ein 'shake hand' nach dem Zieleinlauf verweigert hätte. Heute, in Matterley Basin, ist es passiert. Cairoli, ansonsten auch nach beinharten Zweikämpfen stets gut gelaunt und fairer Sportsmann, ließ den siegreichen Holländer nach dem Zieleinlauf einfach links liegen. Herlings wunderte sich, denn sein Überholmanöver im zweiten Lauf war hart aber fair. Cairolis Trotzreaktion war offenbar eine Reaktion auf die Vorkommnisse im ersten Lauf oder - was absolut nachvollziehbar wäre - ein Ausdruck tiefer Verbitterung. Der Sizilianer macht alles richtig, gewinnt überlegen das Qualifying, dann auch die Starts, führt in allen Rennrunden - bis auf die alles entscheidende letzte Runde. Wer könnte seinen Frust nicht nachvollziehen?

Schadensbegrenzung für Max Nagl
Für Max Nagl lief das ganze Wochenende nicht rund. Rang 20 in der Qualifikation ist wahrlich keine gute Basis für gute Ergebnisse. Trotzdem schaffte er einen respektablen 11. Rang im ersten Lauf nach eher schwachem Start. Im zweiten Lauf startete der Weilheimer viel besser und rangierte bereits zu Rennbeginn in den Top-10, doch er fiel auf P14 zurück, hielt lange seinen Ex-Husqvarna-Teamkollegen Max Anstie in Schach, musste sich dann aber kurz vor Schluss offenbar nach einem Fehler sowohl Anstie als auch Strijbos geschlagen geben. Rang 14 im zweiten ist für den Deutschen nicht das erklärte Ziel, aber immerhin konnte Nagl seinen 11. Rang in der WM-Gesamtwertung halten. Zu Platz 10 (Julien Lieber) fehlen nur noch 2 Punkte.

Febvre erstmals auf dem Podium
Tatsächlich brauchte der Weltmeister des Jahres 2015 bis zum heutigen 9. WM-Lauf, um in dieser Saison wieder auf dem Grand-Prix-Podium zu stehen. Dabei ist der Franzose nach seiner Handgelenksverletzung noch immer nicht fit und freute sich entsprechend, denn sein letzter Podiumsbesuch fand im September 2017 in Assen statt. In der WM-Tabelle ist Febvre nun auf Platz 4 hinter Herlings, Cairoli und Desalle vorgerückt.

Gelungenes Comeback von Valentin Guillod
Die Fans aus der Schweiz konnten mit dem Rennen in der Grafschaft Winchester durchaus zufrieden sein. Jeremy Seewer zeigte auf Gesamtrang 9 einmal mehr, dass er in der MXGP-Königsklasse des Motocross angekommen ist und ein sicherer Top-10-Kandidat ist. Zu Saisonmitte rangiert Seewer auf Platz 9 der Weltmeisterschaft. Rückkehrer Valentin Guillod (KTM) sammelte bei seinem Comeback in Matterley Basin immerhin 12 WM-Punkte.

Was sonst noch in England passierte
Yamaha-Werksfahrer Jeremy van Horebeek trat zum zweiten Lauf nicht an. Er laboriert noch immer an seiner Schulterverletzung, die er sich vor zwei Wochen in Teutschenthal zugezogen hat. Arminas Jasikonis (Honda) beendete den zweiten Lauf nach einem Crash an der Box. Stefan Ekerold verfehlte auf Platz 23 die Punkteränge. Gautier Paulin (Husqvarna) war im zweiten Lauf auf P15 nur noch ein Schatten seiner selbst. Der Franzose war im ersten Lauf böse gestürzt und betrieb Schadensbegrenzung. In der WM fiel der französische Husqvarna-Werksfahrer auf Rang 5 zurück. Clement Desalle (Kawasaki) stürzte im zweiten Lauf, platzierte danach aber ein gekonntes Überholmanöver gegen Tim Gajser (Honda), was ihm Rang 4 einbrachte. Desalle rangiert in der WM-Tabelle weiter auf P3.

Alle Einzelheiten vom zweiten MXGP-Rennen in Matterley Basin erfahren Sie im nachfolgenden Renn-Stenogramm:

Start:
Antonio Cairoli gewinnt auch den zweiten Lauf. Tim Gajser verliert in der ersten Kurve komplett die Kontrolle über seine Honda und kann einen Crash gerade noch verhindern. Nagl kommt auf P10 vom Start weg.

Noch 29 Min:
Nagl fällt auf Rang 12 zurück.

Noch 28 Min:
Cairoli versucht sich abzusetzen und führt vor Desalle, Herlings, Febvre, Gajser, Coldenhoff, Lupino, Lieber, Bobryshev, Seewer, Simpson und Nagl.

Noch 26 Min:
Herlings schiebt sich innen an Desalle vorbei auf Rang 2 und nimmt nun die Verfolgung von Cairoli auf.

Noch 21 Min:
Nagl ist auf P14 zurückgefallen.

Noch 19 Min:
Herlings beginnt, die Lücke zu Cairoli zu schließen. Sein Rückstand beträgt nur noch 2,8 Sekunden.

Noch 15 Min:
Crash von Clement Desalle auf P3! Der Belgier fällt auf Rang 5 zurück.

Noch 10 Min:
Herlings attackiert und beginnt, die Lücke zu Cairoli zu schließen. Gajser attackiert Febvre auf Rang 3.

Noch 8 Min:
Cairoli fährt um sein Leben! Der Rückstand von Herlings beträgt 2,7 Sekunden. Nagl rangiert nun auf P13.

Noch 6 Min:
Herlings hat Leader Cairoli in Schlagdistanz! Herlings markiert die schnellste Rennrunde!

Noch 5 Min:
Gajser nutzt die Außenlinien, um an Febvre (P3) vorbeizukommen.

Noch 3 Min:
Desalle hat nun Gajser auf P4 in Schlagdistanz! Herlings hat seinen Rückstand auf 2,1 Sekunden verkürzt.

Noch 2 Min:
Desalle geht in der Rhythmussektion mit einem Doppel-Triple an Gajser vorbei auf P4!

Noch 2 Runden:
Cairoli führt nur noch mit 1,6 Sekunden Vorsprung! Herlings brennt die schnellste Rennrunde in den Boden! Nagl ist auf P14 zurückgefallen.

Letzte Runde:
Führungswechsel! Herlings geht innen an Cairoli vorbei in Führung! Herlings schafft das Kunststück, in der letzten Runde des Tages mit 2:19,285 die schnellste Rennrunde des gesamten Wochenendes hinzulegen. Nagl kommt auf Rang 14 ins Ziel.

Ergebnis MXGP Lauf 2, Matterley Basin:
1. Jeffrey Herlings (NED), KTM
2. Antonio Cairoli (ITA), KTM
3. Romain Febvre (FRA), Yamaha
4. Clement Desalle (BEL), Kawasaki
5. Tim Gajser (SLO), Honda
6. Glenn Coldenhoff (NED), KTM
7. Alessandro Lupino )ITA), Kawasaki
8. Jeremy Seewer (SUI), Yamaha
9. Evgeny Bobryshev (RUS), Suzuki
10. Tommy Searle (GBR), Kawasaki
11. Shaun Simpson (GBR), Yamaha
12. Max Anstie (GBR), Husqvarna
13. Kevin Strijbos (BEL), KTM
14. Max Nagl (GER), TM
15. Gautier Paulin (FRA), Husqvarna
16. Valentin Guillod (SUI), KTM
17. Maxime Desprey (FRA), Kawasaki
18. Petar Petrov (BUL), Honda
19. Tanel Leok (EST), Husqvarna
20. José Butron (ESP), KTM
...
23. Stefan Ekerold (GER), KTM
DNF: Arminas Jasikonis (LTU), Honda
DNS: Jeremy van Horebeek (BEL), Yamaha

Grand-Prix-Wertung:
1. Jeffrey Herlings, 1-1
2. Antonio Cairoli, 2-2
3. Romain Febvre, 5-3
...
11. Max Nagl, 11-14

WM-Stand nach 9 von 20 Läufen:
1. Jeffrey Herlings, 436
2. Antonio Cairoli, 382 (-53)
3. Clement Desalle, 314 (-122)
4. Romain Febvre, 291 (-145)
5. Gautier Paulin, 267 (-169)
6. Tim Gajser, 257 (-179)
7. Glenn Coldenhoff, 237 (-199)
8. Jeremy van Horebeek, 207 (-229)
9. Jeremy Seewer, 198 (-238)
10. Julien Lieber, 162 (-274)
11. Max Nagl, 160 (-276)
12. Evgeny Bobryshev, 139 (-297)
13. Alessandro Lupino, 119 (-317)
14. Max Anstie, 113 (-323)
15. Arminas Jasikonis, 111 (-325)
16. Kevin Strijbos, 94 (-342)
17. Shaun Simpson, 86 (-350)
19. Maxime Desprey, 83 (-353)
20. José Butron, 52 (-384)
...
27. Valentin Guillod, 12 (-424)
...
32. Stefan Ekerold, 3 (-433)

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