Ein Hoffnungsschimmer bei der KTM AG

Frauenfeld-GP abgesagt: Die dubiosen Hintergründe

Von Günther Wiesinger
Es hört sich an wie ein Schildbürgerstreich. 30.000 Zuschauer kamen drei Jahre zum MXGP of Switzerland, aber die Fortsetzung des Events scheiterte an den Behörden und Gegnern.

Nach drei Jahren muss der Frauenfeld-GP wegen Opposition der Umweltbehörden abgesagt werden. Jetzt wird für 2020 ein neuer Schauplatz in der Region Ostschweiz gesucht. Rund 600.000 Franken haben die Aktionäre der MXGP Suisse AG in drei Jahren mit dem Schweizer MXGP-Event verloren, die Verluste wurden jedoch von den Aktionären und Lieferanten ausgeglichen. «Alle Partner haben auf einen Teil ihrer Ansprüche verzichtet, denn sie wollen, dass diese Veranstaltung weitergeht», schilderte Willy Läderach. «Auch Youthstream hat uns unterstützt, sodass wir jetzt absolut schuldenfrei sind. Einem Neustart steht nichts im Weg.»

Der heute 77-jährige Veranstalter Willy Läderach hatte die Cross-WM nach 19 Jahren 2016 wieder in die Schweiz zurückgeholt und damals betont: «So etwas muss man machen, solange man jung ist.»

Aber die gute Laune wurde dem ehemaligen Schweizer-KTM-Importeur bald verdorben. Es gab jahrelang Ärger mit Baubewilligungen, im Frühjahr 2018 eskalierte die Situation. Die Veranstaltungsbewilligung 2018 wurde von den Behörden erteilt, aber die Gegnergruppe erhob beim Verwaltungsgericht des Kantons Thurgau Einsprache. Das Gericht hat die Beschwerde abgewiesen. Sie wurde nicht behandelt.

«Wir bekamen also erst Anfang Juni die rechtskräftige Bewilligung, zwei Monate vor der Veranstaltung», blendete Willy Läderach zurück.

Danach drohte der Anwalt der streitbaren MXGP-Gegner, man werde den Fall vor das Bundesgericht weiterziehen. Er habe jedoch eine Lösung offeriert, ist zu hören: Der MXGP-Veranstalter sollte alle Kosten übernehmen, die durch die Einsprachen und so weiter entstanden seien. Falls sich der Promoter dazu bereit erkläre, würden die Gegnerschaft keine Opposition mehr gegen das Rennen machen.

Es wurde ein Betrag von ca. 50.000 Franken kolportiert.

Es fällt schwer, in diesem Zusammenhang das Wort Erpressung zu vermeiden.

Fakt ist: Wegen des Zeitdrucks hatte die MXGP Suisse AG keine andere Wahl als auf diesen Deal einzugehen, sonst hätte der Event für 2018 abgesagt werden müssen.

Und es stellte sich die Frage: Ging es den Gegnern wirklich um den Umweltschutz oder ums Geld?

Für 2019 wurde wieder eine Baubewilligung verlangt, deshalb stand der Grand Prix auf wackligen Beinen. Und als der italienische MXGP-Promoter Youthstream vor dem Jahreswechsel 2018/2019 noch wissen wollte, wie es in der Schweiz weitergeht, hat die Truppe um Läderach den WM-Lauf für 2019 zurückgegeben. Am 18. August wird stattdessen in Imola gefahren.

«Wir haben im Organisations-Komitee entschieden, auf dem Parcours 'Schweizer Zucker' nicht weiterzumachen. Die Streiterei dauert seit fünf Jahren an, und sie wird bei diesem Anlass nicht zu Ende gehen. Deshalb haben wir das Projekt ad acta gelegt», sagt Läderach. «Wir erarbeiten jetzt Pläne für eine neue Anlage, wir stehen aber noch ganz am Anfang. In Frage kommen Schauplätze in der Ostschweiz, also in den Kantonen Thurgau, Schaffhausen und St. Gallen. Wir haben drei konkrete Anlagen ins Auge gefasst und sind am Arbeiten. Es ist noch nichts spruchreif. Wir gehen aber davon aus, dass wir eine Lösung für 2020 erarbeiten können.»

Die Strecke des traditionellen Ostermontag-Cross in Frauenfeld kommt nicht in Frage. «Nein, es muss eine komplett neue Anlage sein, denn wir brauchen ca. 30 Hektar Veranstaltungsgelände. Es muss eine Infrastruktur vorhanden sein, deshalb ist es ein Grand Prix auf der alten Anlage nicht möglich. Wir sind uns mit der FIM und Youthstream einig, dass wir 2020 wieder einen Platz im Kalender haben können. Uns wurde versichert, dass wir weiter ein Wunschkandidat für MXGP sein werden. Wir möchten für 2020 einen neuen Vertrag abschließen.»

Der Swiss GP zog jedes Jahr rund 30.000 Zuschauer an, einige  Schweizer Motorrad-Importeure unterstützten ihn, dazu die Bekleidungsmarke IXS. Mit Jeremy Seewer, der 2019 in der MXGP-Kategorie als Yamaha-Werksfahrer auftreten wird, sowie Arnaud Tonus und Valentin Guillod kamenstarke heimische Fahrer zum Einsatz.

Läderach fühlt sich von den Behörden enttäuscht und im Stich gelassen. Läderach: «Denn vordergründig haben uns die Thurgauer Regierung und die Thurgauer Behörden immer glaubhaft gemacht, dass sie uns grundsätzlich unterstützen. Aber als es jetzt Ernst gegolten hat, hat der Kanton für die Anlage eine Baubewilligung gefordert. Dabei hatte man uns immer versichert, man werde eine Lösung suchen… Diese Lösung hat es aber nicht gegeben. Ja, wir sind von den Behörden im Kanton Thurgau enttäuscht, denn sie haben nur vordergründig behauptet, sie unterstützen uns. Als es jetzt darauf ankam, war von dieser Unterstützung nichts zu sehen.»

Wird man also mit dem MXGP-Rennen vorzugsweise in einen anderen Kanton ausweichen? Läderach: «Wir müssen sicherstellen, dass bei einer neuen Anlage die sogenannten Umweltverbände keine Einsprachen mehr erheben können. Es muss das ganze Umfeld stimmen, auch mit den Zonen. Wir haben für unsere GP-Strecke in Frauenfeld eine provisorische Baubewilligung für die Errichtung einer MXGP-Anlage mit elf Sprüngen eingereicht. Das Amt für Umwelt hat keinen Weg aufzeigen können, wie man dieses Projekt planen hätte können, obwohl man uns das immer in Aussicht gestellt hat. Man hätte das Gelände umwidmen müssen, nicht in eine Industrie- oder Bauzone, aber zum Beispiel in eine Sonderzone. Das wurde offenbar aus Angst vor den Gegnern und den Umweltverbänden nicht gemacht.»

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