Auf in die Zukunft!
Es reicht wenn die Fahrer in den Schlamm müssen
Als mir CMS Präsident Wolfgang Srb neulich in Loket bei einem netten Plausch von den neuen Ideen der FIM und Youthstream erzählte wurde ich hellhörig. «Wir möchten 2013 das ein oder andere Rennen auf einer Strecke fahren, die zumindest teilweise in ein grosses Stadion gebaut wird», meinte der Österreicher. «Kein Supercross, sondern eine Motocrossstrecke, die zum Teil ausserhalb und zum Teil durch ein Stadion führt. Youthstream ist bereits auf der Suche nach geeigneten Anlagen. Die Idee existiert schon lange, aber die Amerikaner kommen uns dieses Jahr in Las Vegas zuvor. Das werden wir uns genau anschauen.»
Bravo! Das halte ich für eine wirklich gute Idee. Um neue Zuschauerkreise zu erschliessen, muss man neue Wege gehen.
Worin liegt der Erfolg der Supercross-Serie in den USA? Ganz einfach, die Rennen finden in grossen Stadien in oder am Rand von Grossstädten statt, sind damit gut erreichbar und bieten dem Zuschauer den entsprechenden Komfort. Niemand muss sich Gedanken machen, ob er wasserdichte Schuhe trägt oder die Regenjacke eingepackt hat. Supercross im Stadion ist fast wie zu Hause vor der Glotze zu sitzen, eben nur live und zum Anfassen. Jeder hat seinen Sitzplatz und kann in den Pausen Essen und Trinken geniessen.
Wer hingegen einen Lauf zur Motocross-WM besuchen möchte, muss sich gut vorbereiten. Oft ist schon die Anreise zu den GPs mitten in der Pampa eine kleine Zumutung. Beim Parken dann häufig das nächste Ärgernis. Erst ein Hoppelweg über Wiesen und Äcker, dann nicht selten ein langer Fussmarsch bis zur Strecke. Bei Regen ist einem neugierigen «Schnupperbesucher» der Gang zu einem Motocross-Rennen überhaupt nur dann zu empfehlen, wenn er seinen kindlichen Drang zum Hüpfen und Umhertollen in Schlamm und Pfützen bewahren konnte.
Natürlich ist Motocross ein Outdoor-Sport und vermutlich werden sich einige ewig Gestrige fragen ob ich noch alle Tassen im Schrank habe. Aber wer neue Fans und Zuschauer gewinnen will, muss neue Wege gehen und die Leute am besten zu Hause abholen. Das wird nur gelingen wenn man in die direkte Nähe grosser Städte geht und eine Infrastruktur bietet, die es dem Zuschauer erlaubt auch bei schlechtem Wetter trockenen Fusses zu bleiben.
Ich höre die Traditionalisten schon klagen. «Oh je, die machen alles kaputt. Unser schönes Motocross. Die tollen Traditionsstrecken.» Ich kann das Gejammer nicht mehr hören. Leben ist Veränderung, nichts bleibt so wie es mal war. Ich begrüsse jeden Versuch unseren Sport attraktiver und komfortabler für die Zuschauer zu machen. Am liebsten schon morgen und nicht erst 2013!