KTM: Im Werk gingen die Lichter aus

Markus Reiterberger auf der Sandbahn: Fast gewonnen!

Von Ivo Schützbach
Auf dem Superbike wurde Markus Reiterberger dieses Jahr zum dritten Mal Deutscher Meister, auf der Sandbahn ist er Anfänger. Einer mit viel Talent, wie er bei der Premiere in Pfarrkirchen bewies.

Es kommt nicht alle Tage vor, dass sich ein Weltklasse-Straßenrennfahrer auf die Sandbahn verirrt – in Deutschland hat es das seit mindestens 40 Jahren nicht mehr gegeben. Markus Reiterberger, hauptberuflich auf einer BMW S1000RR in der IDM, Superbike- und Endurance-WM unterwegs, fuhr am gestrigen Sonntag in Pfarrkirchen in der B-Lizenz, der nationalen Klasse, sein erstes Bahnrennen.

Die Regeln sind einfach: Die Bahn in Pfarrkirchen ist 1000 Meter lang, ein Lauf besteht aus drei Runden. Sechs Fahrer sind auf der Bahn, für die Plätze 1 bis 6 gibt es 5-4-3-2-1-0 Punkte. Wer nach den vier Läufen die meisten Punkte hat, ist Sieger. Die Motorräder sind Prototypen mit 500-ccm-Einzylinder-Viertakt-Vierventil-Motoren mit Vergaser, die auf Sand von 0 auf 100 km/h in unter 3 sec beschleunigen. Die Bikes haben nur zwei Gänge, der erste Gang wird nur für den Start verwendet. Bremsen: Fehlanzeige!

Seine ersten beiden Läufe konnte Reiti auf Anhieb gewinnen, dann folgten zwei zweite Plätze hinter Fabien Neid. Nach dem Finale waren die beiden punktgleich: Weil in diesem Fall der Finaleinlauf zählt, wurde Reiti Zweiter und Neid als Sieger gewertet.

«In den Tagen vor dem Rennen habe ich jede Nacht bis um 1 oder 2 Uhr in der Werkstatt gearbeitet und bin um 7 wieder aufgestanden», erzählte der dreifache Deutsche Superbike-Meister SPEEDWEEK.com. «Die Zeit wurde ein bisschen knapp. Normal hätte ich es leicht geschafft, aber dann musste ich noch meinen Ducato richten, dann wurde alles ein bisschen viel.»

Reiti war am Sonntagmorgen pünktlich an der Rennbahn, wegen Regens wurde das Training verschoben. «Das war mein Glück, ich hatte die Lizenz daheim vergessen», meinte der Obinger. «Meine Mum hat sie mir dann gebracht, um 11 Uhr bin ich zum ersten Mal auf die Bahn gefahren. Am Anfang hatte ich über die ganzen Rillen Schwierigkeiten, weil ich eine falsche Linie fuhr, viel zu spitz in die Kurve rein. Als man mir das gesagt hat, ging es richtig gut. Im zweiten Startbandtraining konnte ich Fabien Neid gleich abhängen und bin einen 121er-Schnitt gefahren. Zu dem Zeitpunkt war Tebbe aus der internationalen Klasse mit 124 km/h der Schnellste, Stepahn Katt zum Beispiel fuhr nur 120. Als ich das im Lautsprecher hörte, war ich schon ein bisschen erstaunt. Da musste ich schmunzeln, das war geil.»

Der 23-Jährige weiter: «Die ersten zwei Läufe konnte ich souverän gewinnen, hatte gute Starts. Dann hat Neid eine bessere Übersetzung gefunden, er hatte am Anfang etwas Probleme. Danach war es schwierig mit dem Burschen zu kämpfen. Im dritten Lauf war er vorne, da konnte ich ihn aber auf der Gegengerade überholen, mein Motor ist richtig geil gegangen, da ist Feuer drin. Am Kurveneingang bin ich innen gefahren, da war’s ein bisschen glatt, und er ist außen herum im Griff gefahren. Am Ausgang hat er mich abgestrahlt, dann habe ich nichts mehr gesehen und den zweiten Platz heimgefahren. Im Finale war ich vom innersten Startplatz wieder vorne, fuhr innen, hatte auf einer glatten Stelle aber einen Riesen-Highsider, den ich grade noch abfangen konnte – dann war er wieder weg. So wurde ich Gesamtzweiter. Fahrerisch habe ich einiges aufzuholen, ich fuhr ja erst 20 oder 30 Runden in Pfarrkirchen mit dem neuen Motorrad. Das Bike ist spitzenmäßig, das wäre auch in der I-Lizenz richtig gut. Aber ich muss halt noch lernen, wie man auf der Sandbahn fährt. Das war eine richtig geile Erfahrung und hat sau viel Spaß gemacht.»

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