Aprilia: Wie Lorenzo Savadori seinen Job retten kann

Von Ivo Schützbach
Lorenzo Savadori (re.) mit Teamchef Shaun Muir

Lorenzo Savadori (re.) mit Teamchef Shaun Muir

Während Eugene Laverty im Team Milwaukee Aprilia bis Ende 2018 einen Vertrag für die Superbike-WM hat, läuft der von Teamkollege Lorenzo Savadori zum Saisonende aus.

Neben Honda ist Aprilia die Enttäuschung des Jahres. Beide Hersteller redeten letzten Winter von Siegen und dem Titelgewinn, beide sind von diesen Vorhaben meilenweit entfernt.

Das Team von Shaun Muir (SMR) hat einen Vertrag mit Hauptsponsor Milwaukee und Aprilia, der bis Ende 2018 läuft. Eugene Laverty wurde für den gleichen Zeitraum verpflichtet.

Seit den Rennen in Donington Park Ende Mai spricht der Nordire von großen Fortschritten mit der Aprilia RSV4, glänzen konnte Laverty seither aber trotzdem nur partiell. Nach wie vor sind fünfte Plätze in Assen (Savadori) und Misano (Laverty) die besten Ergebnisse des Milwaukee-Teams. In der WM-Wertung liegen Laverty (95 Punkte) und Savadori (81) abgeschlagen auf den Rängen 10 und 11.

SPEEDWEEK.com setzte sich mit Teamchef Shaun Muir zur Analyse zusammen.

Shaun, wie zufrieden bist du mit den Fortschritten, die seit dem Lausitzring-Test im August erzielt wurden?

Mit den Erkenntnissen vom Test bin ich glücklich. Wir konnten die Arbeit am Motorrad auf Bereiche einschränken, die unbedingt notwendig sind. Wir haben die letzten Monate so viel verschiedene neue Teile probiert – wir haben zu schnell neue Teile gebracht, zu viele Upgrades. Wir hätten uns besser auf bestimmte Bereiche konzentriert und diese zum Funktionieren gebracht. So hätten die Fahrer mehr Vertrauen aufbauen können.

Ihr erlebt die seltene Situation, dass sich die Fahrer darüber beschweren, dass ihr zu schnell entwickelt habt?

Das ist so.

Im Fall von Eugene Laverty ist es so, dass er jetzt nicht nur seinem Paket traut, sondern auch dem Team. Er weiß jetzt, was er zur Verfügung hat und arbeitet damit. Er musste sich von Michelin- auf Pirelli-Reifen umstellen.

In Donington bekamen wir einige Teile, die das Motorrad grundlegend verändert haben. Von dort ging es weiter zum Test nach Misano und dann zum Rennen dort. Seit dem Lausitzring-Test haben wir ein Motorrad, mit dem wir arbeiten können. Dieses Abstimmungsfenster dürfen wir nicht verlassen.

Bei Eugene war es immer so, dass er im ersten Jahr Vertrauen aufbaute und im zweiten starke Resultate lieferte.

Zu Saisonmitte warst du nicht mehr sehr motiviert, weil deine eigenen hohen Erwartungen nicht erfüllt wurden. Hat sich das geändert seit du siehst, dass es vorwärts geht?

Zwei Sachen habe ich dieses Jahr gelernt, eine über jeden Fahrer. Lorenzo mag keine Änderungen. Gib ihm eine bessere Abstimmung und lass ihn damit arbeiten. Aber bau nicht das Motorrad um.

Eugene ist sehr geduldig und nicht gerade emotional. Wenn ich ihn in der Box sitzen sehe, sehe ich einen Fahrer, der mir erzählt, dass er schneller fahren wird, wenn das Bike besser funktioniert. Es ist fast so, als schiebe er die Verantwortung dem Team zu.

Dann habe ich gemerkt, dass er wirklich schneller fährt, wenn ich ihm ein besseres Motorrad gebe. Ich tat mir schwer damit, dass er das Team und die Leute um sich herum nicht so angetrieben hat, wie ich ihn antrieb. Seine Art ist, dass er sich zurücklehnt. Ich hingegen bin sehr emotional, meine Gefühle sind offenkundig.

Eugene arbeitet sehr ruhig und methodisch. Jetzt sehen wir, dass es funktioniert. Später als erhofft, aber die Beziehung zwischen Aprilia, SMR und den Fahrern musste erst wachsen.

Aprilia-Rennchef Romano Albesiano und ich haben vereinbart, dass wir keine neuen Teile mehr bringen, sondern uns auf das vorhandene Paket konzentrieren. Wir sind uns einig, dass alles was wir brauchen, um dieses Motorrad schneller zu machen, in dem Bike steckt – nicht in der Werkstatt.

Savadori hat einen Vertrag mit Aprilia: Ist es Voraussetzung für dich, dass du einen Platz Aprilia geben musst?

Nein, das ist meine Entscheidung.

Du könntest nächstes Jahr einen anderen Piloten neben Laverty fahren lassen?

Absolut.

Die Situation ist folgende: Lorenzo hat einen Ein-Jahres-Vertrag mit Aprilia.

Ich möchte sehen, dass Lorenzo seine Form findet und diese ausbaut. Ich will ab Portimao den Lorenzo aus der letzten Saison sehen. Wenn ihm das gelingt, möchte ich mit ihm weitermachen.

Hat Savadori das gleiche Talent wie Laverty?

Das sind unterschiedliche Fahrertypen. Lorenzo muss sich in einem großen Team erst noch entfalten. Letztes Jahr hatte er bei IodaRacing wenig Druck und auch keinen Teamkollegen wie Laverty.

Dieses Jahr ist es schwierig für ihn, weil es zwischen den beiden Crews im Team kaum Kommunikation gibt, beide Seiten haben mit ihren eigenen Problemen zu kämpfen.

Der einzige Grund, Lorenzo nicht unter Vertrag zu nehmen, wäre für mich, dass ich zwei qualitativ hochwertige Piloten mit viel Erfahrung haben könnte.

Um den nächsten Schritt nach vorne zu machen, muss Lorenzo in der Lage sein, seinen Teil zur Entwicklung des Bikes beizutragen.

Siehe auch

Kommentare

Bitte melden Sie sich an, um einen Kommentar zu schreiben.

Nachbehandlung mit dem Doktor: Australien

Dr. Helmut Marko
Exklusiv auf SPEEDWEEK.com: Dr. Helmut Marko, Motorsport-Berater von Red Bull, analysiert den jüngsten Grand Prix. Diesmal: Melbourne, ein nahezu historischer Ausfall und ein starker Yuki Tsunoda.
» weiterlesen
 

TV-Programm

  • Do.. 28.03., 18:15, Motorvision TV
    New Zealand Jetsprint Championship
  • Do.. 28.03., 19:15, ServusTV
    Servus Sport aktuell
  • Do.. 28.03., 20:55, Motorvision TV
    Top Speed Classic
  • Do.. 28.03., 21:20, Motorvision TV
    Racing Files
  • Do.. 28.03., 21:45, Hamburg 1
    car port
  • Do.. 28.03., 21:50, Motorvision TV
    Top Speed Classic
  • Do.. 28.03., 22:50, Motorvision TV
    Classic Races
  • Do.. 28.03., 23:05, Schweiz 1
    Frauen und die Formel 1 - Fehlende Gleichstellung im Motorsport
  • Do.. 28.03., 23:45, Hamburg 1
    car port
  • Fr.. 29.03., 00:15, Motorvision TV
    All Wheel Drive Safari Challenge
» zum TV-Programm
5