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Argentinien-Desaster: «Dummköpfe» setzten sich durch

Von Gordon Ritchie
Eugene Laverty (li.) und Leon Camier (re.)

Eugene Laverty (li.) und Leon Camier (re.)

Leon Camier, Eugene Laverty und Chaz Davies als Mitglieder der SBK Safety Commission haben bei der Superbike-WM in San Juan alles unternommen, um für Sicherheit zu sorgen. Sie wurden übergangen und ignoriert.

Drei von vier Fahrer, welche in der SBK Safety Commission sitzen, waren der Meinung, dass das erste Hauptrennen auf der Rennstrecke San Juan Villicum nicht gefahren werden kann. In diesem Gremium sitzen die Rennfahrer Jonathan Rea, Chaz Davies, Eugene Laverty und Leon Camier, außerdem Vertreter von WM-Promoter Dorna und dem Motorrad-Weltverband FIM.

In Argentinien wurde erschreckend offensichtlich, wie wenig man auf die Fahrermeinung gibt, wenn es übergeordnete Interessen gibt.

«Von der Seite der Organisatoren wurden massive Fehler gemacht», hielt der dreifache Vizeweltmeister Chaz Davies fest. «Es ist die Schuld der FIM und Dorna, es liegt in ihrer Verantwortlichkeit, dass wir auf Strecken kommen, die in Ordnung sind. Jede Strecke ist neben der Ideallinie schmutzig. Aber es gibt schmutzig und es gibt dreckig. Sie wissen um die Bedingungen in Argentinien, diese Strecke wird nicht regelmäßig genützt. Die Frage ist: Wenn die Strecke nicht sicher genug ist, warum kommen wir dann hierher? Der Asphalt wurde erst am Dienstag vor dem Rennwochenende fertig. Wäre er zwei Wochen vorher fertig geworden, wäre es trotzdem zu spät gewesen.»

Obwohl sich die meisten Fahrer in diesen Punkten einig waren, streikten letztlich nur sechs der 18 Piloten. Neben Camier, Laverty und Davies waren das Melandri, Cortese und Kiyonari.

Camier ließ die Ereignisse im Gespräch mit SPEEDWEEK.com Revue passieren. «Schon lange vor dem Rennwochenende haben wir diskutiert, was auf der Strecke verbessert werden muss», unterstrich der Engländer. «Die Rennstrecke wurde Donnerstagnacht homologiert, obwohl sie nicht den Vorschriften entsprach. Der Belag, die Kiesbetten und die Drainage entspricht nicht den Homologationsstandards. Trotzdem bekam die Strecke die Homologation. Am Freitag hatten wir alle Schwiergikeiten, ungefähr 90 Prozent der Piloten wollten nicht fahren. Viele fuhren dann doch, weil sie unter Druck gesetzt wurden, weil sie meinten sie müssten fahren oder weil sie von ihren Teams Strafen angedroht bekamen. Honda verhielt sich sehr gut, sie unterstrichen, dass für sie die Sicherheit an erster Stelle steht – das war gut für Kiyonari und mich. Wirklich enttäuschend von Seiten der Organisatoren und einiger Fahrer ist, vor allem von denen mit großem Einfluss, dass sie von ihrer ursprünglichen Meinung abwichen. Erst sagten sie, dass sie nicht fahren wollen. Dann fühlten sie den Druck und gaben nach.»

«Uns ging es nicht darum, nicht zu fahren», stellte Camier klar. «Wir haben das ganze Wochenende verhandelt, um mit der Situation klar zu kommen. Uns wurde angeboten die Rennen abzusagen, wir lehnten das ab und sagten, dass wir es versuchen wollen. Deshalb haben wir vorgeschlagen, zwei Rennen über die volle Distanz am Sonntag zu fahren. Da war es deutlich kühler und der Asphalt war deshalb kein Problem. Wir machten mit Offiziellen der FIM eine Streckenbegehung und zeigten ihnen Stellen, wo Öl durch den Asphalt drückte – wenn du mit den Fingern über den Belag gefahren bist, hattest du anschließend ölige Finger.»

Wurdet ihr wegen des Streiks bestraft? «Da gibt es nichts zu bestrafen», so Camier. «Es ging um unsere Sicherheit, wir waren uns fast alle einig, dass wir nicht fahren. Dann gab es Gespräche mit den Teammanagern und Herstellern und sie entschieden untereinander, dass wir fahren sollen. Wenn du dich mit den Fahrern unterhältst, ohne dass ihr Team dabeisteht, dann sagen sie dasselbe. Wir hatten drei Punkte aufgelistet: 1. Die Strecke war unglaublich dreckig. 2. Der Asphalt war nicht in Ordnung. 3. Bei hohen Temperaturen waren die Bedingungen phänomenal schlecht. Loris Baz hat sich fast das Handgelenk gebrochen. Letztes Jahr passierte Florian Marino das Gleiche, er brach sich den Oberschenkel und fährt bis heute nicht. Es ist nicht korrekt, was getan wurde.»

«Jonathan Rea ist der Weltmeister, er hat die größte Macht von allen und ließ uns im letzten Moment hängen», ergänzte Laverty. «Ers stand unter einigem Druck, aber er hätte damit klarkommen können. Er hätte die Stimme von uns allen sein und mehr Rückgrat zeigen sollen. Als er mit den anderen Fahrern zusammenstand sagte er, dass wir nicht fahren sollen – dann drehte er sich um und fuhr doch. Es gibt immer einen Dummkopf, in San Juan waren es leider einige. Ich verstehe Fahrer wie Alex Lowes, für den es um WM-Rang 3 geht. Aber Johnny Rea und Alvaro Bautista hatten nichts zu gewinnen, sie hätten neben uns stehen müssen. Sie fielen aber im letzten Moment um. Dabei hatten wir bereits unter uns ausgemacht, dass wir auf jeden Fall am Sonntag fahren, weil es da kühler war.»

Ist es an der Zeit, auch in der Superbike-WM eine Fahrergewerkschaft zu gründen? «Wir waren fast soweit, aber es gibt immer Typen, die sich beugen», schimpfte Laverty. «Wäre einer gestürzt, hätte er einen anderen töten können. Es geht nicht nur darum, an sich selbst zu denken, man muss auch an die anderen denken.»

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