Rea vs. Davies: Die Versöhnung der Erzfeinde
Über viele Jahre prägten Jonathan Rea und Chaz Davies die Superbike-WM mit spektakulären Duellen – und einer teilweise offenen Feindschaft. Von den packenden Kämpfen in Imola bis zum hitzigen Wortgefecht im Parc Fermé in Assen 2017 waren die beiden Briten stets erbitterte Rivalen. Davies trat 2021 vom aktiven Rennsport zurück, Rea beendete seine Superbike-Karriere vier Jahre später. Heute blicken beide auf die gemeinsamen Jahre zurück – mit mehr Respekt und weniger Kälte.
Für Rea war Davies über lange Zeit der klare Gegner. «Für mich war Chaz mein Karriere-Rivale. Das war über viele Jahre hinweg das längste Duell. Ich meine, ich hatte im Laufe der Zeit viele Rivalen, einer der schwierigsten Gegner war wahrscheinlich im Jahr 2021 – die Meisterschaft gegen Toprak. Ich glaube, weder Toprak noch ich wollten diese Meisterschaft so richtig nicht gewinnen – wir so oft Punkte weggeworfen», erinnert sich der Rekordchampion.
Doch vor allem die Jahre 2016 bis 2018 stechen für Rea heraus: «Wenn man an Rivalitäten denkt, dann war das Duell mit Chaz in den Jahren 2016, 2017 und 2018 wirklich etwas Besonderes. Ich habe das Gefühl, wenn ich nicht drei, vier oder fünf Weltmeistertitel gewonnen hätte, dann hätte Chaz sie gewonnen.»
«Er war jemand, der das Beste aus mir herausgeholt hat – auf der Strecke, aber auch abseits davon. Ich war dadurch zu Hause extrem motiviert. Chaz war ein Profi, ein kluger Typ. Ich habe mich völlig verausgabt, um zurückzukommen und ihn noch mehr zu schlagen – oder es ihm heimzuzahlen», gesteht Rea rückblickend.
Die Kreativität von Davies beeindruckte Rea: «Man wusste nie – ein bisschen wie bei Toprak in dieser Ära – manchmal, wenn keine Lücke da war, dann hat Chaz eben eine geschaffen. Ich hoffe, dass wir nach unserer aktiven Zeit das gemeinsam genießen können. Unsere Beziehung war kühl – und ehrlich gesagt, das hat mir gefallen –, aber ich würde sagen, er war mein Karriere-Rivale, und das habe ich sehr genossen.“
Davies, der lange Jahre als Reas Erzfeind galt, erwidert den Respekt inzwischen offen. «Vielen Dank für alles, was du für die Superbike-WM getan hast. Wir alle wissen, wie schwierig es war, gegen dich anzutreten. Wir haben alle gelitten», scherzte er im Rahmen der Pressekonferenz in Jerez.
«Man will seinen Gegnern nie zu viel Respekt entgegenbringen. Doch ich spreche sicher nicht nur für mich, wenn ich auf diesen Willen, nie aufzugeben, hinweise. Das spürte ich natürlich, als ich gegen dich antrat. Ich kann nur meinen Hut ziehen. Durch diese Eigenschaft unterscheidest du dich von den anderen Fahrern. Das kann man nicht lernen, das muss in einem stecken», fand Davies versöhnliche Worte für seinen ehemaligen Erzfeind.
Was einst erbitterte Feindschaft war, ist heute zu gegenseitiger Wertschätzung geworden. Die ehemaligen Rivalen Rea und Davies haben erkannt, dass ihre harten Duelle auf der Strecke nicht nur spannende Kapitel der Superbike-Geschichte geschrieben, sondern sie auch als Fahrer geprägt haben.










