Ein Hoffnungsschimmer bei der KTM AG

Noriyuki Haga ruiniert seinen Namen

Kolumne von Ivo Schützbach
Nach 19 Monaten WM-Pause wagt Noriyuki Haga in Imola das Comeback bei den Superbikes. Gewinnen wird er dabei nichts.

Mit 43 Siegen, 116 Podestplätzen, 58 schnellsten Rennrunden und 7 Pole-Positions ist Noriyuki Haga der mit Abstand erfolgreichste Fahrer der Superbike-WM, der nie den Titel gewann. Dreimal wurde der 38-jährige Japaner Vizeweltmeister, zudem viermal WM-Dritter.

Seine letzte große Chance verspielte Haga 2009 im Kampf gegen Ben Spies. Als Ducati-Werksfahrer hatte «Nitro Nori» alle Trümpfe in der Hand, doch er ließ sich vom Texaner aus der Ruhe bringen, stürzte und verletzte sich. Aus der Traum, sechs Punkte fehlten zum erstmaligen Titelgewinn.

Haga war ein gebrochener Mann. 2010 reichte es in der WM als Ducati-Werksfahrer nur noch zu Rang 6, ein Jahr später wurde er auf der privaten Pata Aprilia noch Achter. 2012 fuhr Haga in der Britischen Superbike-Meisterschaft und wurde dezenter Achter.

Der Japaner hat den Absprung verpasst – wie so viele große Stars vor ihm. Die Wenigsten haben den Mumm, auf dem Höhepunkt abzutreten.

Nun sehen wir Noriyuki Haga also ein letztes Mal (?) in Imola. Hier holte er 2011 seine letzten beiden Podestplätze, als er jeweils Zweiter wurde. Können wir am kommenden Sonntag ähnliche Glanztaten erwarten? Nein. Auch wenn Haga sagt, dass er die Strecke liebt und ihn ganz besondere Erinnerungen damit verbinden.

In einem Atemzug mit Fogarty und Falappa

Erinnerungen – das Wort, welches ich mit Noriyuki Haga verbinde. Ich denke wehmütig an den kampfstarken Nori, der überholte, als andere längst die Hosen voll hatten. Er kannte keine Angst, hatte eine außerordentliche Motorradbeherrschung, sein Selbsterhaltungstrieb war zuweilen nicht sehr hoch. Haga wurde in einem Atemzug mit Carl Fogarty und Giancarlo Falappa genannt, zwei der wildesten, wagemutigsten und schnellsten Superbike-Fahrer, die wir bis heute sahen.

Teamchef Andrea Grillini ist mit der Verpflichtung von Haga der größte Coup der Teamgeschichte gelungen. So viele Journalisten wie an diesem Wochenende haben sich noch nie für das italienische Privatteam interessiert, welches mit Stammfahrer Vittorio Iannuzzo nur selten an den Punkten kratzt. Mit der von Feel Racing, auch Partner des BMW-Werksteams, vorbereiteten BMW S1000RR ist im Kampf gegen die Werksteam kaum mehr möglich. Das wird auch der ehemalige Weltklasse-Fahrer Noriyuki Haga erkennen müssen.

Warum er sich das antut, fragen Sie sich? Haga will sich mit dem Wildcard-Einsatz in Imola auf das prestigeträchtige Acht-Stunden-Rennen in Suzuka in vier Wochen vorbereiten. Dort startet der 38-Jährige gemeinsam mit Kevin Schwantz (49) und Yukio Kagayama (39) im Oldie-Team von Suzuki. Zwei weitere Fahrer, die nicht erkannt haben, dass Speed im Olymp der Vollgasgötter ein vergängliches Gut ist.

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