Martin Smolinski exklusiv: Gründe für sein Formtief

Von Ivo Schützbach
Seit dem Speedway-Grand-Prix in Prag Ende Mai fährt Deutschlands Aushängeschild Martin Smolinski seiner Form hinterher. Der Auckland-Sieger verriet uns die Gründe.

In Auckland, Bromberg und Tampere fuhr Martin Smolinski jeweils in die Halbfinales der Top-8, den ersten Grand Prix in Neuseeland hatte er in atemraubender Weise gewonnen. Doch seit Ende Mai in Prag ist der Wurm drin: Sechs Punkten in Tschechien folgten magere drei in Malilla. Smolinski ist in der WM-Wertung von Platz 2 auf 11 abgestürzt. Im Race-off der Speedway-Weltmeisterschaft in Gorican qualifizierte er sich lediglich als Reservist für den Challenge, seinen Plan B, falls er den Grand Prix nicht in den Top-8 beendet und damit automatisch 2015 dabei ist.

Seit gut einem Monat mangelt es dem Olchinger an Speed, er hat keine guten Starts mehr. Zahlreiche Experten haben Smolinski prophezeit, dass er während der Saison nachlassen würde, da er als einziger GP-Pilot in keiner der Profiligen in Großbritannien, Polen oder Schweden fährt. Doch die Gründe für sein Formtief sind ganz andere, wie der 29-Jährige im Exklusivinterview mit SPEEDWEEK.com verriet.

Hast du dich zu sehr auf Nebenkriegsschauplätze abseits der Rennstrecke konzentriert, wie etwa deinen Streit mit der FIM oder deine Vermarktung?

Mit allem, was in den letzten Wochen vorgefallen ist – ich bin auch nur ein Mensch. Ich will nicht sagen, dass ich Illusionen hatte, aber ich habe einige Sachen falsch eingeschätzt. Ich habe versucht, auf hohem Niveau mit vielen Leuten zusammenzuarbeiten, ich bin aber nur von Vagabunden umgeben. Man versucht den Sport nach vorne zu bekommen und für den Sport zu arbeiten. Aber egal was und wo ich etwas mache, ich bekomme so eins reingedrückt, dass ich mich langsam frage, was ich hier tue.

Mein Problem im Moment ist: mir fehlt der Spaß am Fahren. Ich bin nur ein Mensch, keine Maschine.

Mir ist die Arbeit nicht zu viel geworden. Aber wenn man nur noch von Leuten umgeben ist, die einem ans Bein pinkeln wollen, obwohl ich auf das gemeinnützige Wohl aus bin, dann vergeht mir der Spaß.

In manche Sachen steckte ich vielleicht zu hohe Erwartungen und habe das Gegenteil zu hören und sehen bekommen. Speziell im Speedway-Grand-Prix. Ich versuche mit den Leuten auf hohem Niveau zu arbeiten, aber was da zeitweise hinter den Kulissen abgeht, davon war ich ein wenig geschockt.

Du hast schlechte Starts, keine Reaktion. Und auch über eine fliegende Runde mangelt es dir an Speed. Woran liegt das?

Ich bin einfach platt, habe keinen Spaß mehr. Deshalb baue ich keine Geschwindigkeit auf, ich habe derzeit keinen Killerinstinkt.

Es liegt also nicht am Material oder deinem Set-up?

Nein. Was bringt mir das beste Material, wenn ich es nicht umsetze? Ich kann es derzeit nicht umsetzen, ich bekomme das Material nicht dorthin, wo ich es haben möchte. Ich muss für mich wieder einen Weg finden. Es sind so viele Sachen vorgefallen.

Wie wäre es mit komplett abschalten zwischen den Rennen, zum Fahrrad fahren gehen oder an den Badesee liegen? Kopf frei kriegen.

Daran muss ich arbeiten, aber ich bin ganz gut dabei. Ich kann derzeit gar nicht aus dem Büro raus. Wenn ich eine Woche später zurückkomme, dann habe ich echte Probleme.

Ich will daran arbeiten, dass ich mich wieder besser auf die Veranstaltungen vorbereiten kann, mein eigenes Ding durchziehen. So, wie ich es Anfang des Jahres gemacht habe. Da habe ich mich um nichts geschissen.

Ich habe versucht mit den Leuten zu arbeiten, es funktioniert aber nicht, es geht nicht.

Der gestiegene Druck oder die Erwartungshaltung sind nicht das Problem?

Nein, gar nicht. Das Problem liegt bei mir ganz persönlich. Das hat nichts mit Erfolg oder Druck zu tun.

Ich habe 20 Jahre auf den Speedway-GP hingearbeitet. Und ich weiß nicht, ob ich mich da wohlfühle, wo ich jetzt bin. Ich muss mir das nicht antun.

Auf dem Höhepunkt deiner Karriere solltest du es aber auch nicht hinschmeißen.

Das mach ich auf keinen Fall. Aber ich muss für mich und das Team wieder den Fokus finden, wir haben alle so ein bisschen die Lust verloren.

Die letzten Wochen bin ich zu arg mitgeschwommen und habe meinen Weg verloren – das schadet mir grade. Das verstehen nur Leute, die selbst versuchen oder versucht haben professionell zu arbeiten – und dann nur angeschissen werden. Ich habe auch keinen Bock mehr auf diese ganzen Dummschwätzer. Ich muss wieder dahin kommen, dass es mir Spaß macht. Mein Vorteil ist: Ich kann mich umdrehen und gehen, ich muss nicht.

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