KTM: Im Werk gingen die Lichter aus

Wo sich Toni Finsterbusch in der SSP-WM 2016 sieht

Von Ivo Schützbach
Toni Finsterbusch: «Ich bin kein Profi, sondern arbeite noch»

Toni Finsterbusch: «Ich bin kein Profi, sondern arbeite noch»

Toni Finsterbusch bestreitet 2016 für das schwäbische Team BCC Yamaha die Supersport-Weltmeisterschaft. Was sich der 22-jährige Sachse vornimmt und wo er sich leistungsmäßig selbst einordnet.

Nach Jahren in der 125er- und Moto3-Klasse sowie einer Moto2-Saison hat Toni Finsterbusch vergangenen Juni in der Superstock-600-EM beim italienischen Team GoEleven Kawasaki eine neue Heimat gefunden. In vier Rennen fuhr der gebürtige Leipziger zweimal in die Punkte, in Portimao als 14. und in Magny-Cours als 13.

Für kommende Saison hat Finsterbusch einen Vertrag mit dem Team BCC Yamaha aus Heilbronn für die Supersport-WM unterschrieben, SPEEDWEEK.com sprach mit ihm.

Du hast schon bei deinem Einstieg in die Superstock-600-EM gesagt, dass du bald möglichst Supersport-WM fahren möchtest: Weshalb hat diese Klasse für dich Priorität?

Weil das eine gut besetzte Klasse ist. Als ich in die Superstock-Klasse einstieg zeichnete sich schon ab, dass sich etwas ändern wird, jetzt gibt es die Klasse nicht mehr. Deswegen habe ich da schon auf die Supersport-WM geschielt.

Du bist 178 cm groß. Wäre es bei deiner Statur nicht sinnvoller gewesen auf das größere Motorrad zu wechseln und Superstock-1000-Cup zu fahren?

Nur weil ich groß gewachsen bin heißt das ja nicht, dass ich deswegen nicht 600er fahren kann. Ich fühle mich auf diesem Motorrad wohl, auch wenn ich erst seit eineinhalb Jahren mit der 600er Rennen fahre. Ich fahre gerne 600er, deshalb habe ich mich für diese Lösung entschieden.

Glaubst du, dass du in der Weltmeisterschaft konkurrenzfähig sein wirst?

Ich denke schon. Die Stock-Klasse war dieses Jahr top besetzt, die Leistungsdichte war höher als in der WM. Faccani hat 2014 die EM gewonnen, er fuhr dieses Jahr vorne mit rein.

Ich habe mit dem Material das ich hatte gute Ergebnisse erzielt. Deshalb glaube ich, dass wir konkurrenzfähig sein werden. Um Siege werden wir nicht fahren, das ist auch nicht unser Ziel. Dazu braucht man auch Werksmaterial. Wir wollen gute Ergebnisse holen und den ein oder anderen ärgern.

Dein Teamchef Andreas Gerlich hat gesagt, dass es in deiner Karriere nie richtig zusammenlief und er das ändern will. Teilst du diese Einschätzung?

Auf jeden Fall. Die letzten Jahre waren für mich schwierig. Zwei der Rennen dieses Jahr konnte ich wegen technischer Defekte nicht beenden, im Training hatte ich auch ab und zu Probleme. Da steckst du als Fahrer nicht drin. Ich habe auch Fehler gemacht, logisch. Aber wenn dir Trainingszeit fehlt ist es schwierig, dich auf das Rennen vorzubereiten. Wenn das Motorrad funktionierte, habe ich das Beste herausgeholt.

Ich hoffe, dass die Kommunikation mit Andy besser läuft. Wenn ein Italiener das Fahrwerk macht, der kein richtiges englisch kann und kein deutsch, dann ist das schwierig. Dann redet man mit Händen und Füßen, um halbwegs etwas hinzustellen.

Du wirst diesen Monat noch testen?

Ja, in Cartagena, vom 22. bis 24. Dezember. Ich werde mit einer Stock-Honda fahren, um die Fahrpraxis und den Rhythmus zu halten. Mir tut jeder Kilometer gut. Ich habe schnell einen guten Speed, brauche dann aber ein Weilchen, um das letzte Bisschen zu finden. Aber das geht ja jedem so.

Ihr werdet die Überseerennen auslassen und euch für die neue Rookie-Wertung einschreiben. Was rechnest du dir aus?

Ich weiß weder wer, noch wie viele fahren werden. In der Supersport-WM fahren ja alle zusammen, ich hoffe, dass ich es immer in die Top-20 schaffe. In der Rookie-Wertung will ich regelmäßig Punkte sammeln und so gut wie möglich dastehen.

Tut es dir weh, dass du bei BCC Racing nur zweite Wahl bist? Julian Puffe stand oben auf der Liste, aber er wird auf Kawasaki den Superstock-1000-Cup bestreiten.

Ich freue mich einfach. Julian hatte dieses Jahr gute Ergebnisse, er ist ein guter Fahrer. Ich sehe uns auf einem Level.

BCC war nicht meine einzige Möglichkeit, aber die beste. Motorsport hat ja immer auch viel mit Geld zu tun. Ich hätte auch weiterhin bei GoEleven fahren können, so viel Geld kann ich aber nicht auftreiben.

Ich gehe zum Arbeiten und bin kein Profi. Die Sponsorensuche und das Training laufen bei mir nebenbei.

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