Ein Hoffnungsschimmer bei der KTM AG

Dortmund: Riesige Betroffenheit über Lynggaard-Tod

Von Frank Quatember
Die Stimmen aus dem Fahrerlager beim Supercross Dortmund: Der verstorbene Kasper Lynggaard war beliebt in der Szene. Was Weggefährten sagen. Es gibt aber auch Kritik am Ablauf des Abends.

Zum tragischen Tod von Yamaha-Pilot Kasper Lynggaard am Freitag beim Supercross-Training in der Dortmunder Westfalenhalle gibt es weitere Stimmen von Fahrern und Teamchefs.

So äußerte sich Herbert Kosak, Teamchef von Kosak-KTM: «Bei mir spielt sich da eine Wiederholung ab. Ich habe meinen Sohn Alexander beim Motocross verloren, das wird alles wieder aufgewühlt. Es ist, als wäre es mein Sohn gewesen, der am Freitag gestorben ist. Die Gefühle der Eltern kann ich mitfühlen. Es ist 20 Jahre her bei mir, aber es fühlt sich an wie gestern. Ich habe mir immer gewünscht, dass es bei einer Veranstaltung, bei der ich dabei bin, niemals passiert. Ich war immer hart, wenn einer gestürzt ist – aber heute bin ich weich. Das geht an die Nieren. Die Veranstalter sind Profis, die Fahrer und alle müssen ihren Job machen. Deshalb war es das einzig Richtige, weiterzufahren. Ich fände es gut, wenn Fahrer ihr Preisgeld für Lynggaard spenden würden. Damit würde man für ihn fahren. Absagen geht nicht. Ich wünsche der Familie von Kasper viel Kraft; wir werden den Jungen nie vergessen. Er hat den Sport geliebt und das darf man nicht verfluchen.»

Kneip: «So war es pietätslos»

Thomas Kneip, TKM Motorsports und Mentor des deutschen Topfahrers Dennis Ullrich, übt aber auch Kritik am Vorgehen der Veranstalter. Denn das Programm am Abend – der schwere Sturz passierte im Training am Nachmittag ohne Publikum – wurde durchgezogen, es wurden einzig keine Cup-Punkte vergeben. Kneip: «Ich bin sprachlos, es gibt viele Stürze, immer mehr und immer schwerere. Das Niveau wird immer höher, aber auch die Geschwindigkeit. Es gibt keine perfekte Schutzkleidung, jeder kennt sein Risiko. An einem Tag wie am Freitag, an dem Leben und Tod so nahe beieinanderliegen, wird man sich bewusst, dass es Menschen sind, die hier fahren. Was die Veranstaltung angeht, hätte ich den Tag etwas anders gestaltet, ich hätte die Eröffnungszeremonie angepasst. So war es pietätlos. Ich kannte Kasper sehr gut, ich habe vor ein paar Jahren Fahrwerke für ihn gemacht. Er war ein sehr motivierter Fahrer, er hat immer 100 Prozent gegeben. Am Freitag auch. Zum Thema Protektoren habe ich eine eigene Meinung. Alles was geschützt wird, wird nicht ausreichend trainiert. Nichts gegen Schutz, aber auch Skirennfahrer, Radsportler etc. haben keinen Rundumschutz. Der vermittelt ein falsches Gefühl der Sicherheit. Der Motocross-Fahrer braucht keine Ritterrüstung, die ihn unbeweglich macht. Wenn der Körper gut trainiert ist mit ausreichend Muskelmasse, wird ihm relativ wenig passieren.»

Jörgensen verlor einen guten Freund

Einer der besten Freunde von Kasper Lynggaard, Rasmus Jörgensen vom Team Silent Sport Suzuki, erinnert sich an schöne Momente, die er mit seinem verstorbenen Landsmann erlebt hat.

Der Däne sagte: «Ich fühle mich leer, mein Kopf ist leer, ich kann es nicht glauben. Es ist so traurig und unglaublich, dass Kasper nicht mehr lebt. Ich fahre, weil er das gewollt hätte. Er war ein superharter Bursche, ein harter Fighter und ein echter Champion. Darüber hinaus war er auch mein guter Freund seit vielen Jahren. Wir hatten viele gute Zeiten miteinander, viele Partys. Er war immer auf der Sonnenseite des Lebens, nun nicht mehr.»

Pfeil: «Kasper hätte keine Absage gewollt»

Harald Pfeil ist Teamchef bei Pfeil-Kawasaki, er kannte Lynggaard ausgezeichnet und erlebt solche Tage nicht zum ersten Mal.
«Leider kenne ich solche Situationen. Zweimal, als ich selbst noch fuhr und als Teamchef mit Michael Spacek. Es ist hart, aber es wird immer wieder vorkommen. Kasper war auch zwei Jahre bei unserem Team, ein Sportler vom Feinsten. Wir müssen hier und heute für ihn fahren, einfach für ihn. Er hat den Sport geliebt wie wir alle und hätte niemals eine Absage gewollt. Ich behalte ihn in Erinnerung als supersympathischen und korrekten Kerl, der immer sein Bestes gegeben hat. Er war immer lebenslustig und positiv. Das, was passiert ist, soll uns daran erinnern, wie verletzbar wir alle sind.»

Stefan Mock vom Team Suzuki Waldmann kann es wie fast alle anderen noch nicht begreifen, was passiert ist. «Es ist ein Riesenschock für mich und alle anderen. Man realisiert erst langsam, was passiert ist. Es tut mir unheimlich leid für die Familie und die Angehörigen, sowas hat niemand verdient. Kasper war ein lustiger und lebensfroher Typ, ich wünsche seiner Familie alle Kraft», sagte der Teamchef, dessen Pilot Florent Richier am Freitag im Shirt von Lynggaard fuhr und das Finale gewann.

Das Supercross Dortmund dauert noch bis Sonntag.

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