Fazit Rallye Australien: Sieger ohne Zukunft?

Kolumne von Christian Schön
Andreas Mikkelsen feiert seinen Sieg bei der Rallye Australien

Andreas Mikkelsen feiert seinen Sieg bei der Rallye Australien

Von allen drei Volkswagen-Werkspiloten hat Andreas Mikkelsen womöglich die schlechtesten Chancen auf ein Top-Cockpit für 2017. Und was wird aus Volkswagen Motorsport?

Es ist schon fast Ironie der Geschichte, dass Andreas Mikkelsen der Sieg bei der Rallye Australien bei der Zukunftsplanung wohl nicht allzu viel hilft. Als einer von ganz wenigen kann der Norweger von sich behaupten, Weltmeister Sébastien Ogier im offenen Duell geschlagen zu haben. Trotzdem hat er im Kampf mit seinen beiden bisherigen Volkswagen-Teamkollegen Ogier und Jari-Matti Latvala um ein Cockpit für 2017 derzeit die schlechtesten Karten.

Citroën-Teamchef Yves Matton hat klar gemacht, dass er – wenn überhaupt – höchstens an Ogier interessiert ist. Hyundai ist voll besetzt. Bleibt von den Werksteams nur Toyota. Dort steht mit Tommi Mäkinen ein Mann an der Spitze, der früher denselben Manager hatte wie heute Jari-Matti Latvala, den Oberstrippenzieher Timo Jouhki. Daraus zu schließen, dass Latvala mit offenen Armen empfangen wird, ist allerdings ein Trugschluss. Latvala und Mäkinen sind zwar beide Finnen, aber nicht gerade die größten Freunde.

Bei Mäkinen steht außerdem angeblich ebenfalls Ogier ganz oben auf der Liste. Diese Konstellation kann ich mir aber nur schwer vorstellen. Dann müsste der Yaris WRC schon ein Hammer-Auto sein. Die bisher im Internet zu findenden Videos sprechen nicht dafür.

Ogier selbst sagte: «Das Paket muss stimmen.» Das tut es bei Toyota momentan sicher nicht. Es sei denn, einige der bei Volkswagen mit Ogier arbeitenden Ingenieure und Mechaniker würden mit nach Puuppola gehen, wo Tommi Mäkinen Racing zu Hause ist.

Mäkinen hat, seit er die Regie bei Toyota übernommen hat, mit einigen überraschenden bis unlogischen Entscheidungen von sich reden gemacht. Von daher ist alles möglich.

Wobei die Verpflichtung von Mikkelsen, sollte Ogier abwinken, gar nicht so unlogisch wäre. Der 27-Jährige hat sicher eine größere Zukunft vor sich als der bereits 31 Jahre alte Latvala. Zumal Mikkelsen zumindest in der Saison 2016 seinen finnischen Teamkollegen klar in den Schatten gestellt hat.

Dennoch ist die Wahrscheinlichkeit nach derzeitigen Spekulationen am höchsten, dass Mikkelsen mit einem eigenen Team – möglicherweise zusammen mit seinem norwegischen Landsmann Mads Østberg – bei Ford-Stellvertreter Malcolm Wilson andockt. Was angesichts der Möglichkeit, dass auch Sébastien Ogier bei den Engländern landen könnte, einer gewissen Brisanz nicht entbehrt.

Bleibt außerdem die Frage, was aus Volkswagen Motorsport wird. Der eine oder andere Topmann im Team wird wohl kaum damit ausgelastet sein, in der nächsten Saison die 2016er Polo R WRC für zahlende Kunden zu betreuen und eine R5-Version des erfolgreichsten Rallyeautos des letzten Jahrzehnts zu entwickeln. Von Nebentätigkeiten im Rallycross oder bei Tourenwagen ganz zu schweigen.

Logisch, dass längst andere Teams – von bisherigen Konkurrenten in der Rallye-WM über Langstrecken-WM bis Formel 1 – ihre Fühler ausgestreckt haben. Die Gefahr besteht, dass die Mannschaft ausblutet.

Der praktisch fertig entwickelte 2017er Polo R WRC soll den Prozess der Homologation soweit durchlaufen, dass nur noch die Einschreibung in die Weltmeisterschaft zur Startberechtigung fehlen würde. Sogar ein letzter Test in Schweden wird durchgezogen. Man weiß ja nie . . .

Welchen Respekt die Mannschaft genießt, zeigten die Szenen nach dem letzten Service der Rallye Australien. Von allen anderen Teams kamen Mechaniker, Ingenieure und andere Mitglieder herüber gelaufen, um die Markenweltmeister der letzten vier Jahre mit «standing ovations» zu verabschieden.

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