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Fazit Australien: Note 1 nur für Sébastien Ogier

Kolumne von Christian Schön
Verdiente Champions – Sébastien Ogier (rechts) und Beifahrer Julien Ingrassia

Verdiente Champions – Sébastien Ogier (rechts) und Beifahrer Julien Ingrassia

Während sich seine Titelkonkurrenten Thierry Neuville und Ott Tänak blamierten, machte der Weltmeister alles richtig

Auf dem Papier war das Finale der Saison 2018 das nervenzerfetzendste seit 2009, als Sébastien Loeb (Citroën) mit nur einem einzigen Punkt Vorsprung vor Mikko Hirvonen (Ford) Weltmeister wurde.

Aber als die Rallye Australien erst einmal lief, driftete die Spannung irgendwie ins Virtuelle ab. Die Lage war nicht: Wer die Rallye gewinnt, ist Weltmeister. Der Dreikampf zwischen den Titelkandidaten Sébastien Ogier (Ford), Thierry Neuville (Hyundai) und Ott Tänak (Toyota) fand mehr auf der Rangliste als im direkten Duell statt.

Während der ersten Etappe litten die großen Drei erwartungsgemäß unter ihren Startpositionen. Ogier war Siebter. Was dem Tabellenführer locker zum Titel gereicht hätte. Denn Neuville dümpelte zu diesem Zeitpunkt sogar noch drei Plätze weiter hinten rum. Und Tänak war auf Rang 5 auch weit von dem Sieg entfernt, den er gebraucht hätte, um Ogier noch abzufangen.

Am zweiten Tag kam wenigstens etwas Leben in die Bude. Tänak katapultiere sich genauso überlegen in Führung, wie er bei den Rallyes der zweiten Saisonhälfte eigentlich immer agiert hatte. Ogier musste jetzt also mindestens Sechster werden. Doch am Samstagabend lag der Franzose genau auf dieser Position, ohne Gefahr von hinten.

Teamkollege Elfyn Evans auf Rang 7 war keine Gefahr. Ganz im Gegenteil. Der Brite hatte sich, ganz der Teamplayer, genau wie Teemu Suninen im dritten Ford schon am Vortag absichtlich zurückgehalten, um Mannschaftskapitän Ogier eine bessere Startposition für die zweite Etappe zu sichern.

Die Konkurrenz, allen voran Hyundai, fand derartige Taktikmanöver natürlich alles andere als lustig. Aber hey, hier ging es um den Titel. Ich hätte als Teammanager genauso gehandelt. Trotzdem war Tänak für Ogier jetzt plötzlich der gefährlichere Gegner.

Doch wie schon so häufig in dieser Saison, konnte sich Ogier wieder einmal auf das labile Nervenkostüm seiner beiden Gegner verlassen. Erst montierte Neuville seinem Hyundai ein Rad ab. Dann musste sich Tänak erst Teamkollege Jari-Matti Latvala beugen, um in der vorletzten Prüfung (!) sogar an einem Baum zu stranden. Damit konnte sich auch Ogier einen Ausfall leisten, und hätte trotzdem seinen sechsten Titel im Sack gehabt.

Was der Franzose dazu nutzte, auf der allerletzten «Powerstage» des Jahres wieder in Angriffsmodus zu schalten und die Dinge kurz geradezurücken. Die Bestzeit war die klare Nachricht an die Konkurrenten: Glaubt ja nicht, dass für mich nicht mehr als Rang 5 drin gewesen wäre, wenn ich nur gewollt hätte. Glatte Note 1 für Ogier.

Besonders ärgerlich für Hyundai: Weil Toyota-Pilot Jari-Matti Latvala ausgerechnet beim Finale seinen ersten Saisonsieg feierte, glitt dem deutsch-koreanischen Team auch noch der Titel in der Herstellerwertung aus den Händen. Den holte sich zum ersten Mal seit 1999 wieder Toyota. Wenn ich’s mir recht überlege, hat Latvala auch die Note 1 verdient.

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