Hirvonen führt – Loeb rollt erneut
Hirvonen kann in Polen die WM-Führung übernehmen
Was ist nur mit dem sonst so perfekt agierenden Weltmeister Loeb in der zweiten Saisonhälfte Loeb los, fragen sich viele. Und noch mehr nach dessen zweiten Unfall in Folge zu Beginn des achten WM-Laufes in Polen. Herrschte noch in der ersten Halbzeit weiter die «Loebmania» mit fünf Siegen in Folge, so entwickelt sich die zweite WM-Hälfte immer stärker zu einer Tragödie für 52-fachen Rekordsieger. Zum Abschluss der ersten Halbzeit auf Sardinien wurde seine Siegserie wegen eines Reifenschadens und einer Zeitstrafe von zwei Minuten, die den erfolgsverwöhnten Titelverteidiger auf den vierten Platz zurückwarfen, gestoppt.
Beim Start in die zweite Saisonhälfte hatte der fünffache Rekord-Titelgewinner zu Beginn der zweiten Etappe seinen schlimmsten Unfall mit einer fünffachen Rolle. Und nun Polen – dort wollte Loeb mit seinem angepeilten sechsten Jahressieg auf seinen Titelrivalen Hirvonen, der nach seinem Griechenland-Triumph bis auf sieben Punkte aufschloss, wieder Boden gut machen. Dafür holte ihn der harte Boden des Rallyealltags hart ein. Nach 1,2 km der mit 33,17 km längsten Prüfung der ersten Etappe warf er seinen Citroën C4 von der Piste und überschlug sich. Der Erfolgsgarant für Citroën schwächelte erneut und schied aus. Er und sein Beifahrer Daniel Elena überstanden den Crash unverletzt. Loebs Fehler spielen die WM-Führung immer stärker Hirvonen in die Hände.
Hirvonen kam wegen seines zweiten WM-Platzes mit seinem Ford Focus als erstes Fahrzeug an der Unfallstelle von Loeb vorbei. «Ich habe sein Auto abseits der Strecke gesehen. Es sah so aus, als ob sich Loeb überschlagen hätte, aber das Auto schien nicht so stark beschädigt zu sein. Dort, wo Loeb raus ist, gab es viele Baumstümpfe. Vielleicht hat er einen auch getroffen», berichtete Hirvonen. «Danach bin vorsichtiger gefahren. Ich wollte nicht denselben Fehler machen. Es ist hart, sehr hart», führte Hirvonen weiter aus.
«Ich traf einen Baumstumpf, den ich bei der Besichtigung nicht gesehen hatte. Er war mit Sand bedeckt» berichtete Loeb von seinem Unfall. «Den trafen wir mit der rechten Vorderrad, das brach. Ich denke, es ist deswegen unglücklich für uns, weil Dani diesen Stumpf nicht seinen Streckennoten aufgeschrieben hat, wie viele Fahrer auch», ergänzte Loeb, der darauf hofft, am Samstag nach dem SupeRally-System wieder starten zu können. «Wir erhalten eine 20-Minuten-Strafe, das macht es für uns sehr, sehr schwer.»
Lob hatte nach dem Auftaktsieg von Petter Solberg im privaten Citroën Xsara am Donnerstagabend auf der ersten Entscheidung am Freitagmorgen um fünf Zehntelsekunden vor Hirvonen die Führung übernommen. Mit seiner zweiten Bestmarke auf der dritten Prüfung verdrängte der Vize-Champion Hirvonen den Titelverteidiger um gerade einmal drei Zehntelsekunden auf den Ehrenrang, dann kam die Schicksalsprüfung des gebürtigen Elsässers mit dem vorläufigen Aus. Seine Position nahm mit einem Rückstand von 2,4 Sekunden Hirvonens Ford-Teampartner Jari-Matti Latvala ein. Loebs Stallgefährte Dani Sordo rangierte zur Mitte der ersten Etappe mit einem Rückstand von 14,7 Sekunden auf dem dritten Rang.
Für eine Überraschung sorgte Andreas Mikkelsen, der bei seinem ersten Saisonstart und bei seiner Jungfernfahrt in Skoda Fabia WRC mit einem Rückstand von 34,1 Sekunden auf dem vierten Platz um 5,9 Sekunden vor seinem wesentlich bekannteren Landsmann Petter Solberg rangierte. Auch für den 18 Jahre jungen Moskauer Evgeny Novikov spielte die vierte Prüfung Schicksal. In diese war er als Gesamtfünfter gestartet. Kurz vor dem WP-Ziel aber landete er neben der Piste und beschädigte dabei die rechte Front seines C4 des Citroën Junior-Teams, mit der Folge, dass er auf den neunten Platz (Rückstand: 59,0 Sekunden) abrutschte.
Stand nach 4 von 18 Prüfungen (= 59,10 von 352,00 km):
1. Mikko Hirvonen/Jarmo Lehtinen (FIN), Ford Focus WRC, 32:19,5 min.
2. Jari-Matti Latvala/Miikka Antilla (FIN), Ford Focus WRC, + 2,4 ses.
3. Dani Sordo/Marc Marti (E), Citroën C4 WRC, + 14,7
4. Andreas Mikkelsen/Ola Floene (N), Skoda Fabia WRC, + 34,1
5. Petter Solberg/Philip Mills (N/GB), Citroën Xsara WRC, + 40,0
6. Sébastien Ogier/Julien Ingrassia (F), Citroën C4 WRC, + 51,6
7. Henning Solberg/Cato Menkerud (N), Ford Focus WRC, + 53,9
8. Matthew Wilson/Scott Martin (GB), Ford Focus WRC, + 58.6
9. Evgeny Novikov/Dale Moscatt (RUS/AUS), Citroën C4 WRC, + 59,0
10. Conrad Rautenbach/Daniel Barritt (ZW/GB), Citroën C4 WRC, + 1:15,1 min.
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