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ADAC Rallye Deutschland: VW-Sieg muss her!

Von Toni Hoffmann
Sébastien Ogier 2013 auf Baumholder

Sébastien Ogier 2013 auf Baumholder

Weltmeister Sébastien Ogier: «Wir wollen das Heimspiel für Volkswagen unbedingt gewinnen.» Interview mit Rallye-Weltmeister Sébastien Ogier über die ADAC Rallye Deutschland.

In der Rallye-Weltmeisterschaft ist er auch in dieser Saison wieder das Maß aller Dinge: Sébastien Ogier - der amtierende Weltmeister konnte 2014 bereits fünf der sieben absolvierten WRC Stationen für sich entscheiden. Auch bei der ADAC Rallye Deutschland (21. - 24. August 2014) zählt der 30-jährige Franzose zu den Top-Favoriten. Zumal Ogier eine besondere Vorliebe für den deutschen Weltmeisterschaftslauf hat: 2011 konnte er hier den Deutschland-Seriensieger Sébastien Loeb schlagen und läutete damit eine Wachablösung im Rallyesport ein.

Nach seinem Wechsel zu Volkswagen krönte Ogier seine Karriere schließlich mit dem Gewinn des Weltmeistertitels 2013 an der Seite seines langjährigen Co-Piloten Julien Ingrassia. Ein Sieg in Deutschland im Polo R WRC blieb dem Duo jedoch bislang verwehrt. Der erste WM-Triumph für Volkswagen in der Heimat des deutschen Herstellers gehört daher zu den erklärten Zielen von Sébastien Ogier. Im Vorfeld des deutschen Weltmeisterschaftslaufs haben wir mit dem Rallye-Weltmeister gesprochen.  

Herr Ogier, ganz spontan: Was ist das erste was ihnen einfällt, wenn Sie an die ADAC Rallye Deutschland denken?
Sébastien Ogier: «Für mich ist die ADAC Rallye Deutschland nach Frankreich und Monte Carlo die dritte Heimrallye im Kalender. Und für uns als Team mit Sitz in Deutschland hat die Rallye natürlich einen sehr hohen Stellenwert. Die Fans drücken uns die Daumen und von Volkswagen kommen viele Mitarbeiter als Zuschauer angereist - da wollen wir unsere beste Leistung zeigen, ist doch klar.»  

Sie konnten die ADAC Rallye Deutschland bereits 2011 gewinnen. Welche Erwartungen haben Sie an die diesjährige Ausgabe des deutschen Weltmeisterschaftslaufs?
2014 kommen Sie zum ersten Mal als Titelverteidiger nach Deutschland. Erhöht das den Druck? Oder motiviert das noch mehr? Sébastien Ogier: «Nein, mehr Druck verspüre ich überhaupt nicht - ganz im Gegenteil. Mit dem Weltmeistertitel hat sich für meinen Beifahrer Julien Ingrassia und mich ein Traum erfüllt. In die neue Saison sind wir dadurch noch motivierter gestartet und bis jetzt hat es auch ganz gut geklappt. Für die ADAC Rallye Deutschland haben wir uns viel vorgenommen, nach dem Ausfall im vergangenen Jahr haben wir noch etwas gut zu machen. Dieses mal wollen wir das Heimspiel für Volkswagen unbedingt gewinnen.»  

Auf dem Truppenübungsplatz Baumholder wird es in diesem Jahr noch eine zusätzliche zuschauerfreundliche Sprintprüfung geben. Das bedeutet noch ein weiterer Slalom durch die Hinkelsteine. Bekommt man als Fahrer von der tollen Atmosphäre der Zuschauer etwas mit?
Sébastien Ogier: «Davon habe ich schon gehört, das sind klasse Neuigkeiten - für uns und die Fans! Eine gute Idee der Veranstalter vom ADAC. Denn bei allem sportlichen Anspruch ist die Rallye-Weltmeisterschaft auch ein Spektakel für die Fans. Das ist auch für einen Piloten ein tolles Gefühl, wenn man die tausenden Zuschauer mit den vielen Bannern und Fahnen im Augenwinkel sieht. Hören kann man davon allerdings nichts, dafür ist es im Cockpit zu laut.»  

Die ADAC Rallye Deutschland gilt als drei Rallyes in einer: enge Prüfungen in den Weinbergen, harte Pisten auf dem Truppenübungsplatz und schnellen Asphalt-Straßen. Welche Passagen liegen Ihnen besonders?
Sébastien Ogier: «Ich mag die engen Prüfungen in den Weinbergen sehr gern, denn man bekommt dabei auch als Fahrer einen spektakulären Eindruck von dem Tempo, mit dem wir zwischen Felswand und Abhang unterwegs sind.»   Die ADAC Rallye Deutschland findet auf Asphalt statt. Gibt es auf diesem Belag etwas besonderes zu beachten? Sébastien Ogier: «Asphalt ist nicht gleich Asphalt. Die Prüfungen bei der ADAC Rallye Deutschland sind nicht zuletzt deshalb so anspruchsvoll und schwierig, weil man die unterschiedlichsten Asphaltbeläge vorfindet. Auf der Panzerplatte ist der Untergrund zum Beispiel extrem aggressiv für die Reifen und Dämpfer. Da muss man ab und zu auch mal zurückstecken, um keinen Plattfuss zu riskieren.»  

Was mögen Sie sonst noch an Deutschland? Ihre Freundin Andrea Kaiser mal ausgenommen...
Sébastien Ogier: «Seitdem ich vor drei Jahren zum Team von Volkswagen gekommen bin, habe ich immer mehr schöne Seiten an Deutschland entdeckt. Ich mag die gute Organisation, die Zuverlässigkeit der Menschen. Die Zuverlässigkeit meines Polo R WRC natürlich auch! Die Autobahn ist klasse. Nur mit der deutschen Küche habe ich mich noch nicht hundert Prozent angefreundet (lacht). Und meine Freundin gefällt mir natürlich am besten an Deutschland.»  

Sie haben auf dem Lausitzring einen Gaststart beim ADAC GT Masters absolviert. War das evtl. schon ein Teil Ihres Asphalt-Trainings für die ADAC Rallye Deutschland?
Sébastien Ogier: «Wie so ziemlich jeder Rennfahrer freue ich mich immer, wenn ich auf die Rennstrecke darf - egal ob Rallye oder Rundstrecke. Ich versuche, meinen Erfahrungsschatz als Rennfahrer ständig zu erweitern. Natürlich kann man eine Rundstrecke nicht mit einer Asphalt-Prüfung in den Weinbergen vergleichen, aber ein schlechterer Rennfahrer wird man dadurch sicher nicht - ganz gleich ob man in einem 550 PS starken Audi R8 LMS ultra oder mit 315 PS im Allrad Polo R WRC unterwegs ist.» 

Was ist aus Ihrer Sicht als Fahrer der größte Unterschied zwischen Rallye und Rundstrecke?
Sébastien Ogier: «Der größte Unterschied sitzt auf dem Beifahrersitz: mein Co-Pilot Julien Ingrassia. Rallye ist - mehr als jede andere Motorsport-Disziplin - ein Teamsport. Ohne guten Co-Piloten und vernünftigen Aufschrieb kann man auch mit dem besten Team - das ich bei Volkswagen zum Glück habe - und als noch so guter Fahrer keinen Erfolg haben. Außerdem sind wir auf den unterschiedlichsten Belägen unterwegs: Eis, Schotter, Sand, Asphalt oder Schnee.»  

Und Hand aufs Herz, schon einmal absichtlich bei einer Rallye als Showeinlage einen Drift für die Zuschauer gezogen, obwohl der direkte Weg der schnellere gewesen wäre?
Sébastien Ogier: «Wenn ich ehrlich bin, fast nie. Ich fahre immer, um die beste Zeit zu erzielen und zu gewinnen. Ein Drift kostet Zeit. Aber bei Show-Veranstaltungen freue ich mich umso mehr, wenn ich den Fans ein paar spektakuläre Drifts zeigen kann.»  

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