Ein Hoffnungsschimmer bei der KTM AG

Rallye Mexiko: Respekt vor dem 80-Kilometer-Monster

Von Christian Schön
Ford-Pilot Mads Østberg ist kein großer Fan überlanger Wertungsprüfungen

Ford-Pilot Mads Østberg ist kein großer Fan überlanger Wertungsprüfungen

So lang wie die WP Guanajuato war seit 30 Jahren keine Wertungsprüfung mehr. Die Werkspiloten gehen die neue Herausforderung mit gemischten Gefühlen an.

Eine Regeländerung und die Experimentierfreude des Veranstalters der Rallye Mexiko machen’s möglich. Zum ersten Mal seit rund 30 Jahren ist eine Wertungsprüfung bei einem Weltmeisterschaftslauf wieder 80 Kilometer lang.

Was bis in die 1980er Jahre völlig normal war, beschert den aktuellen WM-Piloten eine völlig neue Erfahrung. «80 Kilometer habe ich nur beim Testen mal ausprobiert», blickt Weltmeister Sébastien Ogier (Volkswagen) auf die WP Guanajuato voraus, die am Sonntagmorgen gefahren wird. «Das wird eine große Herausforderung für alle. Ich hoffe, es wird richtig schwierig.»

Damit spekuliert Ogier auf die Chance, eventuell auf dem 80-Kilometer-Monster Teamkollege Jari-Matti Latvala noch abzufangen. Denn die WP Guanajuato ist die erste des gesamten Wochenendes, zu der Ogier nicht als Erster starten muss. Weil zur Schlussetappe die Startreihenfolge gemäß Zwischenergebnis vom Samstag neu festgelegt wird, hat er damit erstmals identische Streckenbedingungen wie Spitzenreiter Jari-Matti Latvala. Und Ogier ist als «Reifen-Flüsterer» bekannt, auf dieser WP möglicherweise ein entscheidender Vorteil.

«Ich glaube nicht, dass Reifenverschleiß oder überhitzende Bremsen zum Problem werden», widerspricht Ford-Werkspilot Mads Østberg. «Wir haben hier in der Höhenluft fast 100 PS weniger als sonst. Die Belastung für die Technik ist viel geringer.» Dem Norweger gefällt das Konzept einer 80-Kilometer-Prüfung nicht sonderlich. «Alles über 30 Kilometer macht für mich keinen Unterschied. Ich fahre lieber kürzere Prüfungen mit mehr Sprint-Charakter.»

Ohnehin schätzen die Werkspiloten die WP Guanajuato als fahrerisch nicht allzu anspruchsvoll ein. «Eigentlich eine ganz normale Prüfung», urteilt beispielsweise Thierry Neuville (Hyundai). «Sie ist sehr abwechslungsreich, in vielen Abschnitten sehr schnell, dann wieder kurvenreich und relativ langsam. Nur die letzten zehn Kilometer sind richtig tricky. Es wird entscheidend sein, hier nicht die Konzentration zu verlieren.»

Schwerstarbeit leisten auch die Beifahrer. Die 80 Kilometer beinhalten immerhin fast 200 Kurven. Ogiers Copilot Julien Ingrassia muss volle 106 Seiten Streckenaufschrieb vorlesen. «Schon das Anschauen der Videoaufzeichnung ist wirklich ermüdend – sie dauert eineinhalb Stunden», erzählt der Franzose. Im Wettbewerb wird eine Fahrtzeit von etwa 50 Minuten erwartet.

Zumindest für Martin Prokop dürfte das ein Kinderspiel werden – der Ford-Privatier bestritt im Januar die Rallye Dakar, wo WP-Zeiten von mehr als vier Stunden keine Seltenheit sind.

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