Einblicke von Timo Bernhard zu den 24h von Le Mans T3

Von Martina Müller
Porsche-LMP1-Fahrer Timo Bernhard zählt zu den besten Athleten im Motorsport-Bereich. Exklusiv für die Leser von SPEEDWEEK.com stellt er seine Vorbereitung auf die 24h von Le Mans vor. Das ist der dritte und letzte Teil.
Herr Bernhard, wir haben bereits über Fitness und Konzentration gesprochen. Doch wie wichtig ist Ihnen als Profisportler die Ernährung?

«Am Olympiastützpunkt habe ich eine Ernährungsberatung, die ich zu Rate ziehe. Jeder Mensch hat einen anderen Energiehaushalt, so dass ich natürlich auch darauf achten muss. Nicht Jeder verträgt das gleiche Essen zur gleichen Zeit. Ich weiß jedoch ziemlich genau, was ich wann bzw. in welchem Zeitabstand zur Arbeit im Auto essen kann. Nach dem Fahren ist es beispielsweise am Besten, ein wenig mehr Eiweiß zu sich zu nehmen, um einfach die entsprechenden Speicher wieder aufzufüllen. Das braucht die Muskulatur. Ich bin ja sehr kompakt und sehr schmal gebaut. Da ist es wichtig, dass ich die richtige Energie zum richtigen Zeitpunkt zuführe.»

Wie sieht denn Ihre Ernährung in der Le Mans-Woche im Detail aus?

«Unser Essensbereich bei Porsche ist schon einmal sehr gut aufgestellt. Wir haben ein sehr breites Angebot. Ich weiß genau, was bei mir persönlich funktioniert. Gemüse ist wichtig und auch Pasta vertrage ich gut. Beides hat Porsche sowieso immer im Angebot - genauso wie Nudeln oder Kartoffeln. Ich schaue, was zu welcher Nahrungsgruppe gehört und stellte mir dann individuell etwas zusammen. Es gibt Fahrer, die einen anderen Stoffwechsel-Rhythmus haben und die kurz vor dem Rennen dann weniger oder gar nichts essen. Da muss jeder seinen eigenen Weg finden. Wichtig ist, die Informationen zu haben und ein bisschen aufgeklärt zu sein, wie die Ernährung funktioniert. Zuhause probiere ich regelmäßig aus, wie welche Nahrung auf mich wirkt bzw. über welchen Zeitabstand. Ich bin jemand der versucht, das Meiste aus sich heraus zu holen.»

Kann man sagen, dass Fitness und Ernährung die Basis darstellen, um im Motorsport erfolgreich zu sein?

«Genau. Aber ich muss sagen: Im Motorsport ist das noch nicht so ausgereift, wie in anderen Sportarten. Ich kann das ganz gut mit der Leichtathletik vergleichen, da an meinem Olympiastützpunkt in Saarbrücken einige Olympioniken trainieren. Alle vier Jahre sind dort mit Sicherheit vier bis sechs Athleten, die zu den Spielen fahren. Von deren Vorbereitung habe ich mir vieles abgeschaut. Die sind in diesen Bereichen viel besser aufgeklärt, als die Motorsportler – vielleicht von der Formel 1 ein paar WEC-Fahrern mal abgesehen.»

Das ist für Sie ja ein super Alleinstellungsmerkmal. Vielleicht die extra zehn Prozent, die den Erfolg ausmachen könnten?

«Ja, das kann schon sein. Wobei ich sagen muss, dass von den Profifahrern, die ich kenne, niemand genau das Gleiche macht. Alle haben ihr eigenes System und setzen sich damit auseinander. Aber ich glaube: Wenn ich den Motorsport als Ganzes sehe, könnte man in den Bereichen Fitness und Ernährung schon noch eine ganze Menge mehr machen. Motorsport wurde hier auch teilweise belächelt. Doch wenn so mache Leute einmal neben einem Rennfahrer im Cockpit gesessen haben oder bemerkt haben, wie die Fliehkräfte wirken, haben sie ihre Meinung schnell geändert. Als Motorsportler ist man genauso ein Athlet wie ein Leichtathlet. Es ist eine andere Art von Belastung, aber es ist genauso anstrengend. Das darf man sich nicht kleinreden. Die Vorbereitung gehört dazu. Ich kann mir nicht den Magen voll hauen, fünf Minuten später in das Fahrzeug steigen und dann mal gucken, was passiert. Das geht einfach nicht.»

Sie haben gemeinsam mit ihrem Vater auch ein eigens Rennteam. Sprechen Sie mit ihren Piloten über solche Dinge?

«Natürlich. Ich sage meinen Fahrern auch immer, dass Motorsport harte Arbeit ist. Und je höher man kommt, desto weniger entscheidet das Talent. Ab einem bestimmten Niveau sind alle gut. Klar: Jeder hat Vor- und Nachteile und jeder hat seinen Bereich, in dem er vielleicht etwas besser ist. Aber letztendlich muss ein Profirennfahrer ganz viel Arbeit investieren. Da gehört auch dazu, die Power zu haben, das Ganze über Jahre durchzuhalten und immer wieder zu hinterfragen, was man wieder neu machen könnte. Man ist einfach nie fertig. Denn es gibt immer irgendwo noch etwas. Für mich persönlich ist das total spannend.»

Hier geht es zu Teil 1 der TImo-Bernhard-Serie
Hier geht es zu Teil 2 der TImo-Bernhard-Serie

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