Stuck zur DTM Electric: «Man muss offen sein»
Der Bolide der DTM Electric
Auch eingefleischte Petrolheads können ihre Meinung noch ändern. Wie Hans-Joachim Stuck zum Beispiel. Die Motorsport-Legende ist inzwischen 70 Jahre alt, Ex-Formel-1-Fahrer, Ex-DTM-Champion, zweimaliger Le-Mans-Gewinner und zweimaliger Sieger der 24 Stunden am Nürburgring. Unter anderem.
So jemand hat sein Herz doch an Verbrenner und Krach vergeben, könnte man denken? Stuck erzählt im Gespräch mit SPEEDWEEK.com eine Anekdote. Nach einem der ersten Formel-E-Rennen ging er mit seiner Frau von der Strecke nach Hause.
Er meinte: «Motorsport ohne Krach, das ist doch nichts.» Seine Gattin entgegnete: «Hör mal, du hast dir 30 Jahre lang gegen den Krach Stöpsel in die Ohren gesteckt. Und jetzt, wo es keinen Krach gibt, beschwerst du dich auch.»
«Das trifft es ganz gut», so Stuck.
Denn inzwischen ist er für «alles offen. Ich war drei Jahre lang Steward in der Formel E, da habe ich bei meinen Posts auf Facebook regelmäßig einen Shitstorm bekommen, dass dies keine Rennautos oder Rennen seien. Das ist falsch. Die Formel E ist fahrerisch höchst anspruchsvoll: Viel Leistung, wenig Grip, enge Strecken. Es ist eine interessante Alternative, und da muss man offen sein.»
Und deshalb ist er auch offen, was die DTM Electric angeht. Stuck saß beim DTM-Finale in Hockenheim in dem Demofahrzeug und konnte ein paar Runden drehen.
Der Bolide leistet mit 880 kW knapp 1.200 PS, und damit nahezu doppelt so viel wie die letztjährigen DTM-Fahrzeuge (über 450 kW). Die Beschleunigung von 0 bis 100 km/h erfolgt in 2,4 Sekunden. Ausgestattet ist das Auto zudem mit Steer by Wire, es hat also keine mechanische Verbindung zwischen Lenkeinheit und Lenkgetriebe mehr, sondern wird stattdessen mittels Steer-by-Wire-Technologie gesteuert.
«Das war ein Erlebnis», sagte Stuck. «Vor allem das Steer by Wire ist echt spooky. Wir sollten zum Beispiel, weil es ein Prototyp war, nicht über die Kerbs fahren. Als ich dann aber aus Versehen zu den Kerbs hingelenkt hatte, ist er nicht draufgefahren», beschrieb Stuck und meinte: «Das ist aber eine andere Frage, ob man das braucht.»
Aber: «Für einen Rennfahrer gibt es nichts Geileres als die 1000 PS, das ist eine coole Nummer, denn Leistung kann man nie genug haben. Es ist sicher eine Alternative, die man nicht auslassen kann.»
Nun sind die DTM-Fans allerdings auch als Petrolheads bekannt, und viele von ihnen sind eben nicht so offen für elektrischen Motorsport.
Glaubt Stuck, dass die DTM-Fans eine DTM Electric akzeptieren würen? «Ich würde es nicht ausschließen. Am Ende geht es dem Zuschauer darum, dass er spannenden Motorsport sieht. Ich finde es auch toll, wenn die Rennautos Krach machen. Es geht aber auch ohne Krach.»