DTM in der ARD: Der ewige Kampf um die TV-Quote

Von Andreas Reiners
Die DTM kommt auch in den kommenden beiden Jahren live in der ARD. Beide kämpfen seit Jahren gegen sinkende Quoten an.

Mangelndes Engagement kann man der DTM nicht vorwerfen. Die Tourenwagen-Serie kämpft seit Jahren gegen das sinkende Zuschauer-Interesse an. Vor der vergangenen Saison versuchten es die Macher mit einer einschneidenden Änderung: Seit 2015 werden wieder zwei Rennen an einem Wochenende ausgetragen. Ein Wunsch vieler Fans wurde erfüllt, der des DTM-Chefs allerdings nicht.

Hans Werner Aufrecht hatte auf eine steigende TV-Quote gehofft. Statt eines Zuwachses von rund zehn Prozent sank der Zuspruch erneut, hielt sich dabei jedoch knapp über der magischen Millionen-Marke. Unter dem Strich fiel die Gesamtquote von 1,09 auf 1,01 Millionen, wenn man beide Tage zusammen bewertet. Betrachtet man die Resonanz getrennt, war der Samstag mit 0,96 Millionen Fans der Schwachpunkt, der traditionelle Rennsonntag mit 1,06 Millionen Zuschauern fast auf Vorjahresniveau.

«Wir hatten bei den Rennen am Sonntag einen leichten Rückgang der Zuschauerzahlen, haben aber im Schnitt immer noch über eine Million Zuschauer erreicht. Der Samstag war in diesem Jahr durch die Einführung des neuen Formats deutlich stärker als die Übertragungen des Qualifyings in den letzten Jahren. Angesichts der generellen Veränderungen des Medienkonsums und im Vergleich zu anderen Sportübertragungen steht die DTM nach wie vor gut da», sagte Aufrecht nach dem Finale einer Saison, die neben dem Spielberg-Skandal eine Menge zu bieten hatte. In erster Linie Motorsport auf hohem Niveau.

Doch anhand der Grafik auf der linken Seite wird klar, dass es seit 2005, wo es noch fast zwei Millionen Zuschauer im Schnitt waren, einen konstanten Rückgang gab. Nach einem Zwischenhoch 2011 (1,43 Millionen) bewegt sich die TV-Resonanz Jahr für Jahr der Millionen-Marke entgegen. Unter dem Strich ist der Rückgang, auch im TV, aber nicht unbedingt ein generelles DTM- oder auch Formel-1-Problem.

Schaut man sich die Zahlen aus der vergangenen Saison genauer an, werden mehr Fragen aufgeworfen als Antworten gefunden. Sprich: Das Zuschauerverhalten ist nur schwer zu erklären. Ein Ansatz ist die frühe Startzeit am Samstag. Wenn der erste Lauf in den späten Nachmittag beziehungsweise frühen Abend verlegt wurde, stiegen in der Regel auch die Quoten. Spielberg war das letzte späte Rennen am Samstag, danach rauschten auch die Quoten wieder in die Tiefe.

Es gab Highlights wie den Norisring (1,35/1,25 Millionen) oder den Samstag am Lausitzring (1,28 vor dem DFB-Pokalfinale). Aber auch Rohrkrepierer wie das Sonntagsrennen am selben Wochenende (0,81) oder aber den Nürburgring (0,82/0,78), immerhin das vorletzte Rennwochenende. Auch den Titelgewinn von Pascal Wehrlein in Hockenheim wollten nur rund 700.000 Fans sehen. Das sportlich unbedeutendere Rennen am Sonntag sahen dann wieder fast 1,3 Millionen Fans.

Doch was ist eigentlich das Problem? Die Serie selbst, der das Image einer zu kuscheligen Markenmeisterschaft mit latenter Langeweile oft zum Vorwurf gemacht wird, inklusive eines teils schwer nachzuvollziehenden Reglements? Oder aber die ARD, der von vielen Fans eine nicht mehr zeitgemäße Übertragung ohne Emotionen vorgeworfen wird?

«Die ARD hat uns jahrelang auf einer sehr guten Plattform die DTM gezeigt, hat aber letztlich auch in vielen Situationen und Momenten für viele Diskussionen gesorgt», sagte Audi-Pilot Timo Scheider. Viele Fahrer haben sich in der Vergangenheit nicht zu Unrecht darüber beschwert, dass sie zu wenig im Mittelpunkt stehen, die Fahrer zu schlecht verkauft werden.

Oder aber ist es ein verändertes Freizeitverhalten des Publikums? «Beispielsweise sind die Jugendlichen draußen unterwegs und unterhalten sich über Social Media, anstatt vor dem Fernseher zu sitzen. Das betrifft nicht nur die Formel 1 oder die DTM, sondern den gesamten Sport weltweit», sagte Glock. Oder fehlen der Serie die Typen?

Es ist eine Endlos-Diskussion, bei der man sich buchstäblich im Kreis dreht. Wahrscheinlich ist es am Ende von allem etwas.

DTM-Rennen 2014: Zuschauerzahlen

Hockenheim: 1,08 Millionen
Oschersleben: 1,25
Budapest: 1,08
Norisring: 1,32
Moskau: 1,08
Spielberg: 1,06
Nürburgring: 1,13
Lausitzring: 1,13
Zandvoort: 0,83
Hockenheim: 0,97

DTM-Qualifying 2014: Zuschauerzahlen/Marktanteil

Hockenheim: 0,79 Millionen
Oschersleben: 0,63
Budapest: 0,80
Norisring: 0,58
Moskau, 0,61
Spielberg: 0,96
Nürburgring: 0,77
Lausitzring: 0,86
Zandvoort: 0,44
Hockenheim: 0,58

Die Quoten 2015 in der Übersicht (Samstag/Sonntag in Millionen):

Hockenheim: 0,71/1,22
Lausitzring: 1,28/0,81
Norisring: 1,35/1,25
Zandvoort: 1,06/1,13
Spielberg: 1,12/0,93
Moskau: 0,97/1,01
Oschersleben: 0,65/1,17
Nürburgring: 0,82/0,78
Hockenheim: 0,71/1,28
Gesamtschnitt: 1,01
Samstag/Sonntag: 0,96/1,06

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