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André Lotterer: Der Mensch hinter dem Rennfahrer

Von Martina Müller
Als Piloten sind sie weltbekannt. Doch wer sind die Persönlichkeiten am Rennwagen-Lenkrad denn wirklich? SPEEDWEEK.com blickt regelmäßig über den Cockpit-Rand hinaus. Dieses mal mit Porsche-LMP1-Pilot André Lotterer.

Mit den ultimativen Rennmaschinen über die schönsten Strecken der Welt heizen, gewaltige Anerkennung ernten und auch die Möglichkeit zur Selbstverwirklichung erfahren. Rennfahrer zu sein, ist klassischer Kindheitstraum und echter Traumberuf zugleich. Doch wer sind denn eigentlich diese archetypischen Helden in Menschengewand? Was macht Sie aus? Was treibt sie an? Und vor allem: Wie ticken diese glorreichen Idole überhaupt neben der Rennstrecke? SPEEDWEEK.com verabredete sich mit Porsche-LMP1-Pilot André Lotterer, um diesen Fragestellungen ein klein wenig näher auf den Grund zu gehen. Im zweiteiligen Themen-Interview spricht Lotterer über seine Einstellung zu Reisen, Urlaub und Heimat sowie über das Leben in der Öffentlichkeit und seine Rolle in den Medien.

Herr Lotterer, Sie wohnen in Japan, arbeiten aber für Porsche mit Sitz in Europa. Bedeutet das, dass Sie ständig zwischen den Kontinenten hin und her pendeln?

«Nein, so ist das nicht. Ich versuche, diese Pendelei so viel wie möglich zu vermeiden. Diese kostet viel Zeit, Energie und macht außerdem auch sehr müde. In Europa halte ich mich meistens entweder in Monaco auf oder besuche meine Mutter. Sie wohnt in Belgien, ungefähr 30 Kilometer südlich von Brüssel. Dort bin ich auch aufgewachsen. Findet also irgendein Event in Europa statt, bleibe ich einfach hier und überbrücke die Zeit, bis wieder etwas in Japan ansteht. Andersherum mache ich es genauso, um nicht immer wieder hin und her zu fliegen. Ein Beispiel dafür ist die zweite Saisonhälfte der FIA WEC mit den Rennen in Fuji bzw. in Schanghai. Die erreiche ich von meiner Wohnung in Tokio natürlich sehr viel besser.»

Sie haben also mehrere Wohnsitze?

«Ja, ich habe zwei Wohnsitze - einen in Japan und einen in Monaco. Das bietet sich an. Viele Rennfahrer wohnen in Monaco. Das ist ja kein Geheimnis.»

Aber warum eigentlich Japan. Was gefällt Ihnen am 'Land der aufgehenden Sonne' so sehr?

«Seit dem Jahre 2003 bestreite ich dort Auto-Rennen. Und ja: Im ersten Jahr dachte ich, dass ich lediglich ein oder zwei Saisons nach Japan kommen würde, um dort zu fahren - und danach wieder zurück nach Europa gehen werde. Aber es hat sich herausgestellt, dass Japan eine super Alternative ist, um meinen professionellen Status als Rennfahrer zu behalten. Denn dort engagieren sich Werke wie Toyota, Honda oder Nissan. Grundsätzlich ist der Motorsport in Japan sehr gesund und auch die Serien, wie Super Formula oder Super GT, sind sehr interessant. Gleichzeitig hat mir Japan und das Leben dort immer mehr gefallen.»

«Zunächst wohnte ich in Gotemba. Das liegt in der Nähe der Rennstrecke von Fuji. Über die Zeit wurden meine Verträge immer besser und so ich konnte ein Apartment in Tokio aushandeln. In dieser Stadt habe ich viel Spaß und auch einen großen Freundeskreis. Tokio ist hoch zivilisiert. Darüber hinaus ist kulinarisch und kulturell immer was los. Okay – ich spreche zwar kein Japanisch, aber man kann trotzdem sehr viel unternehmen. Ich liebe es, mit meinem Rad durch die City zu fahren und immer wieder etwas Neues zu entdecken. Japan ist für mich ein sehr angenehmes Land.»

«Auch wenn man es sich vielleicht gar nicht richtig vorstellen kann, aber man fühlt sich nicht weg vom Schuss. Auch von der Technik, der Mentalität oder der Arbeitsweise ist Tokio teilweise sehr ähnlich zu Deutschland. Natürlich gibt es auch große Unterschiede, aber der Standard ist irgendwie gleich.»

«Über die Jahre habe ich mich dort einfach immer wohler gefühlt und war nicht bereit, das aufzugeben. Mein Herz hängt auch noch immer ein wenig am Formel-Fahren. Und das ist, was ich dort weiterhin mache. Die Super Formula ist zwar eine kleine aber sehr gute Serie mit einem sehr hohen Level. Außerdem machen die Autos einfach sehr viel Spaß»

Wie organisieren Sie sich denn Ihre Reisen?

«Manchmal buche ich die Reisen tatsächlich privat. Es kommt darauf an, wie es passt. Aber manchmal ist es eben eine Geschäftsreise. Wenn ich zu Hause in Japan bin und ein Porsche-Event oder ein Test ansteht, dann wird das von Porsche organisiert. Die buchen mir die Flüge und schicken mich hin und auch wieder zurück. Und wenn es terminlich nicht so passt, dann buche ich meine Reisen selbst.»

Welches Reiseland würden Sie privat gerne einmal bereisen?

«Ich war noch nie in Australien. Das würde ich gerne einmal sehen. Genauso wie Südafrika. Und dann gibt es natürlich noch Traumorte, wie die Karibik. Aber Kapstadt und Sydney – das wäre schon mal schön.»

Und wie reisen Sie, wenn Sie privat unterwegs sind? Rucksack-Tour oder Bus-Reisen?

«Ich nehme mir nur wenig Zeit für den Urlaub. Wenn ich etwas mache, dann kombiniere ich es meistens mit einem Rennen. Zum Beispiel beim WEC-Lauf in Mexiko. Da fahre ich einfach eine Woche früher hin und gehe an irgendeine interessante Location. Aber ich tue mich irgendwie ein bisschen schwer, so wirklich Urlaub zu nehmen. Ich bin ja durch meine Rennerei auch sehr oft an angenehmen Orten, an denen ich eine gute Zeit habe. Und wenn ich sowieso schon so viel unterwegs bin, dann habe ich oft keine Lust mehr, noch einmal zusätzlich irgendwohin zu reisen. Ich bin schon genug unterwegs. Monaco ist ja wie Urlaub. Und auch in Belgien bin ich gerne, da dort die Landschaft so schön grün ist. Wenn ich dort einfach mal Fahrrad fahren oder entspannen kann, ist es für mich ebenfalls wie im Urlaub. Dann muss ich nicht reisen, um irgendwo am Flughafen zu sein. Und deshalb ist beispielsweise auch Mexiko so perfekt. Da kann ich vorher hinreisen, mich akklimatisieren und die freien Tage vor dem Rennen genießen.»

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