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Alan Jones über Ferrari: «Das war das Saublödeste»

Von Mathias Brunner
​​​Fans von Daniel Ricciardo hoffen, dass er eines Tages Ferrari fährt: italienische Wurzeln und all das. Doch welcher Australier kam einem Ferrari-Cockpit am nächsten? Weltmeister Alan Jones ärgert sich noch heute.

Fährt Daniel Ricciardo eines Tages Ferrari? Die Frage ist heisser denn je, denn das Abkommen von Sebastian Vettel läuft Ende 2020 aus, und noch ist unklar, ob der Heppenheimer verlängert. Gleichzeitig läuft auch der Vertrag zwischen Ricciardo und Renault aus.

Der Australier wurde schon als Ferrari-Pilot gehandelt, als klar war, dass Kimi Räikkönen ausrangiert wird. Da fuhr Ricciardo noch für Red Bull Racing. Später erzählte Daniel über diese Zeit: «Ich hätte von Ferrari mehr Interesse erwartet. Aber irgendetwas ist passiert, ich weiss auch nicht.»

Ricciardo wurde unterstellt, einfach zu geldgierig gewesen zu sein. Das liess Daniel nicht auf sich sitzt: «Wer behauptet, dass ich zu viel Geld verlangt hätte, der lügt. Was schiefgelaufen ist, müsste man vielleicht eher Ferrari fragen. Ich habe mit ihnen gesprochen, aber sie waren sich wohl schon mit Leclerc einig, also ist mein Abkommen verfallen. Ich kann nur für sie hoffen, dass sie die richtige Entscheidung getroffen haben, ich wünsche ihnen Glück. Und was mich und Ferrari angeht: Ich möchte noch viele Jahre Formel 1 fahren, und wer weiss – vielleicht kreuzen sich unsere Wege ja wieder.»

Das war beinahe prophetisch, denn ein Fahrerduo aus Leclerc und Ricciardo 2021 ist durchaus nicht unmöglich.

Gehört Daniel eigentlich zu jenen Piloten, welche immer davon geträumt haben, einmal in Rot zu fahren? «Das ist doch ein Klischee», hielt der Australier dazu fest. «Ich bin sicher, dass es viele Fahrer gibt, für die Ferrari das Grösste wäre. Aber bei so manchem spielt es vielleicht auch eine Rolle, dass die Eltern Ferrari aufgrund der reichen Historie so verehrt haben.»

Was viele vergessen haben: Ricciardo wäre gar nicht der erste Ferrari-Werksfahrer aus Australien!

Denn Tim Schenken gehörte anfangs der 70er Jahre zum Sportwagen-Werksteam von Ferrari – 1972 gewann er mit Ronnie Peterson beispielsweise beim 1000-km-Rennen auf dem Nürburgring.

Schenken erinnert sich: «Vor dem Monza-GP 1971 kam eine Italienerin auf mich zu und meinte, falls ich daran Interesse hätte, für Ferrari zu fahren, dann solle ich nach dem Training beim Ferrari-Laster vorbeischauen. Ich dachte, Emerson Fittipaldi oder Ronnie Peterson machen einen Jux mit mir. Aber ich ging trotzdem hin. Der damalige Team-Manager Peter Schetty führte mich in ein kleines Restaurant, und da sass Enzo Ferrari. Ich habe für neun Langstreckenrennen unterzeichnet. Ich verlangte 2000 Pfund pro Rennen (ungefähr 30.000 Euro nach heutigem Geldwert, M.B.) und Ferrari sagte sofort zu.»

Aus einem Formel-1-Engagement für Schenken ist aber nie etwas geworden. In Sachen GP-Sport kamen Alan Jones und Mark Webber einem Cockpit am nächsten.

Webber stand in Verhandlungen, um Stallgefährte von Fernando Alonso zu werden. In seinem hervorragenden Buch «Aussie Grit» verriet der neunfache GP-Sieger: «Nach einem Meeting in Monaco 2012 wurden bereits die Verträge für 2013 aufgesetzt. Aber letztlich wollte Ferrari nur ein Abkommen für 2013 mit einer Option für 2014. Wir hingegen hatten einen Zweijahresvertrag gefordert. Letztlich sagte mir mein Bauchgefühl, dass Ferrari wohl doch nicht das Richtige für mich ist.»

Skurril die Ferrari-Geschichte von Alan Jones. Im Laufe der Formel-1-Saison 1981 erlosch das innere Feuer von Alan. Der Australier, in der Saison 1980 mit Williams Weltmeister geworden, mühte sich mit dem undurchsichtigen Carlos Reutemann herum, und irgendwann fand Alan, er habe sich und der Welt eigentlich alles bewiesen, was es zu beweisen gab. Aber da war noch Ferrari.

«Mein WM-Titelgewinn 1980 war wirklich der Hammer, als ich den Titel in der Tasche hatte, wurde ich noch im Helm ziemlich emotional, das ist eine Seite, die nicht viele Menschen von mir gesehen haben. Ich weiss noch, dass ich dann im Hotelzimmer unter der Dusche stand und herumzutanzen begann: “Ich bin Weltmeister! Ich bin Weltmeister!” Und dann bin ich in einen Hotelsaal hinuntergegangen, und wir hatten die knalligste Party, die du dir vorstellen kannst.»

«1981 fuhr ich aus meiner Sicht besser als im Jahr zuvor, aber wir hatten einige Probleme mit der Standfestigkeit. Und nachdem sich Reutemann in Brasilien nicht um unsere vertragliche Abmachung gehalten hatte, wusste ich – dem kann ich nicht trauen. Die Punkte, die mir Carlos wegschnappte, hätten zur erfolgreichen Titelverteidigung gereicht.»

Diese Abmachung ging so. Alan Jones: «Frank Williams wusste, dass wir ein überlegenes Auto hatten. Also hat er zu uns gesagt: ‘Ungefähr das Letzte, was ich will, besteht darin, dass ihr beiden im Rennen führt und dann fahrt ihr euch in den letzten Runden in die Kiste und ein anderer gewinnt.’»

Daher war in Alans Vertrag verankert: Liegt Jones vier Sekunden oder weniger hinter dem führenden Reutemann, dann muss ihn Carlos passieren lassen. Das war auch 1980 bereits so geregelt. Jones weiter: «Ich hielt mich also locker auf Distanz und liess ihn führen. Zwei Runden vor Schluss dämmerte mir langsam – hält sich der Kerl möglicherweise nicht an die Abmachung? Dann dachte ich: Ach was, er wird ein grosses Theater draus machen und in der letzten Kurve oder gar vor dem Zielstrich zur Seite fahren. Was er nicht tat. Von da an wusste ich, dass ich ihm nicht mehr trauen kann.»

Gut ein Jahr später klingelte das Telefon. Alan Jones erinnert sich: «Ein Anruf aus Maranello. Didier Pironi hatte in Hockenheim einen üblen Unfall gehabt, er war im Regen ins Auto von Prost gefahren, Ferrari wollte wissen, ob ich einspringen würde. Nun, es gab schon einmal Kontakt zu Ferrari und damals fühlte ich aus Italien eine etwas kalte Schulter.»

Hintergrund: Ferrari wollte 1977 Mario Andretti von Lotus weglocken, weil man sich von einem Engagement des Italo-Amerikaners mehr verkaufte Ferrari in den USA erhoffte. Doch Andretti sagte ab. Daraufhin unterzeichnete der damalige Shadow-Fahrer Alan Jones für Ferrari eine Absichtserklärung, um ab 1978 für Maranello zu fahren. Doch Ferrari engagierte hinter seinem Rücken den jungen Gilles Villeneuve und sagte Jones, man brauche ihn jetzt doch nicht. Das hat Alan nie vergessen. Er ging stattdessen zu Williams.

Alan Jones nimmt den Faden auf: «1982 also war ich noch immer ein wenig beleidigt, also dachte ich – liebe Freude, dann zappelt mal ein wenig. Ich sagte am Telefon, ich würde mich wieder melden, und dann tat ich erst mal gar nichts. Das war ein Fehler. Als Ferrari von mir nichts hörte, haben sie Mario Andretti engagiert und der stellte den Wagen in Monza prompt auf die Pole-Position! Stell dir vor, in dem Auto wäre ich gesessen – ich hätte nie im meinem Leben in Italien je wieder für eine Mahlzeit bezahlen müssen! Es ist schon ironisch: 1977 wollten sie erst Mario, erhielten ihn nicht und wollten dann mich. 1982 wollten sie mich, ich gab keine Antwort, also holten sie Mario. Seltsam, wie das Leben spielt.»

Heute sagt der 73-Jährige: «Dass ich das Ferrari-Angebot nicht annahm, das bereue ich bis heute. Die Absage war das Saublödeste, was ich in meiner Karriere gemacht habe.»

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