Formel 1: Startplatzstrafe in Imola

Mercedes-Benz: 7 Titel in Folge – das Erfolgsrezept

Kolumne von Mathias Brunner
Toto Wolff 2017 mit James Allison und Lewis Hamilton

Toto Wolff 2017 mit James Allison und Lewis Hamilton

​Mercedes-Benz ist Dauerweltmeister: In der Turbohybrid-Ära sind die Silbernen seit 2014 ungeschlagen. Technikchef James Allison: «Das Erfolgsrezept heisst Toto Wolff. Er ist allen Teamchefs haushoch überlegen.»

Sieben Fahrer-WM-Titel in Serie für Fahrer der gleichen Marke, gleichzeitig sieben Mal in Folge Sieg im Konstrukteurs-Pokal: Der Stern von Mercedes-Benz strahlt in der Turbohybrid-Ära der Formel 1 seit 2014 besonders hell, diese Erfolgsserie ist einzigartig. Die Dominanz von Mercedes hat für den Engländer James Allison (52) vor allem einen Grund, und der heisst Toto Wolff.

Allison, Technikchef des Formel-1-Rennstalls von Mercedes, hat im Laufe seiner 30jährigen Rennkarriere mit einigen Führungspersönlichkeiten gearbeitet, mit Flavio Briatore und Jean Todt, mit Stefano Domenicali und mit Maurizio Arrivabene. Aber in einem Beitrag auf dem YouTube-Kanal von Mercedes sagt Allison: «Als Teamchef ist Toto Wolff allen Anderen haushoch überlegen.»

«Toto strahlt unglaubliche Wärme und Vitalität aus, er setzt sehr viel Vertrauen in seine Mitarbeiter. Er lässt den verschiedenen Fachkräften in ihren ganz spezifischen Jobs Spielraum. Die Menschen sollen selber entscheiden können und in hohem Masse unabhängig arbeiten. Gleichzeitig erwartet Toto von den Leuten sehr viel. Wenn wir diesen Erwartungen nicht entsprechen, dann müssen wir dafür geradestehen, aber die Kritik bleibt immer kristallklar, geradeheraus und konstruktiv.»

Der 48jährige Wiener Wolff sagt selber über seinen Führungsstil. «Wir verfolgen eine strikte ‚no blame culture’. Es geht also darum, nicht mit dem Finger zu zeigen, wenn ein Fehler passiert. Das hört sich einfach an, ist in der Umsetzung aber recht schwierig. Denn auf einem rationalen Niveau ist dieser Ansatz einfach zu verstehen. Der menschliche Verstand ist so strukturiert, dass man jemandem die Schuld gibt, wenn etwas passiert. Das nimmt Druck von einem selber. Im ersten Schritt ist es wichtig, das zu verstehen – es ist nur ein Ventil, um Druck von sich selber zu nehmen. Ich versuche daher, ruhig zu bleiben.»

«Wenn ein Fehler passiert, dann geht es für mich zentral darum, die Ursache des Problems zu klären. Wer letztlich den Fehler begangen hat, das ist nicht wichtig. Gegenseitiges Vertrauen im Team ist bei der Aufarbeitung von Fehlern entscheidend. Die Team-Mitglieder wissen, dass auch ich selbst gute und schlechte Momente habe. Ich versuche aber immer, rational zu bleiben. Nur dann öffnen sich die Leute und sagen: ‘Ich denke, wir hätten dies oder das besser machen können.’ Das ist sehr wichtig, damit das Team Fortschritte erreichen kann.»

«Ego kann ein sehr starker Antrieb sein – aber nur bis zu einem gewissen Grad. Ich habe schon grosse Egos gesehen, die gescheitert sind; die meisten deshalb, weil sie nicht in der Lage zur Selbstreflexion waren. Sie glaubten, dass sie die Grössten sind – ob in der Formel 1 oder auch woanders. Das ist in meinen Augen nicht förderlich, weil es wichtig ist, sich immer selbst zu hinterfragen.»

Was Wolff von seinen Mitarbeitern verlangt, formuliert der Wiener so: «Sie sollten sich an Veränderungen anpassen können. Das ist definitiv einer der zentralen Faktoren für den Erfolg eines Teams. Denn wie beim Prinzip des Darwinismus geht es nicht um das Überleben des Stärksten, sondern des Anpassungsfähigsten. Plötzlich ändert sich das Umfeld und wir müssen uns mit einer Krise auseinandersetzen. Wir werden zum Umdenken gezwungen, müssen uns etwas Neues einfallen lassen und uns auf die veränderte Situation einstellen. Das meiste lernen wir an unseren schwersten Tagen. Wenn man in der Lage ist, ein Problem zu analysieren, ohne die Schuld bei einer Person zu suchen, sondern beim Problem selbst, kann deine Organisation sogar aus einer schmerzlichen Erfahrung gestärkt hervorgehen.»

«In meinem Berufsleben innerhalb der Finanzbranche war ich unter anderem für die Zusammenstellung kompetenter Teams verantwortlich – was bedeutet, fähige Mitarbeiter zu finden. Die damit verbundenen Erfahrungen helfen mir enorm bei der Zusammensetzung einer leistungsorientierten Organisation, wie einem Formel-1-Team. Was den Umgang mit der Vielzahl von Aufgaben betrifft, geht es darum, sich klarzumachen, welchen Beitrag man selbst am besten leisten kann, dabei den Fokus auf die eigenen Stärken zu richten und für die persönlich schwächeren Bereiche geeignete Unterstützung zu suchen.»

«Ich mag das Wort Führung eigentlich überhaupt nicht. Ich bin überzeugt, dass in einer erfolgreichen Organisation jeder Einzelne Verantwortung tragen, Entscheidungen treffen und dann dafür geradestehen muss. Und deshalb gibt es nie nur die eine Führungskraft, sondern eine ganze Menge davon. Wir haben in unserem Team einige grundlegende Werte aufgestellt, als ich dazukam. Es dauerte seine Zeit, aber sie sind zum zentralen Leistungskennzeichen bei Mercedes geworden. Es geht im Wesentlichen um die richtige Haltung. Wir haben alle die gleiche Einstellung, was Loyalität und Transparenz hinsichtlich unserer Handlungen betrifft. Wir sind jederzeit aufrichtig, stärken uns gegenseitig und fördern eine Kultur, in der niemand an den Pranger gestellt wird. Wer als Organisation erfolgreich sein will, muss diese Werte tatsächlich verinnerlichen und sie jeden Tag leben und darf sie nicht nur als Chart an die Wand werfen.»

«Ganz elementar dabei ist Einfühlungsvermögen. Interesse für die Menschen, mit denen man arbeitet und ein Verständnis für deren individuelle Stärken und Schwächen. Und sie muss eigenständiges Arbeiten fördern und vertrauen können.»

Konstrukteurs-Pokal – alle Sieger

1958 Vanvall
1959 Cooper
1960 Cooper
1961 Ferrari
1962 BRM
1963 Lotus
1964 Ferrari
1965 Lotus
1966 Brabham
1967 Brabham
1968 Lotus
1969 Matra
1970 Lotus
1971 Tyrrell
1972 Lotus
1973 Lotus
1974 McLaren
1975 Ferrari
1976 Ferrari
1977 Ferrari
1978 Lotus
1979 Ferrari
1980 Williams
1981 Williams
1982 Ferrari
1983 Ferrari
1984 McLaren
1985 McLaren
1986 Williams
1987 Williams
1988 McLaren
1989 McLaren
1990 McLaren
1991 McLaren
1992 Williams
1993 Williams
1994 Williams
1995 Benetton
1996 Williams
1997 Williams
1998 McLaren
1999 Ferrari
2000 Ferrari
2001 Ferrari
2002 Ferrari
2003 Ferrari
2004 Ferrari
2005 Renault
2006 Renault
2007 Ferrari
2008 Ferrari
2009 BrawnGP
2010 Red Bull Racing
2011 Red Bull Racing
2012 Red Bull Racing
2013 Red Bull Racing
2014 Mercedes
2015 Mercedes
2016 Mercedes
2017 Mercedes
2018 Mercedes
2019 Mercedes
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