Kommissare suchen Ideallinie
Hamilton ritzte Massa den Reifen auf
Die FIA-Kommissare sind nicht zu beneiden. Die Urteile an der Strecke müssen binnen kürzester Zeit gefällt werden. Jede Rennsituation, jeder Crash ist anders. Und wieder sorgten in Singapur die vier Richter, einer von ihnen der einst für seine makellose Renn-Ethik bekannte Heinz-Harald Frentzen, für Diskussionen.
Während Lewis Hamilton (McLaren-Mercedes) für seine Berührung Massas (Folge: Plattfuss) mit einer Durchfahrtstrafe belegt wurde, kam Mark Webber, der ähnlich auf Timo Glock auffuhr (allerdings ohne erkennbare Folgen für den Virgin-Racer) ohne Konsequenzen davon. Auch Nico Rosberg (Mercedes) lehnte sich bei einem Konkurrenten an, wurde vom Haken gelassen. Genau wie Michael Schumacher (Mercedes GP), der Sergio Pérez (Sauber) von hinten voll rammte (es gab nur eine Verwarnung).
Die Frage drängt sich auf: Geht es um den Grad der Dummheit oder Brutalität, den ein Täter an den Tag legt, oder um die Schadenshöhe, die er verursacht.
Wir meinen: Nur der Akt als solcher dürfte bewertet werden, nicht die Konsequenzen, die damit einher gehen, denn die sind nun wirklich nicht immer vorauszuberechnen. Mit der Einschränkung, dass jeder Fahrer weiss, dass er einen Gegner nicht bei 300 km/h aus dem Weg räumen sollte. Und dass es auch langsamere Stellen gibt, wo es tunlichst zu vermeiden ist. Das haben die Herren eigentlich im Blut (aber nicht immer im Kopf).
Weiterhin dürfte klar sein: Schumis Attacke an Perez war zuviel des Guten, alles andere, was am Sonntag in Singapur auf der Strecke geschah, waren Kinkerlitzchen, für die kein Gericht zur Beratung zusammensitzen müsste.
Übrigens: 10.000 Dollar Geldstrafe gab es für Lotus für die unsichere Abfahrt Kovalainens nach dem Boxenstopp (er hätte um ein Haar den späteren Sieger Vettel abgeräumt), gehen natürlich in Ordnung.
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