Marcel Schrötter: So sieht sein Plan bis Jerez aus
Marcel Schrötter: «Motocross ist ein sehr komplettes Training»
In zwei Wochen trifft sich das Motorrad-Fahrerlager nach mehr als vier Monaten Corona-Pause in Jerez wieder. Auch bei Marcel Schrötter ist die Vorfreude groß. «Seit es fix ist, dass es weitergeht, ist es für den Kopf auch ganz anders, wie man sich jetzt nochmal darauf vorbereitet. Es ist einfach ein anderes Gefühl – wobei ich sagen muss, dass ich die ganze Zeit über sicher war, dass es weitergeht. Ich habe versucht, ganz normal weiter zu trainieren und meinen Alltag und mein Training nach den Möglichkeiten so gut wie möglich zu gestalten. Die letzten paar Wochen waren ziemlich gut, was auch das Motorradfahren anbelangt, daher fühle ich mich ‚ready‘ für das erste Rennen», versicherte der Kalex-Pilot aus dem Liqui Moly Intact GP Team im gestrigen Live-Interview mit SPEEDWEEK.com, das übrigens auf Instagram in voller Länge zu sehen ist.
Welches Training bevorzugt das deutsche Moto2-Ass, um trotz der ungewohnt langen Zwangspause fit zu bleiben? «Das ist schwierig zu sagen, aber wenn man die Möglichkeit hat, viel Motocross zu fahren, dann ist das schon ein sehr komplettes Training», erklärte Schrötter nach kurzem Grübeln. «Erstens sitzt man auf dem Motorrad, dann ist es sehr, sehr anstrengend vom Puls und der generellen Fitness her, aber auch kräftetechnisch. Nur Motocross würde aber, glaube ich, auch nicht reichen, gerade weil wir so wenig auf unserem Rennmotorrad trainieren können. Wenn wir es zum Beispiel mit einem Motocross-Fahrer vergleichen, der auch fünf Mal in der Woche mit dem MX-Bike fahren kann oder könnte, dann braucht er andere Dinge vielleicht nur mehr als Ausgleich und zur Regeneration. Da dies bei uns nicht möglich ist, müssen wir versuchen, viele unterschiedliche Dinge zu machen – das ist auch das, was ich mache. Natürlich war es jetzt aber ein bisschen schwierig, da haben wir sehr viel Zeit auf dem Fahrrad verbracht.»
Auf eine bevorzugte Trainingsmethode will sich der 27-Jährige aber nicht festlegen. Stattdessen gilt: «Ich glaube, du brauchst generell einen Mix. Es hängt auch davon ab, welcher Körpertyp du bist: Manche sind schlank, haben aber sehr viel Kraft und brauchen keine großen Kraftübungen machen. Manche müssen dagegen an der Kraft arbeiten, weil es doch sehr, sehr anstrengend ist, ein Motorrad zu fahren. Die anderen müssen sich mehr fokussieren, um fit zu werden, ob auf dem Fahrrad oder beim Laufen, da hat jeder sein eigenes Ding. Ich sehe es einfach so, dass man versuchen muss, in vielen Bereichen gut zu sein. Natürlich kann man sich auf bestimmte Bereiche mehr konzentrieren, wenn man weiß, dass man dort Schwächen hat. Im Großen und Ganzen gilt aber, einfach so viel unterschiedliches Training wie möglich zu machen.»
Apropos Motocross-Training: Der Renneinsatz von Ducati-Star Andrea Dovizioso endete drei Wochen vor dem MotoGP-Auftakt mit einem gebrochenen Schlüsselbein. Hat Schrötter trotzdem Verständnis dafür, dass der Vizeweltmeister der vergangenen drei Jahren am Sonntag in Faenza an den Start ging? «Ein Renneinsatz ist immer etwas anderes, da bekommt auch nicht jeder das Okay vom Team», grübelte der Deutsche. «Aber jedes Team hat auch eine gewisse Beziehung zum Fahrer und sie wissen ganz genau, wie sehr Dovizioso Motocross liebt. Natürlich verdient er sein Geld mit MotoGP, deshalb muss man immer ein bisschen vorsichtig sein. Aber auch um den Fahrer bei Laune zu halten – es ist ja nicht immer alles schön und einfach – kann es gut sein, dass ein Team sagt: ‚Mach es, aber pass auf‘. Ich habe von meinem Team auch schon mal das Okay bekommen, um bei mir zu Hause ein lokales Rennen zu fahren, weil ich einfach extrem gerne mitfahren wollte. Ich habe also schon Verständnis, aber immer dann, wenn etwas passiert, wird im Nachhinein darüber geredet… Sonst hätte man gesagt: ‚Hey, ist ja schön‘.»
Während «Dovi» zu Hause in Forlì schon wieder im Gym trainiert, wird Schrötter seine Vorbereitung ab der kommenden Woche in Spanien vorantreiben, bevor der WM-Neustart auf dem Circuito de Jerez-Ángel Nieto mit einem Testtag am 15. Juli erfolgt: «Ich werde auf jeden Fall schauen, dass ich noch einmal richtig gut und strukturiert trainieren kann. Da waren die letzten Wochen etwas kompliziert, ich hatte viele Termine, die man in der Corona-Zeit aufgeschoben hatte. Seit Montag bin ich aber am Schliersee für ein Trainingslager und am Sonntag geht es frühzeitig nach Spanien, damit ich dort meine Möglichkeiten habe und unter anderem mit Jack und unserem Trainer Aleix vor Ort trainieren und die Zeit auf dem Motorrad noch nutzen kann, bevor es wirklich losgeht.»