Valentino Rossi (Yamaha): «Ich hoffe weiterzumachen»
Valentino Rossi hat noch nicht genug
Die Coronavirus-Pandemie bestimmt seit Wochen unseren Alltag, das gilt natürlich auch für Valentino Rossi, der die ungewollte Zwangspause vom Rennfahrerleben zu Hause in Tavullia mit seiner Freundin Francesca Sofia und seiner Mutter Stefi verbringt.
«Mein Leben ist seit 1996 eigentlich gleich: Im März beginnt die Saison, vor allem im ersten Abschnitt geht es zu den Überseerennen. Dann bist du dauernd unterwegs, du musst ständig den Koffer packen und bist immer am Flughafen. Klar, was mir am meisten fehlt ist das Motorradfahren und mit meinem Team zu arbeiten. Ich vermisse auch die Leute aus dem Paddock – und es ist merkwürdig, aber ich vermisse auch das Reisen, das Fliegen – die ganze Routine, die ich normalerweise zu dieser Zeit habe», gestand der neunfache Weltmeister im kürzlich von Yamaha veröffentlichten Video-Interview. Erst auf Nachfrage von MotoGP-Reporter Matt Birt ergänzte der Superstar schmunzelnd: «Ich vermisse auch die ganzen Journalisten.»
Die MotoGP-Asse haben jetzt mehr Freizeit, als ihnen lieb ist. Im Falle des 41-jährigen Italieners steht auch eine wichtige Entscheidung an: «Ich habe mehr Zeit, um über meine Zukunft nachzudenken. Es ist im Moment so, als hätten wir zwei volle Monate Urlaub – aber es ist nicht wirklich ein Urlaub, weil wir zu Hause eingesperrt sind. Wir haben auf jeden Fall viel Zeit, um uns Gedanken zu machen. Aber ist auch ziemlich langweilig, weil wir es einfach gewohnt sind, von einem Ort auf der Welt zum nächsten zu kommen – ohne so viel nachzudenken», seufzte der Yamaha-Werksfahrer.
Eigentlich sollten zu diesem Zeitpunkt schon vier Grand Prix (Katar, Thailand, Texas und Argentinien) absolviert worden sein, stattdessen kam die Saison für die Königsklasse schon nach dem Katar-Test zum Erliegen.
Dabei wollte Rossi die erste Saisonhälfte nutzen, um über die Fortsetzung seiner Karriere zu entscheiden. «Ich bin in einer schwierigen Situation», grübelte der «Dottore». «Wie ich schon gesagt habe: Meine erste Option ist, zu versuchen weiterzumachen. Ich habe genug Motivation und ich will weitermachen. Aber es ist sehr wichtig zu verstehen, auf welchem Level wir sind, wenn es um die Konkurrenzfähigkeit geht. Im Vorjahr haben wir gelitten: Ich war zu oft zu langsam und habe nicht um die Top-5 gekämpft. In meinem Kopf hatte ich ein weiteres Jahr im Werksteam – und ich brauchte Zeit, um zu entscheiden. Ich brauchte fünf oder sechs Rennen, um zu verstehen, ob ich mit dem neuen Crew-Chief und einigen Änderungen stark sein kann. Das Problem ist, dass wir jetzt wegen des Virus keine Rennen fahren. Also glaube ich, dass ich eine Entscheidung fällen muss, bevor wir Rennen fahren. Denn das optimistischste Szenario ist, dass wir in der zweiten Saisonhälfte Rennen fahren können – es wird August oder September. Das hoffen wir zumindest, wenn sich alles gut entwickelt. Ich muss meine Entscheidung aber vorher treffen. Ich möchte weitermachen – aber ich muss diese Entscheidung eben ohne Rennen treffen.»
Sorgt die Tatsache, dass der neunfache Weltmeister 2020 bestenfalls eine verkürzte Abschiedssaison fahren könnte, dafür, dass eine Fortsetzung seiner Karriere wahrscheinlicher wird? «Es stimmt, dass es nicht die beste Art wäre aufzuhören – weil wir 2020 vielleicht auch gar nicht fahren. Es wäre fairer, noch eine Saison zu fahren und vielleicht am Ende der nächsten Saison aufzuhören. Ich hoffe 2021 weiterzumachen», ließ Rossi durchblicken, dass er seinen Helm wohl noch nicht an den Nagel hängt. Die Werks-Unterstützung sicherte ihm Yamaha in diesem Fall bereits zu, auch wenn seinen Platz im Werksteam ab 2021 Fabio Quartararo (21) übernehmen wird.
Gleichzeitig schmiedet die 41-jährige Motorsport-Ikone aber auch schon Pläne für die Zeit nach seiner MotoGP-Karriere: «Wir haben viele Vorhaben für die Zukunft, wenn ich mit der MotoGP aufhören werde. Wir haben unser hauseigenes Team in der Moto2 und Moto3, das uns Freude bereitet. Das wollen wir weiterführen, vor allem, um junge italienische Fahrer zu fördern. Das Zweite sind die Autorennen, ich möchte ein Programm mit sieben oder acht Rennen im Jahr fahren. Das ist der Plan für die Zukunft.»