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KTM-Duell Herlings gegen Tixier: Respekt gilt beiden!

Kolumne von Thoralf Abgarjan
Es kann nur einen Weltmeister geben. Weltmeister Jordi Tixier (KTM) musste an verschiedenen Fronten kämpfen, um buchstäblich auf den letzten Metern die Weltmeisterschaft zu gewinnen. Er ist ein würdiger Weltmeister.

An Dramaturgie und Spannung war das MX2-Finale in Mexiko nicht zu überbieten und man muss schon die Geschichtsbücher wälzen, um Vergleichbares zu finden: 1998 setzte sich Sebastien Tortelli erst im Finale gegen Stefan Everts durch.

Mexiko war das Rennen des Jahres, das die Monotonie der Saison 2014 schlagartig vergessen ließ. Es wird als eines der dramatischsten Rennen in die Geschichtsbücher eingehen.

Einige werden meinen, dass Jordi Tixier den Titel nicht verdient habe.

Als Steve Ramon 2007 ohne Grand-Prix-Sieg MX1-Weltmeister wurde, gab es ähnliche Diskussionen. Aber am Ende geht nun einmal um die Punkte. Jordi Tixier hat mit 616 Punkten genau 4 Zähler mehr als Jeffrey Herlings und ist genau deshalb Weltmeister.

Jeffrey Herlings hat die Saison natürlich dominiert. Er führte mit einem sagenhaften Vorsprung von 145 Punkten, als er sich verletzte und wollte bereits vier Runden vor dem Finale in Loket den Titel vorzeitig feiern. Dann brach er sich den linken Oberschenkel. Nur acht Wochen nach diesem verheerenden Unfall auf der 85er-Maschine greift der Holländer im Finale wieder ins Geschehen ein. Erschwert wurde der ohnehin schon viel zu kurze Heilungsprozess durch eine Infektion. Herlings sah abgemagert und alles andere, als gesund aus, als er verspätet in Leon eintraf. Zu allem Pech hatte sein Flugzeug, das ihn in letzter Minute nach Mexiko bringen sollte, durch einen Umweg erhebliche Verspätung.

Jordi Tixier auf der anderen Seite hatte weitere Aufgaben und Dramen zu bewältigen: 200 Punkte hätte er in den vier verbleibenden Rennen maximal holen können. 167 Punkte hat er geholt. Allein das ist eine respektable Leistung!

Das Red-Bull-KTM-Werksteam war während der Saison mit dem Franzosen unzufrieden. Sein Vertrag wurde deshalb auch nicht verlängert: «zu inkonsistent», «mangelnde Durchsetzungsfähigkeit», «zu viele Fehler», hieß es aus dem orangenen Lager. Also suchte Tixier nach einem neuen Arbeitgeber und dockte bei Kawasaki an. Auch wenn es niemand offen aussprach: Selbstverständlich wollte KTM einen Weltmeister, der auch im kommenden Jahr in den eigenen Reihen bleibt. Und das ist nun einmal Jeffrey Herlings. Schließlich erreiche Tixier die Nachricht vom schweren BMX-Fahrradunfall seines Bruders, der teilweise Lähmungserscheinungen zu beklagen hat. Das war die bittere Ausgangslage für dieses Finale.

Im ersten Lauf lief alles nach Plan für Tixier: Er gewann und Herlings wurde nur 14. Tixier brauchte nun noch weitere 6 Punkte auf Herlings aufzuholen, um Weltmeister zu werden. Nach dem Start sah auch alles danach aus. Doch dann begann das Drama: Er verschaltete sich, in Führung liegend, vor einem großen Sprung. Tonkov sprang schuldlos in seinen Rücken. Der Franzose fiel mit seinem völlig zerrissenen Trikot sogar hinter Herlings zurück, der sich mit Schmerzen um den Kurs schleppte. Danach begann eine wilde Aufholjagd mit zahlreichen Beinahe-Stürzen.

Von der Box bekam Tixier angezeigt, dass er unbedingt Rang 3 braucht, um Weltmeister zu werden. Dafür musste er Herlings´ Freund und Landsmann Glenn Coldenhoff überholen. Mit letztem Einsatz und Willen gelang ihm das. Als er an Julien Lieber quer vorbeischoss, flogen beinahe beide ab. Kurz würgte er sogar den Motor ab.

Bis 6 Minuten vor Rennende wäre Herlings noch Weltmeister gewesen. Erst 2 Minuten vor Ende des Laufes geht Tixier in der WM-Gesamtwertung erstmals in Führung. Es sind die entscheidenden Führungsmeter für den Franzosen, der 2010 Juniorenwelt- und Europameister war, die MX2-WM 2012 auf Rang 5 beendete und 2013 hinter Herlinge Vizeweltmeister wurde.

Aber auch Herlings wuchs in diesem Rennen über sich hinaus: Während er im ersten Lauf nur die mexikanischen Wildcardpiloten in Schach halten konnte, fightete er im zweiten Lauf mit Fahrern wie Christophe Charlier und Thomas Covington um die letzten Punkte, die ihm den WM-Titel vielleicht noch gesichert hätten.

Es war ein übermenschlicher Kampf, den sich die beiden Protagonisten in Mexiko geliefert haben. Den WM-Titel hätten beide verdient.

Aber es kann nur einen Weltmeister geben.

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