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Freddie Spencer: Kenny Roberts verzieh ihm erst 2012
Der dreifache Weltmeister Freddie Spencer (60) über Kontaktlinsen, Rivalitäten und das Anderstorp-Manöver von 1983, das ihm Kenny Roberts fast 30 Jahre lang übelnahm.
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"Fast Freddie" Spencer feierte in der vergangenen Woche seinen 60. Geburtstag. Das nehmen wir zum Anlass, um auf die erstaunliche Karriere des hoch begabten Amerikaners aus Shreveport/Louisiana zurückzublicken, den viele Experten in einem Atemzug mit Mike Hailwood oder Marc Márquez nennen. Denn er entzauberte in der 500-ccm-Weltmeisterschaft 1983 den dreifachen World Champion "King Kenny" Roberts.
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Im Rahmen dieser Rückschau, in der wir Spencers raketenhaften Aufstieg beleuchten und an die zahlreichen Rückschläge erinnern, die seine Motorrad-Karriere und sein Privatleben geprägt haben, präsentieren wir an dieser Stelle Ausschnitte eines Interviews unseres italienischen Kollegen Paolo Scalera, das erstmals im Corriere dello Sport erschien. "Ein Rennen mit den Besten aus jeder Generation wäre schön: Agostini, Hailwood, Read, ich, Doohan, Rainey, Schwantz, Lawson, Roberts, Rossi. Leider ist es nur ein Traum. Wer würde gewinnen? Das werden wir nie erfahren und es ist auch sinnlos, darüber nachzudenken. Jeder Weltmeister muss in seiner Zeit betrachtet werden. Es gibt keinen absoluten Champion", hielt "Fast Freddie" darin unter anderem fest. "Wenige wissen das, aber ich hatte meine gesamte Karriere lang mit der Kurzsichtigkeit zu kämpfen", erzählte der 27-malige GP-Sieger (20x 500 ccm, 7x 250 ccm) stattdessen von seiner aktiven Zeit. "Inzwischen ließ ich die Operation mit dem Laser machen, aber damals trug ich Kontaktlinsen. Es waren die ersten, halbharte. Sie verrutschten, brachten meine Augen zum Tränen; dabei ist es für einen Fahrer wichtig, immer den perfekten Durchblick und klare Sicht zu haben. Ich hatte das nicht, aber ich glaube, dass ich aus diesem Grund die anderen Sinne besonders ausgebildet hatte. Ich spürte jede noch so kleine Bewegung des Motorrads. Aber vielleicht hätte ich ohne die Kurzsichtigkeit mehr gewonnen."
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Auch so reden wir von einer Zeit, in der die US-Amerikaner dominierten, mit zehn 500er-Titeln von 1978 bis 1993. "Ja, diese Zeit gab es", bestätigte Spencer. "Heute gibt es in Amerika keine Fahrer mehr, weil wenig gefahren wird, und wenn es nicht viele Fahrer gibt, sind auch keine Champions darunter. Spanien dagegen hat Fahrer, weil sie an den Nachwuchsschulen gearbeitet haben. Italien hat, dank Rossi und seiner Ranch, ebenfalls großartige Ergebnisse erzielt."
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Apropos Rossi: Wie im Falle des neunfachen Weltmeisters hatte auch Spencer große Rivalen – Kenny Roberts und Eddie Lawson. "Und auch ich hatte mit Roberts große Probleme, die auf ein Überholmanöver von mir in Anderstorp zurückgingen, wodurch ich das Rennen gewann und genug Punkte sammelte, um den WM-Titel in Imola dann mit einem zweiten Rang sicherzustellen", erinnerte Spencer. "Kenny bremste im Grand Prix von Schweden vor der letzten Kurve ab, ohne die gesamte Strecke zu beanspruchen, und versuchte mich zu täuschen, indem er früher aus der Verkleidung kam, allerdings ohne zu bremsen. Also bremste ich sehr spät und beide kamen wir von der Strecke ab, in den Dreck. Ich war innen und gewann. Das war 1983".
Fast 30 Jahre stand dieser Vorfall zwischen den Zweirad-Stars: "Unser Verhältnis normalisierte sich erst wieder beim 50-Jahr-Jubiläum von Suzuka, das war 2012", verriet Spencer. "Er sagte über diesen Kampf und meinen Sieg zu mir öffentlich: ‚Du hattest Glück‘ und ich entgegnete: ‚Manchmal ist es besser, Glück zu haben als gut zu sein.‘ Dann ergänzte ich, dass ich, seit ich ein Motorradfahrer wurde, alles gegeben hatte, mein ganzes Talent und Jahre voller Opfer, um den da zu schlagen – und zeigte auf Kenny. Und es gelang mir, weil er mich über mein Limit pushte. Seiher hat sich unser Verhältnis wieder entspannt." Zu aktiven Zeiten ist es deutlich schwieriger, mit den Gegnern einen freundschaftlichen Umgang zu pflegen. "Ohne im Detail auf das einzugehen, was 2015 zwischen Rossi und Márquez passierte, glaube ich, dass Valentino einen Fehler beging, als er ihn attackierte. Marc ist ein aggressiver Typ, der sich angegriffen fühlte. Das ging mir mit Kenny Roberts genauso: Wenn er mich angriff, war ich noch motivierter, ihn zu schlagen", schilderte Spencer.
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Der nun 60-jährige Spencer weiß: "Während unserer Karriere leben wir Fahrer wie in einer Blase. Nichts erscheint uns wichtiger als Rennen zu fahren und zu gewinnen. Es ist aber natürlich nicht so, es kommt der Moment, an dem man bemerkt, dass das Leben etwas anderes ist."
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