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Lin Jarvis (Yamaha): «Du gewinnst nicht jedes Jahr»
Den MotoGP-Titel verlor Yamaha 2022 an Ducati, Lin Jarvis will den zweiten WM-Rang von Fabio Quartararo aber nicht als Tiefschlag einordnen. Außerdem verrät er im Interview, was ihn für 2023 optimistisch stimmt.
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Alle MotoGP-Fans fieberten der Saison 2025 entgegen. Ein sensationeller Dreikampf mit Marc Marquez, Pecco Bagnaia und Jorge Martin war vorprogrammiert. Doch für zwei Piloten lief das Jahr komplett aus dem Ruder.
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Lin Jarvis zählt zu den erfahrensten Managern im WM-Paddock, er geht in seine bereits 24. Saison an der Spitze des Yamaha-MotoGP-Werksteams und hat alle Höhen und Tiefen erlebt, von den schwierigen Zeiten zu Beginn der Viertakt-Ära bis zu den glorreichen Jahren mit Valentino Rossi und Jorge Lorenzo.
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Jarvis lässt sich daher nicht von einer Momentaufnahme aus dem Konzept bringen, weder in außergewöhnlich guten, noch in besonders schwierigen Momenten. Er weiß sehr gut, dass beides vergänglich ist. Denn Lin Jarvis ist vor allem eines: Ein pragmatischer Manager. Lin, du warst schon 2004 mit Valentino Rossi dabei und hast seither alle möglichen Situationen erlebt. Wie fühlst du dich im Moment? Alt! (Er lacht.) Manchmal denkt man darüber nach. Wenn man älter wird, schaut man zurück, vor allem jetzt, nachdem Valentino zurückgetreten ist, und du denkst dir: "Ah, ich erinnere mich an die Zeiten mit Valentino…" Und dann gehst du zurück in diese Zeit. Ich erinnere mich zum Beispiel, dass unsere Teambekleidung grau war. Es war ein aufregender Moment, als er zum ersten Mal auf unser Motorrad gestiegen ist, es waren aufregende Zeiten. Es hat alles verändert. Tatsächlich hatten wir seither viele Höhenflüge und einige tiefe Täler – und hier sind wir nun, immer noch im Spiel. Wir sind recht optimistisch. Im Moment spürt man ein Gefühl von Optimismus. Jeder ist hungrig, wieder loszulegen.
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Kann man also sagen, dass Yamaha dabei ist, sich aus einer dieser Tiefen zu befreien?
Alle MotoGP-Fans fieberten der Saison 2025 entgegen. Ein sensationeller Dreikampf mit Marc Marquez, Pecco Bagnaia und Jorge Martin war vorprogrammiert. Doch für zwei Piloten lief das Jahr komplett aus dem Ruder.
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(Er denkt nach.) Ich würde sagen, im Tal waren wir wahrscheinlich zu Beginn des Vorjahres. Damals haben wir verstanden, dass wir einen harten Job vor uns hatten. Am Ende sind wir aber auf Rang 2 gelandet und das ist für mich kein großer Tiefschlag. Wir müssen die Dinge in Relation setzen. Du kannst nicht jedes Jahr gewinnen. Wir haben jetzt fünf Hersteller in der MotoGP, im Vorjahr waren es sechs, und das bedeutet, dass fünf nicht erfolgreich sein können – denn nur einer gewinnt. Und das muss man akzeptieren, das gehört zum Leben dazu. Man kann nicht immer gewinnen. Ich sehe einen zweiten Platz also nicht als ein negatives Ergebnis an, aber es war eine harte Saison, es war schwierig. Es war, wie sagt man so schön, eine bittere Pille. Die Tatsache, dass wir im Vorjahr nicht das hatten, was wir gebraucht hätten, und dem Fahrer nicht das geben konnten, was er gebraucht hätte. Hoffentlich wird es dieses Jahr besser sein.
Beim Sepang-Test waren ungewöhnlich viele Mitarbeiter aus Japan in der Box. Yamaha hat so viel Material geschickt, wie man es selten gesehen hat. Das erweckt den Eindruck, dass in der Yamaha-Rennabteilung wieder etwas passiert. Es ist ganz anders als 2004, weil wir 2003 kein einziges Rennen gewonnen hatten, und dann kam Valentino. Wir haben also wirklich bei null angefangen, es ging ums Ganze. Um es möglich zu machen, haben wir den besten Fahrer der Welt geholt. Jetzt ist es ein bisschen anders. Ich würde sagen, die positive Einstellung und die Motivation rühren daher, dass wir eine Reaktion gesehen haben. Der Grund für die Position, in die wir im Vorjahr geraten sind, war, dass einige Dinge nicht funktionierte haben. Wir waren nicht fokussiert genug. Ich glaube, im Vorjahr haben wir verstanden, dass wir eine Veränderung an der Art und Weise vornehmen müssen, auf die wir arbeiten. Eine Veränderung, wenn es um die Geschwindigkeit und die Schlagzahl bei der Entwicklung geht. Wir sind zurückgerutscht, wir waren zu langsam. Ich bin auch begeistert von der angesprochenen Reaktion. Schon im Vorjahr hatten wir das Gefühl, dass es kommen würde, aber wir waren vor dem Shakedown-Test recht zurückhaltend, weil sich die Wahrheit immer erst zeigt, wenn man auf der Strecke ist. Du kannst einen guten Plan haben, eine gute Idee, viele gute Absichten, aber solange du auf der Strecke nicht lieferst, weißt du es nicht. Vor ein paar Wochen war das Gefühl also: "Okay, es sieht so aus, als wären wir auf dem richtigen Weg."
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Wen schließt das alles ein, wenn du "wir" sagst? "Wir" ist ein Kollektiv. Wir haben die japanische Seite, die sich um den Großteil der Entwicklung der Teile und Materialien kümmert, und wir haben YMR, also Yamaha Motor Racing, in Europa, zuständig für das Teammanagement und den sportlichen Betrieb. Früher war die Aufteilung ziemlich klar, aber so schwarz und weiß ist es nicht mehr. Wir haben auch viele Ingenieure in Italien. Wir haben hauptsächlich italienische, spanische und irische Ingenieure, was im Vergleich zu Vergangenheit eine große Veränderung darstellt. Die Integration ist also da und wir sind jetzt definitiv mehr "wir". Das ist sehr hilfreich. Wir haben den gegenseitigen Respekt und es werden viele Daten, Informationen und Ideen ausgetauscht. Als wir im Vorjahr realisiert haben, dass wir in Schwierigkeiten waren, haben wir eine Veränderung für die Entwicklung des Motors vorgenommen. Wir haben ein Berater-Abkommen mit der italienischen Ingenieurs-Firma Marmotors von Luca Marmorini geschlossen. Das ist ein weiteres Zeichen der Veränderung. Und es ist eine sehr, sehr gute Zusammenarbeit mit diesen Spezialisten für Motorendesign mit Basis in Italien, die sehr stark mit unseren Japanern arbeiten. "Wir" heißt also wirklich "wir". Kurz zum Thema Motor: Gibt es eine Erklärung für den Valencia-Test, als die Performance deutlich hinter den Erwartungen zurückgeblieben war? Zunächst war es eine Überraschung für uns, besonders für die Fahrer, aber auch für die Ingenieure. Ich kann nicht sagen, was genau wir herausgefunden haben. Aber im Grunde war es so, dass unsere Vorbereitung auf den Test nicht so gut war, wie sie hätte sein sollen. Es gab ein paar Fehler in der Herangehensweise. Danach haben wir es einmal und zweimal und dreimal gecheckt und das Problem erkannt. Das bedeutet, dass unsere Vorbereitung jetzt viel detaillierter ist.
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