Ein Hoffnungsschimmer bei der KTM AG

Heinz Kinigadner: «Dakar braucht Chile und Peru»

Von Günther Wiesinger
Dakar-Sieger Sam Sunderland auf der Red Bull-KTM

Dakar-Sieger Sam Sunderland auf der Red Bull-KTM

Ex-250-ccm-Motocross-Weltmeister Heinz Kinigadner macht sich nach dem 16. KTM-Dakar-Triumph Gedanken über die Zukunft der Rallye. Er fordert Wüstenabschnitte und eine Rückkehr nach Chile und Peru.

Der siebenmalige Paris-Dakar-Teilnehmer Heinz Kinigadner (56) freut sich als KTM-Sportdirektor über den 16. KTM-Triumph hintereinander bei der prestigeträchtigen Marathon-Rallye.

Aber der Tiroler weiß, dass vor allem Honda-Werkspilot Joan Barreda ein starker Gegner geworden wäre. Aber er bekam wie alle Teamkollegen 60 Strafminuten wegen illegalen Nachtankens – und verlor dann nach vier Etappensiegen und 43,08 Minuten auf den britischen Sieger Sam Sunderland (KTM).

Und der KTM-Hattrick wurde auch vom französischen Yamaha-Fahrer Adrien van Beveren stark gefährdet – ihm fehlten am Schluss nur 48 Sekunden zum dritten Platz. Auch Husky-Pilot Pablo Quintanilla hätte den KTM-Hattrick verhindern können – er lag bis zum drittletzten Tag an zweiter Stelle.

SPEEDWEEK.com hat sich mit Heinz Kinigadner über die anspruchsvolle und abwechslungsreiche Dakar-Rallye 2017 unterhalten. Er sagt: «Man muss künftig unbedingt auch Peru und Chile wieder in die Streckenführung einbeziehen. Nur dort gibt es eine gescheite Wüste.»

Die südamerikanische Odysee führte diesmal von 2. bis 14. Januar von Paraguay über Bolivien nach Argentinien. Paraquay war das 29. Land, das seit dem Beginn, der Dakar-Geschichte von dieser Rallye durchquert wurde. Das Ziel befand sich in Argentinien, das in jedem Jahr seit der Verlegung von Afrika nach Südamerika einige Dakar-Etappen beherbergte. Ein Grossteil der Rallye-Ausgabe 2017 wurde in Bolivien ausgetragen, auch die Hauptstadt La Paz wurde besucht.

Heinz, wieder ein Dreifach-Erfolg für KTM bei der Dakar-Rallye. Aber das frühe Ausscheiden von Vorjahressieger Toby Price war natürlich ein Wermutstropfen?

Ja, mit ihm habe ich gesprochen, als er nach dem Oberschenkelbruch im Krankenhaus lag. Er hat sich nur die ganze Zeit für seinen Fehler entschuldigt... Er hat bedauert, dass er diesmal keine Erfolge liefern konnte. Aber er hat versprochen: «I’ll be back stronger.»

Honda ist zum fünften Mal mit einem Werksteam angetreten und wurde in der Gesamtwertung wieder geschlagen.

Ja, muss man trotzdem anerkennen: Honda hat ein starkes Team. Die sind auf jeden Fall vorne dabei – und werden es auch 2018 sein. Gott sei Dank haben sie nicht so eine starke Teamführung wie KTM.

Die Veranstalter mussten diesmal etliche Etappen kürzen oder absagen. Das hat zu Kritik geführt.

Ja, die Veranstalter kamen ins Schwitzen, weil man zwei Tage ganz absagen und zwei Etappen verkürzen musste. Ich habe mit dem Veranstalter heute geredet, sie haben sich über unseren Erfolg gefreut.

Aber man wird sich darüber unterhalten müssen, wie es mit der Dakar-Rallye in Südamerika weitergeht.

Es ist gut angekommen, dass man diese Etappen absagte, weil niemand rechtzeitig aus diesem Überschwemmungsgebot rausgekommen ist.

Es hat dem Image der Dakar-Rallye gut getan, dass der Promoter mit seinen Ärzten und Helikoptern den Einheimischen bei dieser Katastrophe half, das wurde von der Bevölkerung positiv aufgenommen.

Aber man weiß, dass im Januar in Bolivien immer die Regenzeit herrscht. Die ASO muss sich also über kurz oder lang mit Chile oder Peru oder mit beiden Ländern einigen, damit man dort reinfahren kann, weil es die einzigen Gegenden in Südamerika sind, wo es eine gescheite Wüste gibt.

Ohne Chile und Peru wird der Veranstalter in Zukunft Probleme kriegen.

A propos Chile: Husqvarna-Werkspilot Pablo Quintanilla aus Chile, der Dakar-Dritte von 2016, hat dem Red Bull KTM-Werksteam ganz schön eingeheizt und seinen zweiten Gesamtrang erst am drittletzten Tag verloren. Er lag nach der vierten Etappe sogar auf Platz 1 und war dann bis zur neunten Etappe Zweiter hinter Sunderland.

Ja, Quintanilla hat erst am Donnerstag Mist gebaut, also am drittletzten Tag. Da hat er sich am Anfang in den vielen Flussbetten ein bisschen vertan, da sind viele Spitzenfahrer ein bisschen kreuz und quer gefahren.

Dann ist Quintanilla gestürzt und war danach benommen. Er ist aber trotzdem nachher noch relativ flott bis zur Verbindungsetappe gefahren, wo unser Team gestanden ist, wo sie Service machen durften.

Er hatte inzwischen seinen zweiten Gesamtrang schon verloren. Unser Team ist ihm auf der asphaltierten Verbindungsetappe nachgefahren und hat ihm gesagt: «Wenn du dich schwindlig fühlst, fahr einfach raus, dann bleibt nur die Aufgabe. Sonst rolle durch damit du irgendwie ins Ziel kommst.» Ein vierter Platz schien noch möglich.

Aber Quintanilla ist dann in einer Kurve umgekugelt, dann hat er aufgegeben.

Im Nachhinein war uns klar: Wir hätten ihn gleich nach dem ersten Crash aus dem Rennen nehmen sollen. Aber von aussen ist der Zustand des Fahrers oft schwer einzuschätzen. Wir mussten nicht, wie stark angeschlagen er war.

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