Heinz Kinigadner: «Dakar-Konkurrenz immer stärker»

Von Günther Wiesinger
Sieger Matthias Walkner

Sieger Matthias Walkner

Für KTM-Berater Heinz Kinigadner ist der Dakar-Sieg von Matthias Walkner ein wichtiger Meilenstein für KTM und den Motorsport in Österreich. «Vom Interesse her steht die Dakar auf demselben Level wie MotoGP», meint er

Großer Bahnhof heute für den großartigen Dakar-Sieger Matthias Walkner: Er ist bereits in München gelandet und wird soeben von Bus des Fußballclubs Red Bull Salzburg in seine Heimat kutschiert. Mit an Bord sind seine Familienmitglieder und seine treuesten Fans.

Um ca. 14.30 Uhr findet im «Bull's Corner» beim Fußballstadion eine kurze Pressekonferenz statt. Um 18 Uhr erfolgt der offizielle Empfang im Bull's Corner, ehe der Red Bull-KTM-Werkspilot um 21 Uhr in den Hangar-7 übersiedelt, wo der Dakar-Sieger als Gast in der Sendung «Sport und Talk im Hangar-7» bei ServusTV mitwirkt.

KTM-Berater Heinz Kinigadner spart nicht mit Lob über seinen Landsmann Walkner, den er nach dem MX-3-Titelgewinn 2012 zum Rallyefahren überredet hat.

Für Walkner war es die vierte Dakar-Teilnahme, 2017 beendete er sie als Gesamtzweiter. Diesmal traf er im Ziel nach mehr als 8200 km 16:53 Minuten vor Kevin Benavides (Honda) ein.

Heinz, was bedeutet dieser Dakar-Sieg für den österreichischen Motor und für KTM im Besonderen?

Für KTM ist es natürlich der 17. Dakar-Sieg in Folge, wobei es immer enger wird, wie man gesehen hat. Diesmal ist Honda auf dem zweiten Platz gelandet, sie waren relativ knapp dran.

Unser Erfahrungsschatz, den wir gehabt haben, wird langsam von der Konkurrenz aufgeholt.

Aber für KTM ist die Dakar meiner Meinung nach ein hervorragendes Marketing-Instrument. Nicht unbedingt für unsere Sportgeräte, dafür haben wir MotoGP, wo wir zeigen können, wie schnell unsere Motorräder sind. Dann haben wir Motocross, wo wir beweisen können, wie gut unsere Suspension und unser Handling ist. Bei der Rallye geht es für mich um Image für die Marke, um Adventure-Modelle und Reise-Motorräder zu verkaufen, um Träume der Motorradfahrer ein bisschen realistischer zu erfüllen. MotoGP und Motocross bewundert man sehr gerne, aber diese Motorräder sind für den Normalverbraucher nicht so realistisch. Bei den schönen Bildern von der Dakar kriegt jeder Motorradfahrer einen wässrigen Mund und sagt: Irgendwann möchte ich auch mit meinem Motorrad nach Spanien, Griechenland oder sonst wohin fahren.

Und was bedeutet der Sieg für Österreich?

Ja, speziell in Österreich haben wir jetzt das Kitzbühel-Ski-Wochenende erlebt, das Highlight des Jahres. Hiasi Walkner hat da einen schönen Farbtupfen reingesetzt. Bei der Startnummernverlosung für den Slalom hat er Marcel Hirscher am Samstagabend aus Südamerika eine Videobotschaft geschickt, die vor Zehntausenden Zuschauern ausgestrahlt worden ist.

Jetzt lebt der Motorsport wieder in Österreich. Da haben wir natürlich alle eine Gaudi damit.

Welchen Stellenwert hat dieser Dakar-Sieg im Vergleich zu deinen zwei Motocross-WM-Titel 1984 und 1985?

Für mich ist die Dakar medial auf der gleichen Ebene wie MotoGP. Sie findet zwar nur einmal im Jahr statt, aber diese Rallye wird auf der ganzen Welt übertragen, ob in Neuseeland oder Kanada, jeder kennt die Dakar. Das ist ein Wettbewerb, der zwei Wochen dauert, deshalb kriegt jeder irgendwann etwas davon mit. An der Dakar kommt keiner herum.

Vom Medieninteresse setze ich diese Rallye auf dieselbe Ebene wie MotoGP. Wahnsinnig wichtig.

HRC-Chef Nakamoto hat immer versichert, die Dakar sei für Honda der zweitwichtigste Motorrad-Wettbewerb nach MotoGP.

Auf jeden Fall ist die Dakar super, super wichtig. Sie ist im Offroad-Sektor auf jeden Fall mit Abstand die wichtigste Veranstaltung des Jahres.

Dazu findet sie am Anfang des Jahres statt, wodurch wir dann alle sehr motiviert sind für die restliche Saison. KTM-Chef Stefan Pierer sagt immer: «Wenn es mit der Dakar erfolgreich losgeht, kann das ganze Jahr lang nimmer viel schiefgehen.»

Yamaha hat lange geführt, Honda war immer eine Bedrohung mit Benavides und Barreda. KTM hat Vorjahressieger Sam Sunderland früh verloren, und Walkner verlor anfangs bis zur 10. Etappe immer etwas Zeit auf die Topfahrer. Muss er sich beim Speed noch steigern?

Er hat selber gesagt, er war eigentlich nicht bereit, sich aus seiner Komfortzone rauszubewegen und sie zu verlassen, weil er ihm klar war, dass er dann wieder ein großes Verletzungsrisiko eingeht. Es hätte dann wieder ein Crash oder eine Verfahrerei passieren können.

Es gab 2018 sieben bis acht Sieganwärter und acht Konkurrenz-Motorräder, die stark unterwegs waren, drei Yamaha und fünf Honda. Nach zwei Wochen ist genau eine Honda übriggeblieben.
Die Erfahrung unseres Teams ist also trotzdem nach wie vor sehr, sehr wichtig.

KTM hat vier Fahrer in die Top-5 gebracht.

Unsere Erfahrung tritt nicht nur bei unserem Gerät in Erscheinung. Unsere Teammanager Alex Doringer und Technical Director Stefan Huber haben bei der Dakar einen Rhythmus und eine Ruhe intus, die auch auf die Fahrer ausstrahlt.

Wenn Walkner in einer Etappe wieder sechs Minuten verloren hat, haben sie ihm gesagt: «Hiasi, bleib’ ruhig, fahr weiter so wie bisher, es passiert nichts, mit sechs Minuten Rückstand ist noch gar nichts verloren.»

Alle andern, ich inklusive, haben sich gefragt: «Was ist jetzt los? Geht nichts mehr?»

Diese Befürchtungen haben die Konkurrenz-Teams auch. Unser Team macht viel aus, der Dakar-Sieg ist immer ein Mannschaftserfolg.

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