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Motoren-Streit: Machtkampf FIA, Teams, Liberty Media

Von Mathias Brunner
Seit Einführung der Turbo-Motoren Anfang 2014 machen sich die Fans über den mangelnden Sound lustig

Seit Einführung der Turbo-Motoren Anfang 2014 machen sich die Fans über den mangelnden Sound lustig

​Wohin soll die Reise der Formel 1 in Sachen Motor gehen? Die Ansichten des Automobilverbands FIA, der Rennställe sowie der Formel-1-Grossaktionäre Liberty Media gehen auseinander.

Bei der Zukunft der Formel 1 in Sachen Motorisierung zeichnet sich ein Machtkampf ab. Die Grundlage: Viele Fans sind anhaltend unzufrieden mit dem Sound der 1,6-Liter-V6-Motoren. Der Turbo dieser Hybrid-Motoren würgt eine eindrucksvolle Klangkulisse ab. Die Fans machen sich auf den sozialen Netzwerken seit Einführung dieser Motoren Anfang 2014 darüber lustig, viele Fans haben dem Sport den Rücken gewendet, nachhaltig verärgert.

Von den bewährten Saugmotoren abzukommen, war die Idee der FIA-Chefs Max Mosley und Jean Todt. Sie waren der Meinung: Mehr Serienrelevanz mit hocheffizientem Hybrid-Antrieb, das würde mehr Hersteller in die Formel 1 locken.

Daher ist FIA-Präsident Todt unwillig, von seinem Kurs wieder abzukommen, wenn 2020 das heutige Motorenreglement ausläuft. Der 71jährige Franzose sagte vor kurzem: «Grössere und lautere Motoren zurückzubringen, das würde von der Gesellschaft nicht akzeptiert. Ich bin auch davon überzeugt: Würden wir sagen, lasst uns wieder Triebwerke verwenden, wie wir sie vor zehn Jahren gehabt haben, dann würden viele Autohersteller nicht mitziehen. Drei von vier Herstellern würden gehen.»

Todt sagt es nicht so, aber er meint Mercedes, Renault und Honda.

Ein Teamchef sagte mir zu dieser Aussage im Rahmen der Formel-1-Wintertests: «Ja und? Dann gehen sie halt. Die Autohersteller machen sowieso immer, was sie wollen. Wieso lässt sich die FIA von den Werken so unter Druck setzen? Wir hatten früher eine Formel 1 mit Ferrari und zahlreichen Kunden, die alle den gleichen Cosworth-Motor fuhren. Und es war eine attraktive Formel 1.»

Die Teams wünschen sich bezahlbare Triebwerke, der Schritt in die Turbo-Ära hat die kleinen Rennställe an den Rand des Ruins oder in die Zahlungsunfähigkeit getrieben. Manor und Caterham gingen pleite, Sauber wurde erst in letzter Sekunde gerettet.

Formel-1-Star Fernando Alonso ist in guter Gesellschaft, wenn er festhält: «Ich sehne mich nach den V10-Motoren. Die Formel 1 hat heute einen Sound, den sie nicht verdient.»

Ross Brawn, früher Technikchef von Ferrari und Mercedes-Benz, kümmert sich für Formel-1-Grossaktionär Liberty Media um die Entwicklung des GP-Sports, was Rennformate und Technik angeht. Der Engländer dachte laut nach: «Was in der Formel 1 in den vergangenen Jahren versucht wurde – mehr Serienrelevanz zu erreichen. Aber wir stecken mitten in einer Revolution, und in zehn Jahren werden die Serienfahrzeug wieder ganz anders sein. Können wir technische Hochgradigkeit behalten, es aber wagen, uns wieder von der Serie weg zu bewegen? Falls nicht, wäre das logische Ende ein Elektroantrieb. Aber diese Nische wird bereits von der Formel E abgedeckt. Formel 1 hingegen, das ist für mich nicht nur High-Tech, sondern auch ein Zirkus, im positivsten Sinne des Wortes. Wir müssen uns wirklich in Ruhe überlegen, wie wir den bewahren.»

«Möglicherweise ist es an der Zeit, sich zu sagen – gut, wir hatten nun diese technischen Zauberwerke, aber ist das wirklich das Ideale für die Formel 1? Wir müssen uns mit allen Parteien zusammensetzen, mit den Motorherstellern, den Teams, den kommerziellen Leitern des Sports, wir müssen definieren, was wir über 2020 hinaus möchten. Vielleicht den Motor von heute als Basis, aber weniger komplex und kostengünstiger, denn die heutigen Motoren sind zu teuer.»

«Wir haben dank der Hybridmotoren die Autowerke wieder begeistern können, nun aber ist es an der Zeit, die Zukunft ins Visier zu nehmen. Denn um einen Motor auf die Reihe zu bekommen, brauchen wir zwei Jahre Vorlaufzeit. Bis Ende 2017 müssen wir also wissen, mit welchen Aggregaten wir ab 2020 fahren.»

Im Rahmen einer Telefonkonferenz der Deutschen Bank für Investoren hat Greg Maffei – Geschäftsleiter der Formel-1-Grossaktionäre Liberty Media – ebenfalls über Motoren gesprochen. Der US-Amerikaner meinte: «Es gibt bei den Triebwerken einiges zu tun, das gilt auch für den verstellbaren Heckflügel oder für die Geldverteilung an die Rennställe.»

Liberty Media will mehr auf die Fans hören, und der mangelnde Krawall der Formel-1-Motoren ist ein anhaltendes, leidenschaftlich diskutiertes Thema unter den GP-Anhängern.

Maffei sagt zudem über den Kernmarkt Europa der Formel 1: «Es gehört zum Sport, dass Rennen verschwinden und neue kommen. Aber es ist besonders negativ, wenn ein Grand Prix aus dem Kreis der traditionellen, europäischen WM-Läufen wegfällt. Wir haben bereits einen Prozess begonnen, diese Rennen zurückzubringen.»

Maffei spricht vom Frankreich-GP, der 2018 erstmals seit 2008 wieder ausgetragen wird. Und der Spitzenmanager meint: «Wir sollen die Qualitäten der besten Rennen wie Mexiko oder Singapur auf die traditionellen Rennen übertragen.»

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