Nach VW: Verbotene Motor-Software auch bei Renault?

Von Rob La Salle
​Der VW-Konzern hat am Skandal um manipulierte Abgasgrenzwerte zu beissen: Milliardenschaden, Aufgabe der Langstrecken-WM mit Audi und der Rallye-WM mit VW. Droht Renault jetzt Ähnliches?

Die Dieselaffäre um Volkswagen hat dem deutschen Konzern schweren Schaden zugefügt: VW hatte über Jahre Dieselfahrzeuge so manipuliert, dass sie lediglich auf den Prüfständen die Abgasgrenzwerte einhielten, auf der Strasse jedoch mehr Schadstoffe ausstiessen. Das flog im Herbst 2015 auf, der Konzern gab die Verfehlungen zu. Konzernchef Martin Winterkorn musste gehen, Ermittlungen der Staatsanwaltschaft wegen Marktmanipulation laufen gegen den früheren Spitzenmanager. Weltweit sind rund elf Millionen Autos betroffen. In den USA kam es zwischen VW und den Behörden zu einem Vergleich: Als Entschädigung und Wiedergutmachung muss VW 13 Milliarden Euro bezahlen. Der Schaden in Sachen Image ist kaum auszurechnen.

Volkswagen verabschiedete sich 2016 von zwei grossen Rennbühnen: Im Oktober wurde bekannt, dass Audi sein erfolgreiches Engagement in der Langstrecken-WM (13 Siege in Le Mans) beendet. Im November wurde der Rücktritt von VW aus der Rallye-WM offiziell, nach drei Titeln in Serie (2013, 2014, 2015). Das Engagement in der DTM steht bei Audi auf dem Prüfstand.

Nun berichtet «Spiegel online», dass in Frankreich eine Behörde schwere Anschuldigungen gegen Renault erhoben habe: Nicht nur Volkswagen soll mit einer Motor-Software betrogen haben, sondern auch Renault.

Die Vorwürfe kommen von der französischen Antibetrugsbehörde DGCCRF (Direction générale de la concurrence, de la consommation et de la répression des fraudes). Auch im Falle von Renault soll es sich um eine illegale Software handeln, welche die Arbeitsweise beim offiziellen Abgastest verändert, so dass der Stickoxid-Ausstoss verringert wird. Die DGCCRF war aufgrund der VW-Affäre in Frankreich aktiv geworden. Die Tageszeitung «Libération» zitiert aus einem 39seitigen Dossier.

Falls sich die Vorwürfe erhärten, wären bis zu 900.000 Fahrzeuge betroffen, vorwiegend Modelle der Typen Clio und Captur.

Renault-Konzernchef Carlos Ghosn (63) dementiert jedes Fehlverhalten. «Es gibt keinen Betrug», hat der in Brasilien geborene Spitzenmanager erklärt. In Frankreich wird unter Berufung auf Justizkreise berichtet, dass die Antibetrugsbehörde Ghosn unterstelle, von den mutmasslichen Schummeleien beim Schadstoffausstoss gewusst zu haben. Es gilt die Unschuldsvermutung. Ghosn leitet Renault seit 2005.

Sollten sich die Vorwürfe als stichhaltig erweisen, könnte Renault eine Strafe von bis zu 3,5 Milliarden Euro drohen (zehn Prozent des Firmenumsatzes). Renault gehört zu 20 Prozent dem Staat. Wie sich eine solche Strafe auf das Motorsport-Engagement von Renault auswirkt, allen Serien voran auf die Formel 1, ist derzeit völlig ungewiss.

Die Affäre könnte sich sogar noch ausweiten: Renault entwickelt und produziert mit seinen Allianzpartnern Nissan und Daimler gemeinsam Triebwerke und verkauft Aggregate auch an Fiat oder Opel.

Nissan teilte auf Anfrage des Spiegels mit, sie hielten «Gesetze und Vorschriften in jedem Markt ein, auf dem Nissan tätig ist». Ein Sprecher von Dailmer liess wissen: «Das Kraftfahrt-Bundesamt hat uns jüngst darüber informiert, dass die betroffenen Fahrzeuge die Grenzwerte einhalten. Wir haben keine Anhaltspunkte dafür, dass die aktuellen Ermittlungen gegen Renault Auswirkungen auf die Daimler AG haben werden.»

Die DGCCRF hat auch gegen den Peugeot-Citroën-Konzern PSA (Peugeot Société Anonyme) ermittelt, dieses Dossier ist im Februar der Justiz überreicht worden.

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