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Felipe Massa: «Vettel patzte 2018 öfter als Ferrari»

Von Mathias Brunner
Felipe Massa (Mitte) mit Sebastian Vettel 2016 in Monaco

Felipe Massa (Mitte) mit Sebastian Vettel 2016 in Monaco

​Der langjährige Ferrari-Fahrer Felipe Massa (37) geht im brasilianischen Fernsehen mit Sebastian Vettel hart ins Gericht. Massa sagt: «Sebastian patzte in der Saison 2018 öfter als Ferrari.»

Für den elffachen Grand-Prix-Sieger Felipe Massa steht fest: Ferrari hatte 2018 die Möglichkeit, den ersten Fahrer-WM-Titel seit 2007 und Kimi Räikkönen zu erobern, aber Sebastian Vettel hat diese Chance leichtfertig vertan. In der Sendung «Bem, Amigos!», einer Gesprächsrunde von SporTV aus dem Globo-Konzern, meint der langjährige Ferrari-Fahrer Massa: «Vettel und Ferrari haben eine Chance verpasst, aber Sebastian trifft dafür eine grössere Schuld als Ferrari. Besonders schmerzvoll war dabei Deutschland, wo Vettel hätte gewinnen können, stattdessen warf er 25 Punkte weg.»

Massa, im dramatischen Finale von Interlagos 2008 gegen Lewis Hamilton knapp am WM-Titel vorbeigeschrammt, stellt fest: «Ich habe auch Fehler im Qualifying gesehen, falsche Strategien, die völlig unnötige Berührung mit Bottas in Frankreich. Vettel hat öfter gepatzt als Ferrari.»

«Lewis Hamilton ist vollauf verdient zum fünften Mal Weltmeister geworden. Er hat am meisten Pole-Positions herausgefahren von allen GP-Piloten, und der Rekord für die meisten Siege von Michael Schumacher ist erreichbar. Er ist erst 33 Jahre alt, und für mich ist er der logische Favorit auch für die kommende Saison. Wenn er so weitermacht, kann er alle Rekorde brechen.»

So verschleuderte Vettel Chancen

Schauen wir uns mal im Einzelnen an, was Massa gemeint hat. In Aserbaidschan führte Vettel in der Anfangsphase, dann wurde das Rennen durch eine Safety-Car-Phase durcheinandergebracht, wegen der Kollision zwischen den beiden Red Bull Racing-Piloten Daniel Ricciardo und Max Verstappen. Vettel hatte da schon frische Reifen geholt, Bottas noch nicht. Nach dem Neustart warf sich der Ferrari-Star mutig auf Bottas, doch mit kalten Reifen rutschte Vettel geradeaus. Valtteri Bottas büsste später einen sicher scheinenden Sieg wegen eines Reifenschadens ein. Lewis Hamilton gewann, Vettel wurde Vierter, das heisst 25:12 für Hamilton. Im besten Falle aber hätte Vettel gewonnen und Hamilton wäre Zweiter geworden.

In Frankreich legte sich Vettel kurz nach dem Start mit Bottas an. Sebastian wurde zu einer Aufholjagd gezwungen, obendrein gab es eine Fünfsekundenstrafe. Nach dem Rennen gab er zu, dass gegen die Mercedes wohl nichts auszurichten gewesen wäre. Real siegte Hamilton vor Bottas, Vettel wurde Fünfter, das heisst zwischen Hamilton in diesem Rennen ging es 25:10 aus. Wenn wir annehmen, dass Hamilton auch ohne Vettels Patzer gegen Bottas gewonnen hätte, wäre Sebastian realistisch wohl Dritter geworden. In Le Castellet hat er also zehn Punkte liegenlassen.

Hockenheim schmerzt am meisten. Ein Aufschrei ging durch die Menge: Sebastian Vettel, Ferrari-Star, WM-Leader, Hockenheim-Lokalheld, hatte eben sein Auto in der Sachskurve in die Pistenbegrenzung gesetzt. Nicht hart, aber hart genug. Wir haben während des Rennens den Funk des Heppenheimers verfolgt. Vettel hämmerte aufs Lenkrad und schimpfte: «Oh, Scheisse, oh-nee, so ’ne Kacke!» Der Ärger ist verständlich. Vettel hat nicht nur den so sehr erhofften ersten Formel-1-Sieg in Hockenheim weggeschmissen, aus einem Acht-Punkte-Vorsprung gegen Hamilton nach dem Sieg in Silverstone ist auch ein 17-Punkte-Rückstand geworden. Schlimmer hätte es nicht kommen können. Dann würgte Vettel noch ins Mikro: «Sorry, guys», bevor seine Stimme in einem Schluchzer endete und er wie ein geprügelter Hund davontrottete.

Hamilton liess sich nicht zwei Mal bitten und gewann, 25:0 gegen Vettel. Andersrum hätte es 25:18 gegen Hamilton geheissen.

In Italien wäre das zwischen Vettel und Hamilton eine ganz enge Kiste geworden: In einer idealen Welt hätte sich Kimi Räikkönen so positioniert, dass Vettel in Führung gezogen wäre. Gehen wir davon aus, dass die Ferrari-Fahrer mit einer Doppelführung ihren Reifen nicht so viel hätten zumuten müssen wie im wahren Rennverlauf, wäre ein Doppelsieg drin gewesen, Hamilton wäre dann bestenfalls Dritter geworden. Real hiess es am Ende zwischen Sieger Hamilton und dem erneut zu einer Aufholjagd gezwungenen, viertplatzierten Vettel 25:12. Durch die Ferrari-rote Brille hätte es 15:25 gegen Hamilton enden können.

In Japan (gegen Verstappen) und Texas (gegen Ricciardo) folgten Abziehbilder der Hamilton-Kollision: Berührung, Vettel dreht sich weg. Zu diesem Zeitpunkt war der WM-Gewinn schon in weite Ferne gerückt. Statt das Klassement überlegen anzuführen, musste Vettel in Mexiko mitansehen, wie sein britischer Rivale den fünften Titel sicherstellte.

Aber es ist Sebastian Vettel selber, der in den letzten Jahren immer wieder betont hat: «Mit Hätte, Wenn und Aber gewinnst du keine Rennen und Titel.»

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