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Ferrari 2021 bei jedem Grand Prix auf dem Podest

Von Mathias Brunner
​Ferrari wird in der GP-Saison 2021 nach jedem WM-Lauf auf dem Podest zu sehen sein: Die Formel 1 hat mit dem italienischen Schaumwein-Hersteller Ferrari Trento ein Abkommen abgeschlossen.

Ferrari nach jedem Grand Prix auf dem Siegerpodest, davon träumt jeder Tifoso. Das wird 2021 tatsächlich passieren, aber nicht ganz so, wie sich das die Ferrari-Fans vorgestellt haben. In der Formel 1 wird nämlich 2021 kein Champagner mehr verspritzt, sondern Spumante, also italienischer Sekt: Formel-1-CEO Stefano Domenicali hat mit Matteo Lunelli ein entsprechendes Abkommen besiegelt, dem Geschäftsleiter des Schaumweinherstellers Ferrari Trento.

Für Ferrari Trento ist es eine Rückkehr in die Formel 1: Denn das 1902 gegründete Unternehmen lieferte für den Italien-GP in Imola 1980 Sieger-Spumante. Beim WM-Auftakt in Bahrain wird übrigens weder Champagner noch Spumante verspritzt – auf Wunsch der Gastgeber befindet sich dort in den Flaschen jeweils Rosenwasser, so wie auch in Abu Dhabi.

Es gehört nicht nur zur Tradition der Formel 1: Der Sieger gönnt den Menschen auf und unter dem Podest eine tüchtige Champagner-Dusche. Aber wieso eigentlich? Was hat der edle Saft auf dem Siegerpodest eines Autorennens verloren und warum wird mehr davon verspritzt als getrunken?

Die Spur führt in die Steinzeit der Automobile, als sich Herrenfahrer mit ihren fliegenden Kisten Duelle auf Leben und Tod lieferten. Das klingt jetzt ziemlich klebrig von Pathos, aber Fakt ist: Die Autos nach der Jahrhundertwende waren nicht besonders standfest, Sicherheit war so gut wie inexistent – wer von der Bahn geriet, musste mit dem Schlimmsten rechnen.

Rennsport konnte sich damals nur leisten, wer tüchtig Geld hatte oder das Privileg, von einem Werk angestellt zu werden. Klar gönnten sich die Piloten, nicht selten blauen Blutes, nach ihrer Mutprobe gerne ein Gläschen.

Zeitsprung ins Jahr 1936. Gemäss Informationen des Hauses Moët & Chandon wollten die Veranstalter des Vanderbilt Cup von 1936 auf Long Island dem Sieger nicht nur eine übergrosse Trophäe überreichen, sondern auch eine richtig fette Flasche Champagner. Also entschlossen sich die New Yorker zu einer Salmanazar von Moët & Chandon, das ist eine Neun-Liter-Pulle, was ergo einem Dutzend normaler Champagnerflaschen entspricht.

Ausgerechnet der kleine Tazio Nuvolari war am Ende wieder mal der Grösste, was neben der Siegertrophäe besonders ulkig aussah. Wie der fliegende Teufel aus Mantua die Moët & Chandon ansetzt, das gilt als erstes Siegerbild eines Grand-Prix-Piloten mit Champagnerflasche.

Amerikaner waren auch mitschuldig daran, wie es zur Champagner-Spritzerei gekommen ist. 1966 zahlte sich der Millionenaufwand von Ford beim 24-Stunden-Rennen von Le Mans endlich aus – Dreifachsieg für die GT40 Mark II von Bruce McLaren/Chris Amon, Ken Miles/Denny Hulme und Ronnie Buchnum/Dick Hutcherson. Eine Stunde vor dem Fallen der Zielflagge bat Henry Ford II den Franzosen Fred Chandon, bitteschön einen Champagner für die Siegerzeremonie bereit zu stellen. Chandon kannte solche Wünsche, immerhin war seine Firma offizieller Lieferant beim Grossen Preis von Frankreich in Reims, wo Juan Manuel Fangio als erster Sieger der neuen Formel 1 1950 erstmals einen Champagner überreicht bekommen hatte.

Chandon versprach also Ford, sich um ein Fläschchen zu kümmern. «Von wegen Fläschchen!» polterte der Autokonzern-Chef. «Da müssen Sie schon eine Jeroboam bringen!» Also eine Dreiliter-Flasche. Chandon organisierte einige Flaschen, aber was dann geschah, das war nicht geplant.

Aufs Siegerpodest traten damals auch die beiden Porsche-Fahrer Jo Siffert und Colin Davis. Die beiden hatten mit ihrem Porsche 906 die Zweiliterklasse gewonnen und die so genannte Indexwertung, für herausragende Kombination aus Hubraum, Leistung und Effizienz. Und während die Siegerhymnen gespielt wurden, hatte die Flasche von Siffert genug davon, in dieser Hitze herumzustehen, zumal ohne angemessene Beachtung. Sie entledigte sich mit einem tüchtigen Knall ihres Korkens und erzeugte eine stattliche Dusche für die Umstehenden. Jo Siffert fand das zum Schreien und packte die noch schäumenden Flasche, bevor er sich gesittet, also aus einem Glas, einen Schluck gönnte.

Ein Jahr später, 1967, griff der siegreiche US-Amerikaner Dan Gurney auf, was er im Vorjahr gesehen hatte. Er wartete gar nicht erst darauf, dass sich eine Flasche selbständig machte, sondern schüttelte sich gleich selber und wurde so zum Vorbild aller Champagner-versprühenden Rennfahrer, sein Gefährte A.J. Foyt wollte da nicht zurückstehen. Erstes Opfer der Amerikaner – Jo Siffert, der erneut die Index-Wertung gewonnen hatte (dieses Mal im Porsche 907, an der Seite von Hans Herrmann). Der Schweizer sprühte postwendend zurück, ein herrliches Chaos.

Moët & Chandon wurde 1966 offizieller Champagner der Formel 1 und blieb es bis Ende 2000. Dann legte sich die F1-Führung mit der Marke Mumm ins Bett, das dauerte bis Ende 2015. 2016/2017 gab es auf dem Siegerpodest Schaumwein von Chandon (keinen echten Champagner, weil der Wein nicht aus der Gebiet der Champagne stammte), Mitte 2017 wurde mit der Edelmarke Carbon ein neuer Champagner-Partner gefunden, das Abkommen dauerte bis Ende 2020, bevor nun Ferrari Trento übernimmt.

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