Hüpfende Autos: Ross Brawn wundert sich über Teams
Das grösste Problem der Rennställe beim ersten Formel-1-Wintertest auf dem Circuit de Barcelona-Catalunya: das Aufsetzen des Autos unter aerodynamischer Volllast, das so genannte «porpoising». Bei Haas und Alfa Romeo ging das Problem so weit, dass es zu Beschädigungen des Fahrzeugsbodens kam.
McLaren-Technikchef James Key sagte dazu in einer Videokonferenz: «Das ist eine Auswirkung der modernen Flügelautos, die überaus sensibel auf Veränderungen des Bodenabstands reagieren. Durch die Instabilität etwa einer Bodenwelle reisst die Saugnapfwirkung ab, das Auto geht hoch und dann baut sich der Abtrieb von neuem auf, der Wagen senkt sich wieder. Das wiederholt sich in sehr schneller Folge. Dieser Effekt ist eine Kombination verschiedener Faktoren. Es geht um Feinheiten der mechanischen Abstimmung und der Aerodynamik, und da muss man den Hebel ansetzen.»
Ferrari hat in Katalonien gezeigt, wie das geht. Teamchef Mattia Binotto: «Das war zunächst auch bei uns ein Problem, aber schon am Donnerstag und dann am Freitag konnten wir die Abstimmung so verändern, dass wir diesem Phänomen erfolgreich entgegenwirken konnten.»
Im Rahmen der Präsentation der 2022er Team-Farben von Alfa Romeo hat auch Alfa-Technikchef Jan Monchaux dazu Stellung genommen. Der Franzose, seit Juli 2019 technischer Leiter von Alfa in Hinwil, sagt: «Wir haben das ganz ehrlich nicht kommen sehen. Weder Flussdynamikberechnungen noch die Arbeit im Windkanal gaben einen Hinweis darauf, was auf der Teststrecke passieren würde. Wir waren baff. Und ich glaube, das erging allen so.»
Das kann Formel-1-Sportchef Ross Brawn nicht ganz verstehen. Der frühere Technik- und Teamchef von Benetton, Ferrari, Honda, BrawnGP und Mercedes sagt bei F1TV: «Ich bin ein wenig überrascht, dass hier einige Teams offenbar auf dem falschen Fuss erwischt wurden. Ich hätte mir eigentlich gedacht, dass sie aufgrund der Arbeit im Windkanal darauf vorbereitet sein würden.»
«Auf der anderen Seite haben wir in Spanien gesehen, dass die Techniker fähig sind, sehr schnell auf solch ein Phänomen zu reagieren. Letztlich werden sie wohl etwas Leistungsfähigkeit des Autos opfern müssen, um den Effekt von Porpoising zu minimieren.»
Mercedes-Fahrer George Russell sprach sogar von einem Sicherheitsrisiko. Ross Brawn bleibt gelassen: «Wenn das wirklich zum Problem werden sollte, dann können wir mit Änderungen an der Unterseite reagieren, um die Autos weniger sensibel auf diesen Effekt zu gestalten.»
Barcelona-Test
1. Lewis Hamilton (GB), Mercedes W13, 1:19,138 min (Pirelli-Reifenmischung C5)
2. George Russell (GB), Mercedes W13, 1:19,233 min (C5)
3. Sergio Pérez (MEX), Red Bull Racing RB18-Red Bull, 1:19,556 min (C4)
4. Lando Norris (GB), McLaren MCL36-Mercedes, 1:19,568 (C4)
5. Charles Leclerc (MC), Ferrari F1-75, 1:19,689 (C3)
6. Max Verstappen (NL), Red Bull Racing RB18-Red Bull, 1:19,756 min (C3)
7. Sebastian Vettel (D), Aston Martin AMR22-Mercedes, 1:19,824 (C5)
8. Pierre Gasly (F), AlphaTauri AT03-Red Bull, 1:19,918 (C4)
9. Carlos Sainz (E), Ferrari F1-75, 1:20,072 (C3)
10. Daniel Ricciardo (AUS), McLaren MCL36-Mercedes, 1:20,288 (C4)
11. Alex Albon (T), Williams FW44-Mercedes, 1:20,318 (C4)
12. Nicholas Latifi (CDN), Williams FW44-Mercedes, 1:20,699 (C4)
13. Fernando Alonso (E), Alpine A522-Renault, 1:21,242 (C3)
14. Nikita Mazepin (RUS), Haas VF-22-Ferrari, 1:21,512 (C3)
15. Yuki Tsunoda (J), AlphaTauri AT03-Red Bull, 1:21,638 (C3)
16. Guanyu Zhou (RCH), Alfa Romeo C42-Ferrari, 1:21,885 (C3)
17. Lance Stroll (CDN), Aston Martin AMR22-Mercedes, 1:21,920 (C3)
18. Mick Schumacher (D), Haas VF-22-Ferrari, 1:21,949 (C3)
19. Esteban Ocon (F), Alpine A522-Renault, 1:22,164 (C3)
20. Valtteri Bottas (FIN), Alfa Romeo C42-Ferrari, 1:22,288 (C3)
21. Robert Kubica (PL), Alfa Romeo C42-Ferrari, 1:24,909 (C3)
Reifenmischungen: C5 (extraweich), C4 (weich), C3 (mittelhart)
Wintertestfahrten
10.–12. März: Sakhir, Bahrain
Geplante Formel-1-WM 2022
20. März: Sakhir, Bahrain
27. März: Dschidda, Saudi-Arabien
10. April: Melbourne, Australien
24. April: Imola, Italien
8. Mai: Miami, USA
22. Mai: Barcelona, Spanien
29. Mai: Monte Carlo, Monaco
12. Juni: Baku, Aserbaidschan
19. Juni: Montreal, Kanada
3. Juli: Silverstone, Grossbritannien
10. Juli: Spielberg, Österreich
24. Juli: Le Castellet, Frankreich
31. Juli: Budapest, Ungarn
28. August: Spa-Francorchamps, Belgien
04. September: Zandvoort, Niederlande
11. September: Monza, Italien
2. Oktober: Singapur
9. Oktober: Suzuka, Japan
23. Oktober: Austin, USA
30. Oktober: Mexiko-Stadt, Mexiko
13. November: São Paulo, Brasilien
20. November: Yas Marina, Abu Dhabi