Neues Rätsel Racing-Raritäten: Viel Nationalstolz

Von Mathias Brunner
In der jüngsten Folge unseres Rätsels «Racing-Raritäten» zeigen wir ein Fahrer, der viel Nationalstolz beweist. Wer ist hier zu sehen? Wann und wo ist das Foto entstanden? Machen auch Sie mit!

Meist aus dem Archiv unserer Partner der britischen Foto-Agentur LAT stellen wir jede Woche ein kleines Stück Motorsporthistorie vor. Das Vorgehen ist kinderleicht – sagen Sie uns, wer zu erkennen ist, wo und wann das Bild entstand (Beispiel: Jo Siffert, Monza, 1970) und gewinnen Sie mit etwas Glück einen kleinen Preis. Bitte Namen, Adresse, Geburtsjahr und Telefonnummer nicht vergessen. Schicken Sie Ihre Lösung an: mathias.brunner@speedweek.com. Einsendeschluss ist jeweils Sonntag der laufenden Woche, 24.00 Uhr.

Die Auflösung vom letzten Mal: Der Neuseeländer Bruce McLaren beim ersten Formel-1-GP-Einsatz in seinem eigenen Auto, dem McLaren M2B-Ford in Monte Carlo 1966, er schied wegen eines Öllecks aus.

Der Neuseeländer sah das Leben als Herausforderung. Und er war bereit, dafür den höchsten Preis zu bezahlen. «Etwas gut zu machen, ist so erstrebenswert, dass es nicht töricht sein kann zu sterben, wenn man sich verbessern will. Es ist eine Vergeudung des Lebens, nichts aus seinen Fähigkeiten zu machen. Denn ich bin der Überzeugung: Das Leben sollte nicht in Jahren bemessen werden, sondern in Errungenschaften.»

Bruce McLaren sprach diese Worte bei der Beisetzung seines Freundes, des Rennfahrers Tim Mayer (dem Bruder des späteren McLaren-Teamchefs Teddy Mayer). Im Juni 1970 hätten die Worte bei den Trauerfeierlichkeiten von Bruce McLaren selber nicht passender sein können.

«Team Bruce McLaren Motor Racing» entstand aus dem Wunsch, für die Winter-Meisterschaft «Tasman Series» einen Formel-1-Renner umzubauen. Charles Cooper, für dessen Rennstall der damals 26-jährige Bruce in der Königsklasse antrat, war der Ansicht, dass ein GP-Auto aus dem eigenen Hause diese Aufgabe ohne grössere Umbauten meistern würde. Seine Sturheit zwang Bruce zum Alleingang und setzte somit den Grundstein einer unvergleichlichen Erfolgsgeschichte.

Aus historischer Perspektive war dies der entscheidende Auslöser, der auch die spätere Überlegenheit von McLaren begründet. Für Bruce war nur das Beste gut genug, keine Kompromisse, und seine Nachfolger übernahmen diese Haltung, allen voran Ron Dennis.

Der Aufwand von McLaren zahlte sich aus, der Neuseeländer gewann die Tasman Series 1964. Mit dem Erfolg kam der Wunsch nach einem Aufstieg in die Formel 1, und als dort 1966 ein neues Motoren-Reglement eingeführt wurde, stieg McLaren ein.

Zu Beginn nutzten die Rennställe so ziemlich jeden Antriebsstrang, der auf dem Markt war. McLaren setzte 1966 auf einen Zweiliter-BRM-V8-Motor und den italienischen Serenissima-V8, weil der eigentlich geplante Ford-V8 ungeeignet war, und 1967 auf den BRM-V12, bevor sich der DFV-V8 von Cosworth durchsetzte.

Ab 1968 kamen die ersten Grand-Prix-Erfolge: Sieg beim Grossen Preis von Belgien in Spa-Francorchamps, wobei McLaren nicht mal klar war, dass er gewonnen hatte, eine unfassbare Geschichte.

Lange konnte Bruce McLaren die Erfolge seines Rennstalls nicht geniessen: Am 2. Juni 1970 kam er bei einem CanAm-Test in Goodwood ums Leben, nachdem sich die Heckverkleidung des Rennwagens gelöst hatte.

McLarens Tod war eine Tragödie, welche die Rennsport-Welt weit über die Grenzen der Formel 1 hinaus erschütterte, so gross war Bruces Ansehen in der internationalen Szene. Dass sowohl das Formel-1- als auch das CanAm-Projekt nahtlos weitergeführt werden konnten, zeigt, wie weitsichtig Bruce die Geschicke seines Teams geplant hatte. Auch das IndyCar-Projekt wurde fortgesetzt.

McLarens Wegbegleiter Tyler Alexander sagte der Belegschaft nach der Hiobsbotschaft aus Goodwood, sie können am folgenden Tag zuhause bleiben. Aber alle erschienen zur Arbeit. Weil Bruce McLaren nichts Anderes getan hätte.

Auch in der Formel 1 ging die Erfolgsgeschichte weiter: 1973 trat McLaren mit dem von Gordon Coppuck entworfenen M23 an. Emerson Fittipaldi und James Hunt holten mit einem der erfolgreichsten Formel-1-Rennwagen 1974 und 1976 die ersten beiden WM-Titel für McLaren.

Ende der 1970er-Jahre folgte dann die zweite Krise, die Erfolge wurden spärlicher und die Sponsoren nervös. Schliesslich vermittelte Titelsponsor Marlboro zwischen McLaren und Ron Dennis, der erfolgreich in verschiedenen Nachwuchsformeln unterwegs gewesen war.

Der erste Sieg des neu organisierten Unternehmens, das nun unter dem Namen «McLaren International» auftrat, feierte McLaren 1981 beim Grossbritannien-GP in Silverstone. Später durfte das neue Bündnis mit Niki Lauda (1984), Alain Prost (1985, 1986 und 1989), Ayrton Senna (1988, 1990 und 1991), Mika Häkkinen (1998 und 1999) und zuletzt 2008 mit Lewis Hamilton den Fahrer-Weltmeistertitel feiern.

Aber danach wurde es erneut schwieriger für McLaren: Die vergangene Dekade wurde von Red Bull Racing und Mercedes-Benz dominiert, die Traditionsrennställe Ferrari, McLaren und Williams blieben ohne Titel und jahrelang ohne Sieg. McLaren gewann den Grossen Preis von Brasilien 2012 mit Jenson Button, dann begann eine fast neun Jahre lange Durststrecke, die erst von Daniel Ricciardo in Monza 2021 beendet wurde.

Der Neuseeländer würde staunen, was aus seinem McLaren geworden ist: Die Gruppe beschäftigte vor der Corona-Krise rund 4000 Fachkräfte in den drei Bereichen Sportwagenbau (McLaren Automotive), Formel-1-Rennstall (McLaren Racing) und technische Sonderaufgaben (McLaren Applied).

Als Bruce McLaren das Formel-1-Abenteuer begann, bestand seine Mannschaft aus dem Teamgründer, Tyler Alexander, Wally Willmott und Howden Ganley. Das war alles.

McLaren engagiert sich im IndyCar-Sport und in der Extreme E, ein Engagement im Langstreckensport ist denkbar.

Auch diese Vielfalt wäre ganz nach dem Geschmack von Bruce McLaren.

Damit zur neuen Aufgabe: Wer trägt hier stolz das kanadische Ahornblatt?

Machen auch Sie mit! Schicken Sie Ihre Lösung an: mathias.brunner@speedweek.com. Einsendeschluss ist jeweils Sonntag der laufenden Woche, 24.00 Uhr.

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