Ein Hoffnungsschimmer bei der KTM AG

Nico Hülkenberg: «Der Körper ist unser Sensor»

Von Vanessa Georgoulas
Nico Hülkenberg: «Es geht darum, den Grip zu spüren und zu fühlen, was das Auto in der Bremszone macht»

Nico Hülkenberg: «Es geht darum, den Grip zu spüren und zu fühlen, was das Auto in der Bremszone macht»

Worauf achten Formel-1-Piloten, wenn sie im Eiltempo auf der Rennstrecke unterwegs sind? Force India-Pilot Nico Hülkenberg demonstriert die schnelle Reaktionszeit der GP-Stars.

Die Formel-1-Stars müssen im Cockpit nicht nur ihre Kraft unter Beweis stellen. Auch die Reaktionsgeschwindigkeit entscheidet in der Königsklasse über Sein oder Nichtsein. Und wie schnell die GP-Stars auf eine Situation reagieren können, demonstrierte unlängst Nico Hülkenberg. Der Force India-Pilot wurde vom TV-Sender Sender Sky Sports F1 mit dem neuesten Blickregistirerungsgerät ausgerüstet auf die Strecke geschickt.

Schon zu Beginn der schnellen Runde des Deutschen wird klar: Hülkenbergs Reaktionszeit ist deutlich kürzer als der Durchschnitt. Und die Auswertung der Daten sorgt für eine weitere Überraschung: Der Blick des Formel-1-Profis ist sehr unruhig – bleibt aber nur selten am Display hängen. Stattdessen konzentriert er sich lange auf die Scheitelpunkte der Kurven.

Hülkenberg erzählt im Interview mit Boxengassen-Reporter Ted Kravitz denn auch: «Es gibt nichts Bestimmtes, das ich anvisiere. Das Ganze passiert eher natürlich, instinktiv. Auf einer schnellen Runde schaust du von Kurven-Scheitelpunkt zu Kurven-Scheitelpunkt und fährst natürlich vorausschauend.»

Auffallend schnell ist Hülkenbergs Blick in den Rückspiegel. Während ein ungeübtes Laien-Auge im öffentlichen Strassenverkehr mindestens eine halbe Sekunde dafür braucht, schafft es Hülkenberg, das Geschehen hinter ihm in nur einer Zehntelsekunde zu prüfen. Noch schneller reagiert der 29-Jährige bei der Startampel – etwas weniger als eine Zehntel braucht der Le Mans-Sieger von 2015, um loszufahren.

In der Leichtathletik wird alles, was unter einer Zehntel liegt, als Fehlstart gewertet. Allerdings lässt sich das nur mit Vorsicht vergleichen. Denn die Läufer müssen ein akustisches Signal verarbeiten, während Hülkenberg auf ein visuelles Signal reagiert.

«Es geht darum, den Grip zu spüren und zu fühlen, was das Auto in der Bremszone macht. Es geht um alle diese kleinen Anpassungen, die du vornimmst, ob es das Steuer oder das Bremspedal betrifft. Wir spüren alle diese Kleinigkeiten mit dem Körper, der unser Sensor ist. Er sagt uns, was wir zu tun haben. Und das ganze passiert innerhalb eines Bruchteils einer Sekunde. Das macht das Talent und Können aus, dieses Gefühl fürs Auto.»

Und Hülkenberg verrät: «Beim Rennstart fokussierst du dich natürlich auf vorne, du behälst aber auch das Geschehen um dich herum im Blick. Man muss sich schon umsehen und mitbekommen, ob da einer neben dir ist oder du einlenken kannst. Da geht viel ab, das man berücksichtigen muss und auf das man schnell reagieren muss. Auch für die Dimensionen des Autos hast du ein Gefühl, so weisst du im Zweikampf, wie weit du gehen kannst, ohne dass es kracht, auch wenn du deinen Frontflügel nicht siehst.»

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