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Rüdiger Merdes: «Der DMSB ist für mich erledigt»

Von Esther Babel
Mit sofortiger Wirkung wurde Sportkommissar Rüdiger Merdes aus der IDM gefeuert. Auch die technische Mannschaft um Emil Braun steht auf der DMSB-Abschussliste.

Am vergangenen Freitag erhielt Sportkommissar Rüdiger Merdes ein Schreiben aus der Frankfurter DMSB-Chefetage, worin ihm durch DMSB Generalsekretär Christian Schacht der Ausschluss aus der laufenden IDM mitgeteilt wurde. Seit Beginn der umformierten IDM im Jahr 2000 war Rüdiger Merdes bei 104 von 109 Veranstaltungen dabei, zu einer sicheren Bank in Sachen Reglement geworden und dessen Person von allen Teilnehmern hoch geschätzt wurde.

Dass das Herz des DMSB mehr für vier als für zwei Räder schlägt, ist nicht neu. Und ein Funktionär, der sich über das nötige Mass hinaus für eine Zweiradserie einsetzt, und das eher laut als leise, wird nicht gerne gesehen. Nun erhielt Merdes die Quittung.

Auch wenn die IDM durch die Firma MotorEvents gemanagt wird, liegt die sportliche Hoheit noch immer beim DMSB. Das letzte Wort liegt also beim Verband. Das Verhältnis zwischen DMSB und dem FIM Sportkommissar Rüdiger Merdes begann schon im Jahr 2012 ausser Kontrolle zu geraten.

Damals wurde Rennarzt Detlef Reimers aufgefordert, seine Sache zu packen und aus der IDM auszuscheiden. Ein Umstand, gegen den sich Merdes heftig zur Wehr setzte. Auch gegen die Tatsache, dass bei den die IDM betreffenden Sitzungen immer mehr Auto-Leute des DMSB ungefragt Platz nahmen, stiess bei Merdes nicht auf Gegenliebe. «Dafür wurde ich damals vom Präsidiumsmitglied Wolfgang Glas beim Sachsenring-GP gerügt», erinnert sich Merdes. «Aber ich bin eben kein Abnicker. Stattdessen wurde mir immer wieder Illoyalität vorgeworfen.»

Eskalation am Lausitzring

Erstmals öffentlich wurde der Zwist im Jahr 2014. Während der gemeinsamen Veranstaltung von DTM und IDM auf dem Lausitzring konnten am Trainingssamstag die DTM-Piloten nicht auf die Strecke. Der Rettungshubschrauber konnte wegen schlechten Wetters nicht starten und ein startbereiter Hubschrauber ist für die DTM zwingend vorgeschrieben. Um die Fans nicht mit einem weiteren Pitwalk zu langweilen, wurde kurzfristig die Superpole der IDM Superbike und IDM Superstock angesetzt.

Die IDM-Teams zeigten sich flexibel und waren innerhalb von 30 Minuten starklar. In der Zwischenzeit hatte ein übereifriger Mitarbeiter seinem Dienstherrn vom DMSB hinterher telefoniert. DMSB-Generalsekretär Christian Schacht, damals in China unterwegs, hatte per Telefonanruf erfahren, dass die IDM-Piloten zur Freude der Fans fleissig ihre Runden abspulten und sich dagegen bei der Auto-Abteilung kein Rad drehte. Das konnte scheinbar nicht sein. Herr Schacht schickte aus China die Ansage an die Race-Direction «keine Superpole für die IDM Superbike». Der Anschiss für Rüdiger Merdes, der auf dem Lausitzring das Kommando hatte, folgte auf dem Fusse.

DMSB will neue Technische Abnahme

Seit diesem Jahr wurde das Verhältnis zwischen DMSB und den Leuten, die seit Jahren als Ehrenamtliche, übrigens gegen eine Pauschale von 25 Euro am Tag, die Arbeit an der Strecke verrichten, stets schlechter. Auch die Mannschaft um den technischen Kommissar Emil Braun geriet ins Visier des DMSB. Man wolle frisches Blut in der technischen Abnahme haben und schickte dafür DEKRA-Leute, die sich bis dahin mehr mit Autos als mit Motorrädern beschäftigt hatten.

Der nach der peinlichen Vorstellung des DMSB in Sachen IDM Moto3 2014 herbeigeeilte ADAC übernahm zwar die Initiative bei der IDM Moto3, doch statt mehr Fahrer an Land zu ziehen wurde lediglich die IDM-Technik durch DEKRA-Leute abgelöst. Verbunden mit der Aufforderung an Braun und Co, die neuen Leute doch bitte einzulernen. Es ist keine Überraschung, dass diese Art von Personalführung in die Hose ging.

IDM Krisengipfel mit Bedingungen

Am vergangenen Donnerstag fanden sich nun die Geschäftsführer von IDM-Promoter MotorEvents Josef Hofmann, Josef Meier und Bert Poensgen zu einem IDM-Krisengipfel beim DMSB und dessen Führungsgremium in Frankfurt ein. Denn ein Richtungswechsel bei der IDM muss her. Unter anderem hatte Rüdiger Merdes drei mögliche Konzepte für die Zukunft der IDM ausgearbeitet. Einen Job, den zumindest alle Aktiven der Serie Merdes auf der ganzen Linie zutrauen.

«Doch bevor mit den Verhandlungen überhaupt begonnen wurde», berichtet Merdes, «wurde von Christian Schacht die Forderung aufgestellt, nur in Verhandlungen einsteigen zu wollen, wenn Merdes, Reimers und Braun in Zukunft nicht mehr dabei sind. Ohne diese Zusage hätte es wohl gar kein Gespräch mit dem IDM-Promoter gegeben.»

Für Merdes endete schon damit quasi seine Tätigkeit in der IDM. Schriftlich mitgeteilt wurde ihm dies einen Tag nach dem Gespräch mit MotorEvents. «Nach dem Ausschluss von den Gesprächen hatte ich noch eine mail geschrieben», erklärt Merdes, «mit der Frage, wie das alles in Zukunft aussieht. Denn ich bin ja auch im Fachausschuss Strassensport und Sicherheit. Ausserdem habe ich den DMSB aufgefordert, die noch offenen Rechnungen bei mir zu begleichen.»

Irgendeine Art von persönlichem Gespräch hat es zwischen Merdes und dem DMSB offensichtlich nicht gegeben. Auch wurde die Kündigung nicht von einem weiteren Präsidiumsmitglied unterschrieben. «In einem vernünftig geführten Unternehmen gibt es bei so was ein Personalgespräch», meint der geschasste Merdes. Mit Hilfe von anderen Mitgliedern des Präsidiums oder des DMSB Exekutiv-Kommittees braucht Merdes nicht rechnen. Denn in der Regel hält sich dort die Zweirad-Affinität stark in Grenzen und der DMSB und seine Mitglieder sind eher dafür bekannt, Dinge auszusitzen statt auszudiskutieren.

«Dass beim DMSB Missmanagement betrieben wird, zeigt die Tatsache, dass ich vom Sachsenring GP ausgeladen wurde», erklärt Merdes. «Aber als Motorrad-Referent und FIM-Delegierter wurde ich wieder eingeladen. Da weiss doch die linke Hand nicht, was die rechte macht.» Merdes konnte das da schon egal sein. Er besitzt als FIM-Kommissar mit ausgezeichnetem Ruf ein All-Event-Ticket der DORNA. Auf Einladungen vom DMSB oder ADAC ist Merdes nicht angewiesen.

Der Stachel sitzt allerdings tief bei dem sonst nicht gerade als gefühlsduselig bekannten Rüdiger Merdes. «Ich bin frustriert», gibt er zu, «aber ich nehme es hin. Den Fahrern und Teams werde ich weiterhin beistehen. Aber der DMSB, der ist für mich erledigt.»

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