Ein Hoffnungsschimmer bei der KTM AG

Jörg Tebbe: Mit Ruhe und Geduld zum Deutschen Meister

Von Rudi Hagen
Jörg Tebbe (21) im DM-Finale vor Bernd Diener und Martin Smolinski

Jörg Tebbe (21) im DM-Finale vor Bernd Diener und Martin Smolinski

Jörg Tebbe ist wieder da. Der 39-jährige Emsländer aus Dohren gewann in Scheeßel zum zweiten Mal in seiner Karriere die Deutsche Langbahn-Meisterschaft.

Nachdem Jörg Tebbe jahrelang profimäßig auf den Bahnen im In- und Ausland unterwegs war, hatte er sich schon zu Beginn des Jahres 2017 dazu entschlossen, künftig den Beruf in den Vordergrund zu stellen. Grund dafür war die Familie, aber auch seine schwere Verletzung ein Jahr zuvor. Die Schultereckgelenkssprengung machte Tebbe mehr zu schaffen als anfangs gedacht.

Seitdem hat er Trainerscheine gemacht und will zumindest damit im Bahnsport weitermachen, so wie er jetzt schon im Nachwuchsbereich des MSC Dohren tätig ist. Aber Jörg Tebbe fuhr und fährt auch weiter Langbahnrennen.

Die WM-Qualifikation für den Challenge konnte Tebbe zwar in Marienbad noch gegen Bernd Diener gewinnen, in Bielefeld schied er dann allerdings aus. In den offenen Rennen blieb er eher unauffällig, aber als der Team-Chef der deutschen Langbahn-Nationalmannschaft, Josef Hukelmann aus Werlte, ihn fragte, ob er nicht als Kapitän bei der WM in Frankreich starten wolle, sagte er spontan zu.

Nachdem andere deutsche Top-Piloten aus verschiedenen Gründen beim Team-WM-Finale nicht mitfahren wollten oder konnten, erwies sich die Berufung von Jörg Tebbe als goldrichtig. In einem von den anderen Nationen wohl unterschätzten deutschen Team war der dreimalige Team-Weltmeister mit seiner ruhigen, besonnenen und ehrlich-freundlichen Art der zentrale Pol in der Mannschaft. Niemand hatte daran geglaubt, das Deutschland Dritter werden könnte.

Dass Jörg Tebbe in Scheeßel Deutscher Langbahnmeister werden könnte, daran hatte er vorher auch selbst nicht gedacht. «Ich habe eigentlich den ganzen Tag nicht daran geglaubt, dass ich hier heute gewinnen könnte», sagte Tebbe vor der Siegerehrung in Scheeßel zu SPEEDWEEK.com, «ich hatte mir nur vorgenommen die Starts zu gewinnen und dann zu sehen wie es läuft.«

Und es lief wie geschmiert. «Als ich den ersten Lauf gewonnen hatte, immerhin konnte ich Bernd Diener hinter mir lassen, dachte ich mir, ok, mal sehen, wie es im zweiten läuft. Da war ich wieder vorne und dann konnte ich im dritten Lauf auch Appleton hinter mir lassen, der hat zwar nicht zur DM gezählt, aber die Laufpunkte hätten gefehlt. Urplötzlich war ich im Semifinale, was ich auch gewinnen konnte und dann gab es dafür auch noch fünf anstatt vorher vier Punkte für den Laufsieg.»

Im Finale gewann Jörg Tebbe wiederum den Start. Der punktgleiche Martin Smolinski geriet hier ins Hintertreffen, kassierte in Kurve 1 und auch in der letzten Runde volle Packungen Sand auf die Brille und konnte trotz aller Bemühungen Tebbe nicht mehr ein- und überholen.

Jörg Tebbe fuhr auch in diesem Finale so wie er ist, ruhig und besonnen, aber trotzdem bestimmt und mit sauberem Strich in den Kurven. Mit einigem Vorsprung vor seinem größten Konkurrenten Martin Smolinski fuhr er in Scheessel als Erster und damit als neuer Deutscher Langbahnmeister über die Ziellinie.

Wer große Jubelstürme oder Wheelies von Tebbe erwartet hatte, der wurde enttäuscht, denn der große Klamauk ist nicht seine Sache. Er fuhr um das Oval und winkte den Zuschauern freundlich zu.

Bravo Jörg Tebbe, das war ganz großes Kino eines großen Sportsmannes und eines wirklich netten Kerls.

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